„1895 wurde in Hastings das erste Damen-Schachturnier ausgetragen. Doch erst die tschechische Meisterspielerin Vera Menchik gilt mit Recht als Vorkämpferin des modernen Frauenschachs.
Ihre große Spielstärke bewies sie 1929 als einzige Frau unter den weltbesten Meistern im Ramsgatener Turnier. Ungeschlagen wurde sie als Zweite mit nur einem halben Punkt Rückstand hinter dem kubanischen (Ex-)Weltmeister Capablanca gefeiert.“
Es stimmt, dies haben Sie vor ein paar Wochen schon mal gelesen. Warum wiederhole ich dieses Zitat, aus dem Buch „Schach mehr als ein Spiel“, erschienen im VEB-Verlag im Jahre 1963, werden Sie sich nun fragen?
Nun die Meldung ist eine geschickt formulierte Irreführung, vermutlich um die gesellschaftliche Stellung der Frau im östlichen Teil Deutschlands zu stärken, vielleicht gab es aber auch andere Beweggründe, die wir nicht kennen und auch nicht mehr erfahren werden.
Richtig ist, der Erst-Eindruck, dass es sich um ein klassisches Einladungsturnier von Meister-Spielern handelt, täuscht, denn es war ein Team-Wettkampf, im Rahmen des “Easter Chess Congress” in Ramsgate, bei dem ein britisches Team, bestehend aus sieben Meisterspielern, sich mit renommierten Meistern aus Übersee in einem Team-Wettkampf maß, durchgeführt mit einem längst vergessenen Wettkampf-Modus, dem Scheveninger System, bei dem jeder Spieler einmal gegen jeden Spieler der anderen Mannschaft antritt. Beweis anbei!
Pikant daran war, die in England lebende, gebürtige Tschechoslowakin, zugleich amtierende Damen-Weltmeisterin, spielte nicht im britischen Team, sondern gehörte nur zur Creme de la Creme einer Weltauswahl, die von Ex-Weltmeister Capablanca angeführt wurde.
Offensichtlich, wenn man den einen oder anderen Artikel von damals liest, flogen ihr die Sympathien von Anfang an nur so zu, insbesondere nach dem es ihr in der 1. Runde gelang, den mehrfachen Londoner Stadtmeister und ehemaligen britischen Champion Sir George Thomas vernichtend mit den weißen Steinen zu besiegen. Diese Partie sehen Sie heute!
Ich wünsche viel Spaß beim Studium der Partie!
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