Die Deutsche Schulschachstiftung macht sich Gedanken, wie sie die Pädagogen bei der Wissensvermittlung unterstützen kann. Umso schöner ist es, wenn Erfahrungsberichte Möglichkeiten aufzeigen, was und wie man Schach in Schule und Erziehung erfolgreich einsetzen kann. Das hier vorgestellte Modell bietet auch den Schachvereinen neue Möglichkeiten der Ansprache von Schachinteressenten und die Grundlage für Kooperationen. Mit Schach eine Fremdsprache entdecken, sich einen Wortschatz erschließen und den neuen Wortschatz aktiv einsetzen ist eine spielerische Form, sich aktiv mit Sprache auseinanderzusetzen, was Kinder anspricht und sie auf Entdeckungsreise mitnimmt.
In Deutschland gibt es den Begriff „fächerübergreifenden Unterricht“, den ich zu meiner Schulzeit nicht kannte. Dennoch schauten seinerzeit die Fachlehrer regelmäßig über den Tellerrand und stellten einen Bezug zur Lebenswirklichkeit und zu anderen Schulfächern her. Sprache im Sinne des „fächerübergreifenden Unterrichtens“ könnte für den einen oder anderen ein neuer Gedanke sein. Der Sprachwortschatz zum Verstehen der Kommentare in der Schachliteratur (sofern es sich nicht um die bloße Wiedergabe der Analyse von Schachprogrammen handelt) ist tatsächlich ein guter Ausgangspunkt zum Erlernen einer neuen Sprache, denn das, was auf dem Schachbrett stattfindet, versteht so mancher als Abbild der Lebenswirklichkeit. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass man durch das Lesen von Schachbüchern in der Fremdsprache einen soliden Wortschatz der jeweiligen Fremdsprache erwirbt. Ein gutes Wörterbuch in der althergebrachten Form – als Buch – hat den Vorteil, dass unterschiedliche Bedeutungsvarianten angeführt sind. Man begreift, dass Sprache etwas Lebendiges ist und es nie eine exakte 1:1 –Übersetzung geben kann, die universell gültig ist. Das aktive Suchen der Vokabel im Wörterbuch und die Auswahl einer geeigneten Übersetzung aus den angegebenen Möglichkeiten ist eine sehr intensive Beschäftigung mit Sprache. Das wäre ganz im Sinne des Ulmer Gehirnforschers Manfred Spitzer:
„Das Kind muss die Dinge anfassen, es muss mit den Dingen umgehen lernen. Und wenn heute die Kinder an die Schule kommen und können keinen Griffel mehr halten, weil sie sich nur noch mit Wischen über eine Glasoberfläche beschäftigt haben und ihre Hand damit weder motorisch, noch sensorisch in irgendeiner Weise vernünftig trainiert haben, dann haben die einen Nachteil…“
(Quelle: Manfred Spitzer im Gespräch mit Tobias Armbrüster, 08.03.2018, https://www.deutschlandfunk.de/digitales-klassenzimmer-psychiater-wenn-kinder-nur-wischen-100.html)
Ähnliche Erfahrungen machten Jessica Paula Vescovi und Vera Lucia Medeiros de Albuquerque de Azambuja in Brasilien, die ihre aktuellen Erfahrungen mit Distanzunterricht in Pandemiezeiten in dem Artikel „“English with chess”: reports of an interdisciplinary experience“ veröffentlichten. Ihre Erfahrungen lassen sich auch auf das Erlernen anderer Sprachen übertragen und geben Impulse für neue Formen des fächerübergreifenden Unterrichtens . Ihre Vorgehensweise ist eine schöne Anregung, wie der Sprachunterricht für die Schüler attraktiver gestaltet werden kann. Ihre Vorgehensweise und Erfahrungen werden anhand des Distanzunterrichtes beschrieben.
More Stories
Der Schach-Tiger aus Schweden & seine Chaostheorie
Daniel Kopylov und Magnus Ermitsch bald Internationale Meister !
Jugend-WM in Italien: Von Spürhunden im Turniersaal und dem Warten auf Erfolg. Vökler: „Bisher unglücklich agiert“
Presse
ZWEI LEGENDÄRE SPIELER, KEINE ERÖFFNUNGSVORBEREITUNG. WER WIRD GEWINNEN? 20.-22. November 2024
Am kommenden Wochenende in Thalwil: Schweizer Rapid- und Blitzschach-Meisterschaft