126 Aktive, darunter 19 Deutsche.
Auf Rhodos fanden sich Europas Schach-Senioren zusammen, um im „Conference center of Olympic Palace Hotel“ ihre jährliche! EU-Meisterschaft auszuspielen. Zugleich rochierten in Rhodos die Amateure bei der EU-Amateur-Ch um die Wette, die wir heute aber aus den Augen lassen werden. Schon der Umstand, dass die FIDE um 22:00 h noch keine Schluss-Tabelle preisgeben konnte, weist darauf hin: Es war spannend in Griechenland. Während diese heiter angelegten Zeilen entstehen, brennt ein Wahrzeichen europäischer Geschichte nieder: Notre Dame in Paris steht unrettbar in Flammen.
Bei den Senioren 50+ waren starke Spieler aktiv: Die Numero uno war ein Zwofünfer, der georgische Großmeister (!!) Zurab Sturua. An eins gesetzt, an eins abgeschlossen: Start-Ziel-Sieg mit schönen 7,5 aus anstrengenden neun Partien. Ebenso viele Punkte errang der Serbe Zurab Sturua (2492); nur die Lottofee der Feinwertung war gegen ihn. Und die Deutschen? FM Dr. Reinhold Schnelzer war deren Bester; mit 5,5 Punkte rangierte er oberhalb der ja irgendwie magischen 50%.
Im Feld der 65+ Spieler riss einer meiner Helden des früheren Eröffnungs-Studiums den Sieger-Lorbeer an sich, nämlich der Russe Juri Balaschow, Großmeister, inzwischen „nur noch“ 2470 Elo … stopp! Das war die Startrangliste. Balaschow wurde Zweiter, vor ihm parkte der dänische GM (klar, darunter machen wir’s hier nicht) Jens Kristiansen ein, Elo 2376, phänomenale 8,0 aus neun und damit genau ein Punkt vor Balaschow (und: nein, ich übernehme nicht die englisch/chessbasige Schreibweise russischer Namen – es gibt schon genug Englisch in der Sprachwelt). Kristiansen hatte 1987 eine Elo-max. von 2480; viel ging ihm seither nicht verloren.
Der 1953 geborene, deutsche IM Dr. Evgueni Chevelevitch (Jewgeni Tschewelewitsch) wurde Vierter in diesem schwierigen Turnier. Er spielt für den Hamburger SK ist ein Zwovierer, nämlich Elo 2416 (DWZ 2334). Der umfangreiche Eintrag in Wikipedia über ihn ist lesenswert:
Vor ihm ein Israeli, ein Russe, ein Däne – es ist faszinierend, welche Anziehungskraft dieses Turnier in einem griechischen 5-Sterne-Hotel auf Spieler in aller Welt ausübt! Mit dem deutschen FM Boris Gruzman (Elo 2186) wurde ein Spieler mit 6,0 Pkt. Siebter, den man mit seinem Rating niemals so weit vorne erwartet hätte – eine tolle Leistung.
Bei der Schlusstabelle der Damen 65+ glaubte ich erst zu halluzinieren: Eine großartige Spieler einer längst vergangenen Zeit reüssierte mit der Kraft ihrer 77 Jahre: Die Georgierin Nona Gaprindaschwili wurde mit 5,5 Pkt. tolle Vierte!
Die beste Deutsche, WIM Brigitte Burchardt, spielte den Erwartungen entsprechend großartig, sammelte ebenso viele Punkte wie die Gaprindaschwili und wurde Fünfte. Siegerin, also Europameisterin, wurde die Russin Elena Fatalibekova – eine Frau mit Vergangenheit (und hoffentlich auch Zukunft!) http://www.chessgames.com/player/elena_fatalibekova.html
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Rhodos. Dem Einen – mir – fällt dazu der Rhodos-Teller beim Griechen gegenüber ein, irgendein Besserwisser findet sich immer, der bedeutungsschwer „Hic Rhodus, hic salta!“ vor sich hin murmelt, aber nicht weiß, was das heißt. Das Geschichts-Studium liegt schon ein paar Donnerstage zurück; es musste also nachgeschlagen werden: „Hier ist Rhodos, hier springe!“) und fußt auf einer Fabel von Äsop, die mit einem Fünfkämpfer zu tun hat. Ist wohl schon länger her. Der Andere ergänzt etwas über die Diamanten-Minen des Cecil Rhodes, bis klar wird, dass Rhodos und Rhodesien so viel miteinander zu tun haben wie ein Rhododendron-Strauch mit diesen beiden.
Nun mal ernsthaft: Auf Rhodos wurde und wird heuer hochkarätiges europäisches Schach gespielt! Die ersten rhodischen Städte waren strategischer Außenposten der hellenischen Händler direkt vor der heutigen Türkei. Die ECU, die FIDE und mancher Schachreisehändler bieten immer wieder hier oder überhaupt in Griechenland viele Turnierurlaube an, also gut besetzte Schachwettkämpfe in einem kultivierten, den Preis werten Rahmen und bester Organisation. Wenn ich’s könnte: Ich würde es tun!
Text: Ralf Mulde
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