Im letzten Jahr feierte die Schachwelt den 150. Geburtstag von Emanuel Lasker(1868-1941) mit Veranstaltungen über alle zwölf Monate und alle Bundesländer verteilt. Das Jahr 2018 wurde zum Lasker-Jahr ernannt und der Deutsche Schachbund und die Emanuel Lasker Gesellschaft kooperierten bei ihren Aktivitäten zur Würdigung des einzigen deutschen Schachweltmeisters. Laskers Bedeutung für die Entwicklung des Schachspiels in Deutschland war unermesslich.
Doch es gab noch einen zweiten herausragenden deutschen Schachmeister der Weltklasse, der fünfzig Jahre vor Emanuel Lasker geboren wurde und im 19. Jahrhundert eine so riesige Bedeutung erlangte, dass ihm zu Ehren 1877 sogar ein großes mehrtägiges Fest in Leipzig veranstaltet wurde. Und es kamen so viele Schachfreunde aus ganz Deutschland in die sächsische Stadt, dass sogar die Gründung eines lange geplanten Allgemeinen Deutschen Schachbundes vollzogen werden konnte. Der Mann, dem damals gehuldigt wurde und der Gründungsmitglied des Bundes war, heißt Adolf Anderssen. Er starb nicht einmal zwei Jahre nach der Gründung – heute vor 140 Jahren, im Alter von nur 60 Jahren.
Die traurige Nachricht über Anderssens Tod prangte auf der Titelseite des Aprilheftes der Deutschen Schachzeitung von 1879. Ein großer Nachruf von Dr. Max Lange (1832-1899) erschien im nächsten Heft über 18 Seiten verteilt. Von seinem Turniersieg in London 1851 bis 1858 und von 1861 bis 1866 galt er als der weltbeste Schachspieler. Nur der US-Amerikaner Paul Morphy (1837-1884) unterbrach die Ära von Anderssen, als er ihn 1858 in einem Zweikampf in Paris mit 8:3 schlug. Morphy zog sich wenige Jahre später vom Schachspiel zurück, womit Anderssen den Ruf als bester Schachspieler zurückerlangte. Bis ihn der Österreicher Wilhelm Steinitz (1836-1900) 1866 in London mit 8:6 besiegen konnte. Fortan betrachtete man Steinitz als Nummer 1 in der Welt, quasi als Weltmeister. Bis zur endgültigen Anerkennung des Titels über einen Zweikampf um die Weltmeisterschaft gegen Johannes Hermann Zukertort (1842-1888) sollten aber noch 20 Jahre vergehen. Da war Anderssen, der Zukertort 1868 mit 8½:3½ besiegt hatte, schon lange tot.
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