Die nachfolgende Stellung zeigte mir ein Schachfreund während eines Clubabends. Kühn behauptete er, Weiß wird den schwarzen König mattsetzen. Klingt unglaublich, sieht unwahrscheinlich aus. Dennoch ist alles zwingend, wenn man des Rätsels Lösung kennt. Die Köpfe der anwesenden Schachspieler begannen zu rauchen.
Zunächst wird das Spielmaterial eingehend geprüft. Schwarz besitzt Materialvorteil und schickt sich an, seine Bauern in eine Dame umzuwandeln. Ein weiterer prüfender Blick offenbart, dass die schwarzen Springer entgegen allgemeingültiger Regeln am Rande Platz genommen haben. Schon die jüngsten Schachfreunde wissen: „Springer am Rand bringt Kummer und Schand“. Der Springer auf h8 hat die wichtige Aufgabe, die gewinnverheißenden Träume von Weiß mit der Auferstehung der weißen Dame nach 1. d7-d8D zu durchkreuzen. Schwarz würde das weiße Ansinnen mit der Gabel S f7+ wirkungsvoll in Rauch aufgehen lassen. Der schwarze Läufer schickt sich an, dass Umwandlungsfeld d8 sicher zu überwachen.
Die weißen Figuren sehen nicht so aus, als dass sie zusammenarbeiten. Läufer und Springer tragen eine schwere Verantwortung, nämlich die Umwandlung der schwarzen Bauern c und e zu verhindern. Deshalb ist es brandgefährlich, wenn sie die Bewachung der schwarzen Bauern vernachlässigen. Der weiße Bauer auf g3 sieht auch nicht wie ein Königsmacher aus. Wie zum Teufel soll denn unter diesen Umständen Weiß gewinnen?
Lediglich der weiße Springer kann aktuell dem schwarzen König Schach bieten. Matt bedeutet, dass der König dem Schach nicht mehr ausweichen kann. Doch wie soll man bloß den schwarzen König einsperren und wo?
Lakonisch raunzt ein Kiebitz in die Runde, dass im Leben nichts geradlinig verläuft, sondern dass man sich immer in einem Zickzack-Kurs auf das Ziel zubewegt. Soll das ein Lösungshinweis sein? Also schnell noch mal die Augen gerieben und mit klarem Blick auf das Schachbrett geschaut, ob sich das Geheimnis lüften lässt. Nochmals werden die Figuren unter die Lupe genommen. Und siehe da, die Stellung verrät ihr Geheimnis! Der Schlüssel für den Gewinn von Weiß ist gefunden, doch bis zum Ziel ist ordentliche Kopfarbeit nötig, um nicht das Ziel doch noch zu verfehlen. Also Konzentration, meine Herren! Hast Du, lieber Leser, schon eine Ahnung, was der Schlüssel für des Rätsels Lösung ist? Wenn nicht, tröste Dich mit der Tatsache, dass nur Michail Tal die Urform dieser Aufgabe lösen konnte, während die anderen anwesenden Großmeister scheiterten. Viel Fantasie ist erforderlich, um die Lösung zu finden. Michail Tal hatte bekanntlich viel Schachfantasie. Und Du?
Wer es nicht mehr aushält, kann hier die Lösung ansehen – PDF.
More Stories
Jugend-WM in Italien: Von Spürhunden im Turniersaal und dem Warten auf Erfolg. Vökler: „Bisher unglücklich agiert“
Presse
ZWEI LEGENDÄRE SPIELER, KEINE ERÖFFNUNGSVORBEREITUNG. WER WIRD GEWINNEN? 20.-22. November 2024
Am kommenden Wochenende in Thalwil: Schweizer Rapid- und Blitzschach-Meisterschaft
SCHULSCHACH Helft Rebecca Browning mit 5 Minuten bei einer Umfrage für Ihre Universitäts-Arbeit
Mädchen-Grand-Prix in Leipzig am 14. und 15.12