November 30, 2024

Als die Bayern die Bayern des Schachs schlugen

Von Hartmut Metz

Die zwölf Schachspieler des FC Bayern München waren bei der Bundesliga-Schlussrunde alle heiß auf die Weltauswahl der OSG Baden-Baden. „Ein Höhepunkt. Alle wollten spielen“, berichtete Teamchef Jörg Wengler aus Berlin. Doch nur acht konnte er gegen den deutschen Meister an die Bretter schicken – und wählte die acht Richtigen. Die Kurstädter unterschätzten derweil wohl etwas den „kleinen“ FCB und ließen wegen der täglichen Doppelrunden Asse wie Ex-Weltmeister Viswanathan Anand (Indien) und den WM-Kandidaten Maxime Vachier-Lagrave auf der Bank.

Makan Rafiee (links) sichert sich in der Bundesliga-Saison mit 5:4 Punkten eine Norm zum Internationalen Meister. | Foto: Johannes Winkler

Rustam Kasimdschanow brachte den haushohen Favoriten mit einem Sieg über Linus Johansson in Führung. Doch angesichts der mühelosen Remis an den vier vorderen Bretter witterte Wengler: „Heute ist etwas drin!“ Das sah auch sein Spitzenspieler so: „Als mir Radoslaw Wojtaszek im 21. Zug ein Remis anbot, nahm ich das gerne an. Ich dachte, dass ich schlechter stehe, und sah an den hinteren Brettern gute Chancen für uns“, erzählt Niclas Huschenbeth, „so war es dann auch.“ An den hinteren drei Positionen trotzten tatsächlich die Schweden Martin Lokander und Philip Lindgren ebenso wie Makan Rafiee der badischen Elo-Übermacht.

Lokander büßte zwar gegen Sergej Mowsesjan eine Figur ein, hatte aber zwei übermächtige Bauern, die sich bis kurz vor die Damen-Umwandlung unwiderstehlich auf die siebte Reihe schoben. Mowsesjan gab daher auf. Gar zwei Damen hatte Makan Rafiee auf dem Brett und hätte gleich noch eine dritte holen können, weshalb Vadim Milov am achten Brett gratulieren musste. Philip Lindgren sicherte danach mit einem Remis gegen den italienischen Großmeister Yannick Gozzoli den 4,5:3,5-Sieg ab! „Das war unglaublich. Ich konnte bis zum Schluss nicht glauben, dass wir gewinnen. Schon ein 4:4 wäre ein Riesenergebnis für uns gewesen“, sagt Huschenbeth.

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