November 9, 2024

Brückenbau im Hunsrück

Der Brückenbau ist beim Schach alles andere als ein unbekanntes Thema. Wer das Spiel lernt, dem wird eher früher als später das gleichnamige Prinzip im Turmendspiel begegnen, fälschlicherweise benannt nach dem spanischen Schachfreund Luis Ramírez de Lucena. Der ist zwar Autor des erste Schachbuchs, erschienen 1497, nur kommen darin die Lucena-Stellung und besagtes Prinzip gar nicht vor. In der Schachliteratur findet sich der Brückenbau zum ersten Mal 1634 in einem Werk des italienischen Schachfreunds Alessandro Salvio.

Fast 140 Jahre liegen zwischen diesen beiden Werken, und fast 400 Jahre nach Erscheinen des zweiten müssen wir immer noch lernen, was drinsteht. Und wenn die Lucena-Stellung eingesickert ist, steht gleich das nächste Elementar-Endspiel an: Die Philidor-Stellung, die Schachfreund François-André Danican Philidor gut 100 Jahre nach der Lucena-Stellung beschrieben hat. Das offenbart die gewaltigen Zeitkorridore, mit denen wir beim Schach arbeiten.

500 Jahre nach Lucenas Tod hat der Präsentator dieses Videos immer noch nicht gemerkt, dass Schachfreund Lucena Spanier war, nicht Italiener. Aber vielleicht erklärt er ja wenigstens das Prinzip des Brückenbaus im Turmendspiel richtig?

Und das entlarvt die ungeduldige Nörgelei von Leuten, die partout nicht einsehen wollen, dass sich nach Inkrafttreten des DSB-Leitbilds 19 Jahre lang niemand dafür interessierte, welche Leitlinien fürs Handeln drinstehen, geschweige denn sich daran hält. Was sind schon 19 Jahre im großen Schachkontext? Oder die Nörgelei von Leuten, die es falsch fanden, dass der 200. Geburtstag des großen Adolf Anderssen vollständig ignoriert wurde, weil die einjährigen Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag des gewiss nicht minder großen Emanuel Lakser keine weiteren Geburtstagsfeiern zuließen. Oder die Nörgelei von Leuten, die nicht verstehen, warum 2020 niemand das 150-jährige Jubiläum des ersten Superturniers der Schachgeschichte erwähnt, geschweige denn gefeiert hat.

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