November 22, 2024

Mannschafts-WM: Medaillen für Russland, China und zwei weitere Länder

Wie der Schachticker bereits aktuell meldete, waren die Goldmedaillen in beiden Turnieren bereits vor der letzten Runde vergeben. Silber und Bronze war dagegen jeweils noch „unklar“, und das kam letztendlich dabei heraus (auch auf den weiteren Plätzen):

Offenes Turnier (ohne Damen): Russland 16, England 13, China 12, Indien 11(22), USA 11(20,5), Iran 8(18), Aserbaidschan 8(16,5), Kasachstan 4(14,5), Schweden 4(10,5), Ägypten 3. Silber für England wurde als „Sensation“ bezeichnet – das werde ich später (mal wieder) etwas relativieren. China bekam am Ende immerhin eine Medaille, dennoch sind sie wohl nicht zufrieden – was auch für Aserbaidschan gilt.

Damen: China 18 (mehr geht nicht), Russland 14, Georgien 12(23), Ukraine 12(20,5), Kasachstan 10, Indien 9, USA 7, Armenien 4(15), Ungarn 4(11,5), Ägypten 0 (weniger geht nicht, immerhin 4 Brettpunkte). Über Bronze und Blech mussten also die Brettpunkte entscheiden – dabei recht deutlich zugunsten des Landes, das nur bei den Damen Weltklasse ist. Die Ukraine hätte auch bei den Herren mitspielen dürfen, verzichtete jedoch wie auch einige andere Länder. Und wer da mitspielte, trat nicht immer in Bestbesetzung an.

Fotos wieder von David Llada. Das Titelfoto zeigt drei der russischen Goldjungen – Grischuk, Karjakin und Nepomniachtchi. Aus der A-Klasse hatte ich Andreikin bereits im Zwischenbericht, Artemiev werde ich nachreichen. Und nun eher im Schnelldurchlauf durch die Runden seit dem Ruhetag. Zuvor führte Russland bei den Herren und China bei den Damen, beide liessen nichts (oder jedenfalls wenig) mehr anbrennen.

Nach Runde 6 kam dabei im offenen Turnier doch noch ein bisschen Spannung auf – es lag an den beiden Herren vorne auf dem nächsten Foto:

Naiditsch packte gegen Karjakin die Kalashnikov aus (1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4? cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5), und es funktionierte wunderbar. Das Fragezeichen zum dritten weissen Zug ist natürlich nicht ernst gemeint, aber Datenbank-Statistiken sind erstaunlich: mit dieser Variante erzielte Naiditsch insgesamt 7,5/8 mit Schwarz – die zuvor bekanntesten Gegner waren (aus unterschiedlichen Gründen) Georgios Souleidis und Rustam Kasimdzhanov, das Remis erzielte der Pole Jacek Tomczak. Der Leser kennt bereits das Ergebnis dieser Partie, womit Naiditsch seinen Score gegen Karjakin auf +6=2-2 verbesserte. Caruana und Carlsen hatte er immerhin jeweils zweimal besiegt, hat der Baden-Badener das Zeug zum Weltmeister? Dafür müsste er sich erst für das Kandidatenturnier qualifizieren und dieses dann gewinnen.

Auch mit 4.-Db6!? fuhr Naiditsch relativ gut, allerdings gegen durchgehend relativ schwache Gegner und neben elf Siegen und einem Remis gab es für ihn auch drei Niederlagen. Was soll man denn machen, wenn er Sizilianisch mit 2.-Sc6 spielt? 2700er (Nepomniachtchi, Bacrot, Vachier-Lagrave) spielten 3.Lb5 oder 3.Sc3 (3.-Sf6 4.Lb5) und gewannen damit.

In dieser Partie opferte Naiditsch mit 29.-Txe4?! eine Qualität – die Zeichensetzung deutet bereits an, dass es objektiv nicht korrekt war, aber Karjakin verpasste die Chance 30.Kf2. In der Partie bekam er Kompensation für die Qualle, aber objektiv zunächst nicht mehr – Schwarz stand aktiv und Weiß passiv-solide. Aber dann verlor Karjakin den Faden und kassierte die zweite Niederlage in Serie – vor dem Ruhetag ja noch unnötiger gegen Jumabayev.

Nepomniachtchi (Foto aus einer anderen Runde) erzielte gegen Mamedov den Ausgleich für Russland. Rauf Mamedov konnte seinen Fast-Namensvetter Shak Mamedyarov nicht annähernd ersetzen – damit war zu rechnen, aber er enttäuschte auch relativ zu seinen Elo-Verhältnissen.

Neben Russland-Aserbaidschan gab es noch ein 2-2, mit dem wohl niemand gerechnet hätte: Ägypten erzielte einen Mannschaftspunkt gegen … China, und das hatte in der Endabrechnung sensationelle Konsequenzen. Dabei bestätigte Adly zunächst das Gerücht, dass man gegen Wei Yi kein Sizilianisch spielen sollte da man unweigerlich in einer schlechten Variante landet. Nach theoretisch noch bekannten Mustern stand er nach 15 Zügen auf Verlust, aber dann konnte er das gar noch gewinnen. Den Ausgleich für China erzielte Ni Hua gegen einen gewissen IM Abdelnabbi, für den das Turnier nach insgesamt 0/3 vorbei war – wobei es der vor ihm eingeordnete GM Hesham mit insgesamt 0.5/7 auch nicht viel besser machte.

Im Match England-Iran erfuhren wir was passiert, wenn Adams gewinnt – dann gewinnen seine Mannschaftskollegen auch, eine Ausnahme bestätigte die Regel:

Da Gawain Jones krank war, durfte Brett 5 Jon Speelman auch mal WM-Luft am Brett schnuppern und ging gegen seinen Enkel (altersmässig würde es passen) Firouzja sang- und klanglos unter. Endstand dann aber 3-1 für England, warum gewann Adams eigentlich? Weil er die gegnerische Einladung 40.h4?? Dg3+ dankbar akzeptierte. Der verflixte 40. Zug, ist aber auch nicht der richtige Moment für derlei Lockerungsübungen.

In den beiden verbleibenden Matches konnten sich die Favoriten klar durchsetzen: Schweden-USA 0.5-3.5, Indien-Kasachstan 3.5-0.5.

Bei den Damen siegten in dieser Runde durchweg die Favoritinnen, meistens knapp 2.5-1.5 bis auf Ägypten-Georgien 0.5-3.5. Kasachstan war gegen Ungarn nur leicht favorisiert, aber die Kasachinnen sind jung und eventuell etwas Elo-unterbewertet.

In Runde 7 wieder Rückkehr zu bekannten Mustern: Russland nach dem Motto „einer gewinnt, drei machen remis, das sind dann zwei Mannschaftspunkte“. Matchwinner gegen die USA war

Vladislav Artemiev, der den pensionierten Vlad Kramnik durchaus ersetzen konnte (wobei man Brett 1 nicht mit Brett 4 vergleichen kann).

England nach dem Motto „Adams verliert, zwei andere gewinnen, auch das sind zwei Mannschaftspunkte“ –

wobei ein 2.5-1.5 gegen Ägypten (Adams-Amin 0-1) nicht unbedingt standesgemäss war.

Auch ansonsten knape Ergebnisse: China nur 2.5-1.5 gegen Schweden, da Ni Hua gegen IMs (heute Johansson) gewinnen kann. Kasachstan-Iran 1.5-2.5, da sich die Gegner von Kasachstan auf GM Kostenko verlassen konnten: er verlor immer, insgesamt viermal. Aserbaidschan-Indien war an allen Brettern ziemlich Elo-ausgeglichen, heraus kamen vier Remisen.

Bei den Damen dagegen in dieser Runde mehrere klare Siege: China-Ägyten 4-0 da die Chinesinnen eben (relativ gesehen) besser drauf waren als die Chinesen, vielleicht auch da die Ägypterinnen noch krassere Aussenseiterinnen waren als die Ägypter. USA-Indien 0-4, Georgien-Kasachstan 3.5-0.5. Sowie zweimal 2-2 – bei niedrigem Eloschnitt über acht Bretter (Ungarn-Armenien) und auch bei für Damenverhältnisse hohem:

Bei Russland-Ukraine zwei Remisen an den hinteren Brettern und auch Muzychuk erzielte 50%, der optische Unterschied zwischen Mariya und Anna hier klar – Mariya am Spitzenbrett entspannt zurückgelehnt, Anna an Brett 2 über das Brett gebeugt. Deshalb gewann Mariya – vielleicht auch weil ihre Gegnerin Kateryna Lagno patzte. Und Anna verlor – vielleicht auch weil sie Kosteniuksche Angriffschancen am Königsflügel unterschätzte. Russland-Ukraine 2-2 war quasi zu wenig für beide Teams.

Runde 8: Russland machte sein Meisterstück

gegen Schweden. Dazu hiess es „leichter Gegner“, aber jeder durfte im Turnierverlauf mal gegen die skandinavischen Reserve-Reservisten spielen. Endstand 3.5-0.5 für Russland, da Karjakin diesmal nicht verlor (Remis gegen Grandelius) und seine Kollegen gewannen.

Grischuk im üblichen Grischuk-Look kann ich auch noch mal individuell zeigen.

Das war bereits der Turniersieg für Russland dank passender Ergebnisse in anderen Matches. China raffte sich noch einmal auf und gewann 3-1 gegen England – höher (3.5-0.5) gewannen sie in diesem Turnier nur gegen die noch enttäuschenderen Azeris. Neben Ding Lirens Endspielsieg gegen Adams war matchentscheidend, dass von den beiden Zeitnot-Spezialisten Wei Yi und Howell der Engländer im 37. Zug fehlgriff.

Sowie Indien-USA 2-2 – zwar gewann Ganguly gegen Onischuk, aber Sasikiran spielte gegen Sevian ein Bauernopfer der inkorrekten Sorte. Für den 17. und 18. Zug brauchten beide zusammen über eine Stunde, und danach war die Partie praktisch bereits entschieden. Iran-Aserbaidschan ebenfalls 2-2, aber das war eher turnier-irrelevant.

Wie auch das verbleibende Match, aber danach knallten (falls sie Alkohol trinken) bei Ägypten die Sektkorken: 2.5-1.5 gegen Kasachstan, der zweite und dritte Mannschaftspunkt in diesem Turnier und damit mehr als zuvor bei mehreren Mannschafts-WMs zusammen. Bassem Amin ist am Spitzenbrett durchaus konkurrenzfähig, Ahmed Adly an Brett 2 auch aber das war’s eigentlich. Die Matchentscheidung dann an Brett 3 IM Fawzy-GM Kazhgaleyev: Weiß hatte zwei Mehrbauern, Schwarz Druck am Königsflügel. Engine-Urteil ausgeglichen (Dauerschach oder Zugwiederholung), aber Schwarz wollte wohl mehr und bekam weniger – der vermeintliche Gewinnzug 32.-Te3 verlor.

Bei den Damen machten die Chinesinnen mit einem 3-1 gegen die USA ihr Meisterinnenstück, Siege dabei für Tan Zhongyi und Lei Tingjie, die insgesamt am erflogreichsten agierten (7/9 bzw. 7/8). Danach eine Pressekonferenz:

Und Lei Tingjie wird auch noch – besser gelaunt – individuell fotografiert:

Teams, die nun nur noch auf andere Medaillen spekulieren konnten, erzielten unterschiedliche Ergebnisse: Russland-Ungarn 4-0, Armenien-Georgien 2-2 (bei den Herren wäre Georgien damit zufrieden, bei den Damen eher nicht), Indien-Ukraine 1.5-2.5 wobei diesmal Anna Muzychuk gewann.

In Runde 9 ging es also nur noch um die anderen Medaillen. Russland stand bereits als Turniersieger fest und gewann trotzdem 2.5-1.5 gegen Indien, wobei das umgekehrte Ergebnis durchaus denkbar war. Nepomniachtchi wählte gegen Ganguly einen wohl zu Recht sehr seltenen siebten Zug und hatte später genau null Bauern für eine abhanden gekommene Figur. Aber irgendwie konnte er wühlen, wühlen, wühlen und remis halten. Grischuk stand gegen Sethuraman zwar besser, aber sein Endspiel mit Türmen und ungleichfarbigen Läufern war trotz Mehrbauer wohl objektiv remis – Sethuraman konnte das jedoch nicht beweisen.

Davon profitierte England, so bedeutete das gegen Schweden übliche Ergebnis 3.5-0.5 (fünf von neun Teams schafften das) Silber. Auch Adams gewann, damit hat ein anderer Spieler am Spitzenbrett noch mehr Elopunkte verloren – aber das kommt später.

Die Choreographie beim Gruppenfoto war sorgfältig einstudiert, nur Jon Speelman hinterliess bei vorangegangenen Proben keinen guten Eindruck – also wurde er durch Malcolm Pein (rechts) ersetzt. Dessen Spezialität ist reden, organisieren, einen Beitrag zum Motto der Chess Tour „wir machen vermögende Spieler reicher“ liefern, und schachpolitische Ambitionen hat er auch. Im Basketball wäre klar, warum Michael Adams der Schwachpunkt im Team war.

Adams erzielte 3.5/9, seine Kollegen jeweils +3 (6/9 für McShane und Howell, 5.5/8 für Jones). Da Luke McShane an Brett 2 die stärksten Gegner hatte und da er weniger spielt als die anderen und demnach sonst nicht so oft fotografiert wird, zeige ich ihn nochmal individuell.

China gewann 2.5-1.5 gegen Kasachstan – hurra, damit doch noch Bronze. Noch ein paar Teamfotos:

Russland – beim Hosen-Einkaufstermin fehlte offenbar Grischuk. Wer beim Choreographie-Termin „wohin mit den Händen?“ fehlte, ist dagegen unklar.

Indien bekam neben Blech (Platz 4) immerhin den Preis für das am besten gekleidete Team.

Iran verzichtete dagegen auf ein einheitliches Outfit. Dritter von links Ivan Sokolov, früher mal Coach für die Vereinigten Arabischen Emirate aber so wird man nicht Teilnehmer einer Mannschafts-WM.

Bei den Damen hatte China noch nicht genug und zerlegte die Ukraine zum Abschluss 3.5-0.5. Damit bedeutete das 2-2 zwischen Russland und Georgien Silber für Russland und Bronze für den Kaukasus – die Georgierinnen hatten durch mehrere hohe Siege zuvor ein sattes Brettpunktolster der Ukraine gegenüber. Geschoben war das Mannschaftsremis wohl nicht, auch wenn alle vier Partien remis endeten.

Ich zeige noch einmal alle (oder viele) aus einer ungewöhnlichen Perspektive:

Und nun Fotos von der Siegerehrung und zwischendrin ein bisschen Einzelkritik:

Gold für die Chinesinnen – so sehen Siegerinnen aus? Am fleissigsten punkteten für dieses Team Tan Zhongyi an Brett 1 (7/9) und Lei Tingjie an Brett 4 (7/8).

Mehr Freude bei den Russinnen, auch wenn sie anfangs leichte Probleme mit der Nationalfahne hatten.

Später funktionierte es, und Rublevsky rechts hatte die Hände frei für den Pokal. Bei Russland punkteten vor allem Goryachkina (8/9) und Girya (5/6), die allerdings relativ schwache Gegnerinnen hatte.

Auch Georgien rechnete mit einer Medaille und hatte daher die Nationalflagge im Reisegepäck. Georgien und auch die Ukraine spielten zu oft mannschaftsremis, auch gegen relativ schwache Teams. Bei Georgien enttäuschte dabei individuell niemand, bei der Ukraine blieben Anna Muzychuk, Ushenina und auch Reservespielerin Buksa (nach Runde 6 nicht mehr eingesetzt) im Elosoll. Das bedeutet auch, dass die anfangs im Schatten ihrer Schwester stehende Mariya Muzychuk nun 19 Elopunkte und vier Weltranglistenplätze vor Anna steht. Vor Mariya Muzychuk stehen nur Ju Wenjun (spielte in Prag) und Hou Yifan (spielt die eigentlich überhaupt noch?).

Zhansaya Abdumalik – hat Spass gemacht, zu Hause zu spielen! Kasachstan belegte Platz 5 vor Indien, da sie ihre Brettpunkte besser über die Mannschaftskämpfe verteilten: 18,5 Brett- und 10 Mannschaftspunkte für die Gastgeberinnen, 20 Brett- und 9 Mannschaftspunkte für Indien. Für Indien ist bei nächster Gelegenheit vielleicht mehr drin, wenn Harika und Koneru wieder mitspielen. Für Kasachstan könnte zukünftig mehr drin sein, da Abdumalik, Saduakassova und Assaubayeva alle noch recht jung sind – gilt ähnlich bei den Herren für den Iran, aber noch können sie nur phasenweise bzw. in einzelnen Partien der etablierten Weltelite Paroli bieten.

Noch zwei Kasachinnen, und nun zu den Herren:

Russland auf diesem Siegerfoto nicht vollständig

England nun vollständig. Die Nationalflagge hatten sie nicht dabei, da sie wohl nicht mit einer Medaille gerechnet hatten – das wurde dann auch als Überraschung bis Sensation bezeichnet. Überraschend war es eigentlich nur, da England in Mannschaftskämpfen zuvor fast immer enttäuschte. Nach Eloschnitt belegten sie Platz drei hinter China (2759) und Russland (2758) praktisch gleichauf mit Aserbaidschan (2686 zu 2684) – China und Aserbaidschan erwischten beide schlechte Turniere, andere Länder spielten nicht in Bestbesetzung (Aserbaidschan auch nicht) oder fehlten komplett.

Zum Vergleich: der deutsche Mannschaftssieg damals in Porto Carras bei der Europameisterschaft war eher eine Sensation – erzielt mit einem nominell mittelmässigen und auch noch intern zerstrittenen Team.

Wenn China gegen Ägypten gewonnen hätte, würde es Silber ganz knapp vor England bedeuten. Wem haben die Engländer ein Bier ausgegeben? Den Ägyptern (falls diese Alkohol trinken) und/oder Wei Yi (darf inzwischen in vielen Ländern Alkohol trinken), der in diesem Match aus Gewinnstellung verlor? Außerdem können sie sich auch noch bei Indien bedanken, das in der letzten Runde auf einen möglichen Matchsieg gegen Russland verzichtete.

Neben dem 2-2 im direkten Duell hatte England noch etwas mit Russland gemeinsam: das Spitzenbrett enttäuschte jeweils. Das galt elotechnisch auch für Grandelius, zusammen verloren er, Karjakin und Adams 36 Elopunkte. Wo landeten die eigentlich?

Zur Hälfte bei Baskaran Adhiban – eher nicht der Favorit für das beste Ergebnis am Spitzenbrett, aber dem war so und 2683 + 17.5 ist auch etwas mehr als 2700. Die anderen 30 Punkte gingen an Jumabayev und Swiercz, jeweils reichte 5/9 für zweistelligen Elogewinn. Die Gleichung geht also nicht ganz auf, auch wenn die verbleibenden Spieler an Brett 1 etwa die jeweilige Eloerwartung erfüllten.

Waren Howell, Grischuk und Ganguly Favoriten für die besten Ergebnisse an Brett 3? Man hätte vielleicht eher auf Wei Yi getippt.

War Artemiev Favorit für das beste Ergebnis an Brett 5? Man ist geneigt zu fragen „wer sonst?“. Dabei war er kein typischer Reservespieler, sondern spielte fast durchgehend – nur beim „Schaulaufen“ in der letzten Runde gegen Indien fehlte er. Schon vor dem Turnier war er an sich elobesser als Brett 4 Andreikin, nun hat er auch Karjakin überholt (bzw. das war eine gemeinsame Leistung von beiden).

Noch ein bisschen Ursachenforschung, was bei zwei Teams nicht lief: China hatte kein gleichwertiges Brett 5, Ni Hua verursachte die überraschende Niederlage gegen die USA. Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt: a) seine Kollegen konnten in diesem Match recht klare Elovorteile nicht in Zählbares umsetzen, b) ohne ihn lief es auch nicht besser – in den nächsten beiden Runden verlor dann Yu Yangyi. Die drei anderen zeigten etwa Normalform, aber das reicht nicht für mehr als Bronze.

Bei Aserbaidschan lag es nicht nur an 0/0 von Mamedyarov und Radjabov – Naiditsch deutete an, dass sie wegen vollem Terminkalender später im Jahr verzichteten. Naiditsch selbst spielte wie so oft: durchwachsen, diesmal am Ende Elo-neutral. Das galt nicht für Mamedov, Safarli und auch Guseinov – die beiden zuerst genannten begannen ihre Turniere mit langen Rochaden (drei Niederlagen in Serie). Nur Ersatzmann Abasov konnte mit seinem individuellen Turnier zufrieden sein.

Wie ging es weiter? Für achtzehn der zwanzig Teams mit dem Rückflug nach Hause (da Kasachstan ein flächenmässig grosses Land ist, vielleicht auch für einige der Gastgeber). Einige Russen und Russinnen mit Wohnort östlich vom Uralgebirge nahmen vielleicht einen Umweg – alle flogen zuerst gemeinsam nach Moskau und wurden da von Medien empfangen, die letzten beiden Fotos von Kirill Zangalis für den russischen Schachverband:

Immer noch gute Laune, auch Karjakin lächelt tapfer – schliesslich hatte Putin auch ihm gratuliert.

Grischuk und Lagno wurden – warum auch immer – noch zu zweit fotografiert.

Wie geht es nun weiter? Zwei individuelle Meisterschaften stehen an: die der USA dank reichlich fliessender $$$ in Bestbesetzung, die von Europa vor allem für Spieler, die sich nicht nach Elo für den Weltcup qualifizieren können. Artemiev will wohl in Skopje an sein Astana-Ergebnis anknüpfen, Mamedov, Grandelius und Guseinov wollen dagegen besser oder zumindest erfolgreicher spielen. Dabei sind natürlich noch viele weitere Spieler mit oder auch ohne GM-Titel.

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