Dezember 1, 2024

Person des Tages: Tassilo von Heydebrand und der Lasa

Tassilo von Heidebrand und der Lasa (im Volksmund auch einfach Baron von der Lasa genannt) wurde am 17. Oktober 1818 in Berlin geboren. Von der Lasa wuchs in einer sehr wohlhabenden, adligen Familie auf und wurde schon in jungen Jahren zum Diplomaten ausgebildet. Schon früh lernte er schießen, reiten und Schach spielen. Er studierte Rechtswissenschaften in Berlin und Bonn.

In seinen jungen Jahren etablierte sich von der Lasa als einer der stärksten Spieler im Deutschen Reich. Er galt als einer der sogenannten „Berliner Plejaden“. Der Baron war eng mit dem talentierten Maestro von Bilger befreundet und war der eigentliche Mitautor des bedeutendsten schachtheoretischen Buches des 19. Jahrhunderts – The Chess Manual (1843). Die Arbeit an dem Werk wurde nach dem frühen Tod des jungen Paul Rudolf von Bilger abgeschlossen, und von der Lasa setzte seinen Namen nicht auf den Einband des Buches. In der Folgezeit gab der Baron fünf Nachdrucke des Handbuchs heraus.

In seinem diplomatischen Dienst war der berühmte Schachspieler in Schweden, Dänemark und Brasilien tätig. Er war einer der Hauptakteure des Deutschen Schachbundes, und seine diplomatischen Fähigkeiten halfen ihm bei der Organisation von internationalen Spielen und Turnieren. Der Deutsche Schachbund wählte von der Lasoo zu seinem ersten Ehrenmitglied.

Als praktizierender Schachspieler hinterließ von der Lasa keine so sichtbaren Spuren, da er sich mehr mit der Vorbereitung und Organisation von Turnieren beschäftigte als mit der Teilnahme an ihnen. In inoffiziellen Partien spielte von der Lasa jedoch erfolgreich gegen die größten Meister der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts: Adolf Andersen, Howard Staunton und andere.

Von der Lasa ging 1864 in den Ruhestand. Während seiner zahlreichen Reisen (u.a. 1887-1888 um die Welt) stellte er eine einzigartige Schachbibliothek zusammen und veröffentlichte 1896 deren Katalog. Im Jahr 1897 wurde von der Lasas letztes Werk über Schachgeschichte und -theorie, Studies in Chess History and Literature, veröffentlicht.

Von der Lasa half dem Engländer Harold Murray bei der Erforschung der Entstehungsgeschichte des Schachspiels und finanzierte die Suche nach alten Manuskripten und den ersten Büchern über das Schachspiel. Ein Großteil von Murrays Arbeit hat das moderne Denken über die Verbreitung des Schachs von Asien nach Europa und seine Entwicklung innerhalb der italienischen und französischen Schule geprägt.

Einer der angesehensten Schachspieler und Historiker seiner Zeit verstarb am 27. Juli 1899 in seinem Herrenhaus bei Lyssa in der Nähe von Poznan.