Die gesamte Schachwelt war fassungslos über das katastrophale Ergebnis von Garry Kasparov am ersten Tag beim Blitzturniers der Grand Chess Tour in Kroatien. Obwohl 0,5 Punkte aus 9 Partien in der Tat eine absolute Katastrophe sind, stimme ich den Leuten, die das als das schlechteste Ergebnis aller Zeiten eines Top-Großmeisters bezeichnen, nicht völlig zu. Zuerst einmal war Blitzschach! Uns selbst bei Turnieren mit klassischer Bedenkzeit haben wir schon ähnliche Katastrophen erlebt.
Wer könnte schon das Kandidatenduell zwischen Bobby Fischer und Mark Taimanov, oder das andere Duell zwischen Fischer und Bent Larsen vergessen? Beide Duelle endeten mit dem gleichen einseitigen Ergebnis: 6:0. Schnellschach- und Blitzturniere sind jedoch grundsätzlich unberechenbar – wenn man einmal auf die Verliererstraße geraten ist, bleibt einfach keine Zeit, um sich zu beruhigen und durchzuatmen. So erzielte auch Alexei Shirov beim Keres Memorial Schnellschachturnier 2006 nur 0.5 von 9 möglichen Punkten. Dabei war er mit einer Elo von 2710 an Platz Zwei gesetzt gewesen. Seine Turnierleistung betrug am Ende jedoch nur 2139!
Übrigens stimmen die zahlreichen Behauptungen, Kasparov habe das absolut schlechteste Turnier seines Lebens gespielt, überhaupt nicht. So zitiert Kasparov Valery Asriyan in seinem Buch Kasparov on Kasparov 1973-1985:
„Ein schlanker, lebhafter, dunkeläugiger Junge stand bei seiner Mutter und wartete auf den Moment, in dem die Schiedsrichter die Spieler auffordern, ihre Plätze am Brett einzunehmen. Wir – eine Gruppe von Kandidatenmeistern, die nicht zum ersten Mal bei so einem Turnier spielten – schauten mit Interesse auf dieses „Kind“, das bereits mit der Qualifikation für das Halbfinale für Aufsehen gesorgt hatte. Wir wussten nicht viel über ihn: Er hieß Garik, mit Nachname Weinstein, und er trainierte im Pioneers Palace unter dem Trainer Oleg Privorotsky. Und jeder von uns hatte den gleichen ängstlichen Gedanken: „Was wäre, wenn ich gegen diesen Jungen verliere? Dann werden mich alle auslachen!“ Es lief gut. Der einzige, über den sie gelacht haben (und wie sich bald herausstellte, ziemlich grundlos) war Slava Gadzhikasumov. Garik verlor die restlichen acht Partien in den ersten neun Runden und dann brach er in Tränen aus und seine Mutter nahm ihn in den Arm und ging mit ihm fort und erlaubte ihm nicht, das Turnier zu beenden.“
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