Max Harmonist wurde am 10. Februar 1864 in Berlin geboren. Er gehörte zu einer Gruppe von Berliner Schachspielern (Siegbert Tarrasch, Kurt von Bardeleben, Berthold Lasker u.a.), die „auf der Grundlage von Steinitz‘ Ideen einen eigenen Spielstil entwickelten, der sich in der Folge in der intensiven Turnierpraxis bewährte“ (Em. Lasker).
Der Mundharmonikaspieler war eine herausragende Persönlichkeit – der einzige Balletttänzer in der Geschichte des Schachs! Und zwar nicht irgendeine, sondern die des Königlichen Opernhauses Berlin. Max erlangte große praktische Stärke, als er begann, das Café Royal zu besuchen, wo sich Schachspieler trafen. Der Neuling saugte das Wissen auf wie ein Schwamm und erhielt bald den Spitznamen „Kleiner Morphy“ – „Little Morphy“ für sein bemerkenswertes Schachtalent und seine Winzigkeit! Die Interessen des Harmonisten waren breit gefächert: Max interessierte sich sehr für Malerei, Literatur und Musik. Man kann sich nur fragen, was er wohl erreicht hätte, wenn er sich ganz dem Schach gewidmet hätte. Der junge Mann erlangte den Meistertitel, nachdem er 1885 ein Nebenturnier des Deutschen Schachbundes in Hamburg gewonnen hatte.
Sein Debüt auf der großen Schachbühne gab Max Harmonist bei der fünften Offenen Meisterschaft der Deutschen Schachunion (1887). Er spielte schlecht, wurde aber von den bedeutenden Joseph Blackburn, Isidor Gunsberg und Emil Schalopp besiegt. Beim Jubiläumsturnier in Berlin schlug er bald alle einheimischen Meister. Beim Superturnier in Nürnberg wurde der Harmonist bereits Vierter, mit einem Mikromatch gegen Siegbert Tarrasch, der zu diesem Zeitpunkt als einer der Hauptanwärter auf die Weltmeisterschaft galt.
Der Tänzer der Königlichen Oper hatte jedoch in den folgenden Wettbewerben schlecht gespielt und zog sich allmählich von praktischen Auftritten zurück, obwohl er Schachcafés in der deutschen Hauptstadt besuchte.
Siegbert Tarrasch: „Er besaß so seltene Eigenschaften wie Selbstkritik und ein gesundes Selbstwertgefühl, was dazu führte, dass er selten an internationalen Turnieren teilnahm, obwohl der Harmonist durch sein Talent glänzte. Nur gelegentlich spielte er im Café Kaiserhof, das er täglich besuchte, Schach. Stattdessen fand er ein anderes Betätigungsfeld als seinen Hauptberuf als Balletttänzer, der ihm den Lebensunterhalt sicherte. Da er keine höhere Bildung genossen hatte, wandte er sich der Kultur zu, las regelmäßig und besuchte häufig das Theater. Dadurch wurde er zum Theaterkenner, und seine lockere Berliner Art, gepaart mit seinem Witz und seinen angenehmen Umgangsformen, machten ihn zu einem gern gesehenen Gast in jeder Gesellschaft. Sogar Persönlichkeiten wie Gerhart Hauptmann und Emmanuel Reicher (der berühmte deutsche Dramatiker und Künstler) hörten diesem lebhaften Kind zu.“
Tarrasch und der Harmonist waren befreundet, und es war kein Zufall, dass Max sich 1893 aktiv an der Beschaffung von Mitteln für Siegberts Match gegen Michail Tschigorin beteiligte – eine Art Finalherausforderungsspiel.
„Einen wesentlichen Beitrag habe ich selbst geleistet; außerdem haben mein Schwiegervater, Eduard Rudolf, Direktor der Spinnerei, und mein Bruder, der Arzt Dr. Georg Tarrasch, sowie einige Nürnberger Schachspieler, nämlich die Herren Epstein, Neukirch und Schröder – stellvertretender Vorsitzender des Nürnberger Schachklubs, zu dessen Präsident ich inzwischen gewählt worden war – die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt. Immerhin 1.000 Mark steuerte der Schachklub Anderssen aus Frankfurt am Main in gewohnter Großzügigkeit bei, und den Rest sammelten die Herren Max Harmonist und Albert Geide in Berlin in Form von Wetteinsätzen, wobei sie wie Buchmacher vorgingen“ (S. Tarrasch).
Leider litt der Harmonist zu Beginn des neuen Jahrhunderts schwer an fortschreitender Zerebralparese. Er konnte nicht mehr gehen und verbrachte die letzten Tage seiner Aktivität im Bett liegend mit dem Nachspielen von Schachspielen. Es wurde sogar noch schlimmer. Am 16. Oktober 1907 verstarb einer der Autoren der Berliner Version des spanischen Spiels.
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