Dezember 1, 2024

Goldjunge, so oder so

Wie weit ihn seine Gabe im internationalen Vergleich trägt, das weiß Vincent Keymer noch nicht. Sicher ist, dass er im nationalen Vergleich eher früher als später über den Dingen stehen wird. Die künftige Hackordnung des deutschen Schachs lässt sich seit einigen Tagen der Tabelle der Europameisterschaft entnehmen: Keymer steht vorne, und dahinter ringen einige andere darum, die Nummer zwei zu sein.

Wir haben im Verlauf der EM-Berichterstattung an dieser Stelle bislang tunlichst vermieden, einen Satz zu bilden, in dem die Begriffe “Vincent Keymer” und “Europameister” nahe beieinander stehen. Was würde derlei Spekulation bringen? Wenn er es schafft, toll, und wenn nicht, ist er trotzdem der Goldjunge des deutschen Schachs.

Gestern allerdings war auf dem Twitter-Account dieser Seite schon ein Tweet geschrieben, in dem es hieß, Vincent Keymer stehe nach dem Sieg beim Grenke-Open 2018 vor dem zweiten großen Turniersieg seiner jungen Karriere. Der 16-Jährige hatte mit Schwarz den russischen Großmeister und alleinigen EM-Tabellenführer Anton Demchenko dermaßen an die Wand gespielt, das Ergebnis dieser Partie schien außer Frage zu stehen. Aber dann …

Es wurde nur remis. Auch das ist genug, um Vincent zu einem der fünf Großmeister zu machen, die am heutigen Sonntag Europameister werden können, wenngleich nicht mehr aus eigener Kraft. Außerdem kämpft der 16-Jährige im Fernduell gegen den hartnäckig gleichauf liegenden Rumänen Daniel-Bogdan Deac um einen zweiten “Titel”, den Sieg in der U20-Wertung, die ihm im November einen Platz im Grand Swiss und damit im WM-Zyklus 2022 sichern würden.

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