Lange Zeit hat man angenommen, dass ein Angriff mit dem g-Bauern nur bei Eröffnungen nach dem Doppelschritt des Königsbauern in Frage kommen, wie zum Beispiel in der sizilianischen Partie. Michael Botwinnik verstand es jedoch durch entsprechende Analysen und Partien nachzuweisen, dass dies auch beim Damengambit, in der Nimzo-Indischen Verteidigung durchaus angesagte Ideen sind, die unter dem Eindruck des Werkes von Botwinnik mittlerweile zum Standard-Arsenal eines Schachspielers gehören.
Die Idee hinter diesem Zug ist einerseits, den Springer von seinem Feld f6 zu vertreiben und damit die schwarze Kontrolle der schwarzen Felder zu unterminieren, andererseits einen wichtigen Verteidiger am Königsflügel zu attackieren. Nicht selten wird dabei auch der Bauer einfach geopfert, um damit eine offene Linie für den Angriff zu bekommen.
Aus diesem Grunde verwundert es nicht, dass kreative Spieler bereits im frühen Partiestadium ihren Gegner mit dem Zug g4 vor unlösbare Probleme stellen wollen. So mussten wir uns in den letzten Jahren daran gewöhnen, dass nicht nur in der Philidor-Verteidigung, in der spanischen Partie und in der slawischen Verteidigung frühzeitig zum Zug g4 gegriffen wird, sondern auch damit anfreunden, dass gegen Ende des letzten Jahrhunderts im niederländischen Groningen in der einstigen Lieblingseröffnung Wladimir Kramniks 1.c4 Sf6 2.Sc3 e6 3.Sf3 Lb4 erstmalig zum Zug 4.g4 gegriffen wurde.
Ich wünsche viel Spaß beim Studium der Partie!
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