Frage:
Lieber Herr Huschenbeth, wenn man Uwe Seeler oder Horst Hrubesch in ihrer aktiven Zeit den in der Überschrift anklingenden Wechsel vorgeschlagen hätte, hätte sich der Spieleragent vermutlich schnell auf die Flucht vor den besagten Mittelstürmern machen müssen. Im modernen Schach scheint es leichter zu sein, als eingefleischter Hanseat ein Trikot des FC Bayern anzuziehen, oder? Wie war das bei Ihnen?
Antwort:
Na ja… Ganz so einfach kann man Schach mit Fußball und insbesondere den FC Bayern mit seiner „Über-Rolle“ im deutschen Fußball nicht vergleichen, auch wenn es letztendlich derselbe Verein ist, für den ich nun am Brett sitze. Mit dem FC Bayern kämpfen wir in der Schachbundesliga – anders als die Fußballprofis – tendenziell eher gegen den Abstieg als um die Meisterschaft.
Für mich persönlich hatte der Wechsel von der Alster an die Isar mehrere Beweggründe: Zum einen möchte ich in der Bundesliga unbedingt gegen die stärksten Spieler antreten, um mich schachlich weiterzuentwickeln. Das wäre mir in Hamburg wohl so nicht möglich gewesen, auch wenn ich dort viele Jahre gerne beim HSK gespielt habe. Hinzu kommt, dass wir in München ein tolles Team sind und mich insoweit mit den Spielern und Vereinsangehörigen auch persönliche Freundschaften verbinden. Deshalb war der Wechsel eine gute Entscheidung.
Frage:
Sie sind nicht nur als deutscher Spitzengroßmeister ein bekanntes Gesicht im deutschen Schach. Über Ihre Schachschule chessence und Ihren Videokanal erreichen Sie tagtäglich tausende Jünger Caissas. Die Tochter eines Freundes, die erst 2020 mit dem Schach angefangen hat, war durch Ihren Youtube-Kanal (mehr als 22 Millionen Klicks) so mit Ihnen vertraut und wusste so viel von Ihnen zu berichten, als würden Sie sich zweimal wöchentlich persönlich treffen. Kann ein Schachgroßmeister digitaler Pop- (oder Rock-?)star sein und macht sich eine solche Bekanntheit im normalen Leben außerhalb des Schachbretts im Supermarkt oder an der Tankstelle bemerkbar?
Antwort:
Dass Schachspieler zu echten Berühmtheiten und Stars avancieren können, zeigen einige bekannte Beispiele: So sind etwa Magnus Carlsen und Levon Aronian in ihren Heimatländern Norwegen und Armenien gefeierte Idole und dort überall bekannt. In meinem Fall haben die Pandemie und meine online-Tätigkeit tatsächlich dazu geführt, dass ich hin und wieder mal auf der Straße erkannt und auf meine Videos angesprochen werde. Ich muss mich allerdings nicht verkleiden, wenn ich mal ausgehen will. Im Gegenteil, wenn ich ein- bzw. zweimal im Monat auf meine Internetaktivitäten, insbesondere auf die Lehrvideos rund um das Schach angesprochen angesprochen werde, freut mich das allerdings, denn meistens kommt sofort ein positives Feedback über den erzielten Lernerfolg und nicht selten entwickelt sich daraus ein gutes Gespräch.
Frage:
Mit Ihrer Schachschule chessence legen Sie ein neues Lernkonzept vor. Ich habe mir während einer Werbeunterbrechung auf chess24.com dazu Ihr vollständiges Video angesehen und war sehr angetan. Können Sie uns das chessence-Konzept in wenigen Sätzen vorstellen und wer sollte sich bei Ihnen unbedingt (an)melden?
Antwort:
Wir verfolgen mit chessence ein ganzheitliches Lernkonzept, was schon etwas Besonderes ist. Abhängig von der Spielstärke können Schachspieler bei uns eins von drei auf sie zugeschnittenen Trainingsprogrammes wählen: Erreiche 1400, Erreiche 1700 oder Erreiche 2000 DWZ. Das beinhaltet Videos, Aufgaben und Unterlagen zu allen Bereichen (z.B. Eröffnung, Mittelspiel, Endspiel, Taktik, etc.). Lehrbücher und sonstiges Übungsmaterial sind daneben an sich nicht mehr erforderlich. Natürlich ist für eine Spielverbesserung auch ein gewisser Trainingsaufwand erforderlich, denn Schach ist ja kein „einfaches Spiel“. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass ein Spieler, der sein Lernziel erreichen will, unsre Lernvideos anschaut und die Aufgaben löst, diesen Erfolg auch haben wird. Die Rückmeldungen, die wir erhalten, bestätigen dies jedenfalls. Es sollte sich daher jeder Schachinteressierte bei chessence anmelden, der sein Schachspiel auf ein bestimmtes Level verbessern möchte und hierfür bereit ist, ein bisschen Zeit und Geld zu investieren!
Frage:
Auch wenn Sie das Schachspiel sehr früh gelernt haben, sind Sie mit Ende zwanzig schachlich in den besten Jahren. Welche Ziele und Pläne haben Sie für die nächste Dekade in Bezug auf das königliche Spiel? Werden wir Sie zur zentralen Endrunde in Berlin am Brett sehen?
Antwort:
Zum zweiten Teil der Frage kann ich vorab klar sagen, dass ich in Berlin dabei sein werde und mich auch schon darauf freue.
Für die nächsten Jahre habe ich ambitionierte Ziele sowohl für meine schachliche Weiterentwicklung als auch für meine Unternehmen. Auf jeden Fall möchte ich den Sprung in die Top-100 der Welt schaffen, wofür eine ELO-Zahl von ca. 2650 notwendig sein dürfte. Das wird zwar nicht einfach zu erreichen sein, ich traue mir einen solchen Sprung aber zu. Zwei oder drei richtig gute Turniere werde ich hierfür aber brauchen. Natürlich würde ich auch gerne in der deutschen Nationalmannschaft spielen, was mit dem Erreichen von 2650 aber auch gut möglich wäre. Was darüber hinaus noch erreichbar ist, muss ich dann sehen, wenn es soweit ist…
Natürlich möchte ich auch meine Schachschul- und Internetaktivitäten inhaltlich und wirtschaftlich weiter voranbringen. Neben chessence habe ich mit modernchess.de noch eine weitere Seite aufgebaut, die sich vor allem mit Eröffnungen befasst und auch meinen youtube-Kanal werde ich natürlich noch weiter ausbauen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Sehen Sie auch die die Webseite der zentralen Bundesligarunde
More Stories
Neue FIDE-Weltrangliste mit Vincent Keymer in den Top 20 und großem Kletterer Frederik Svane
Offenes Online-Mädchentraining (U8 bis U11) mit der Grande Dame des Deutschen Schachs, GM Elisabeth Pähtz
Laras Blog: Ich bin Deutsche Uni-Meisterin!
Deutsche Uni-Meisterschaft: Attraktives Turnier in luxuriösem Ambiente – Poetsch und Schulze holen sich die Titel bei der „spannenden Mischung“ aus Profis und Amateuren
Zeltlager der DSJ – tolles Nikolausgeschenk, wer sich am 6.12 anmeldet
Erfolgreicher Doppelspieltag aus Deizisauer Sicht