Eisig war die Reaktion, als Arkadij Naiditsch jetzt seinen Wechsel von der aserbaidschanischen Föderation zurück zur deutschen anbahnen wollte. Nach einigen Telefonaten und am Ende eines etwa zweimonatigen E-Mail-Austauschs teilte DSB-Präsident Ullrich Krause dem Träger der Goldenen DSB-Ehrennadel Naiditsch mit, das DSB-Präsidium lehne seinen Wechsel nach Deutschland ab.
Arkadij Naiditsch, geboren 1985 in Riga, lebte ab 1996 mit seiner Familie in Dortmund, seiner ersten schachlichen Heimat. Dort bekam das mit Abstand größte Talent auf deutschem Boden auf lokaler Ebene die Förderung, zu der sich der Schachbund mit seinem gespaltenen Verhältnis zum Leistungssport nicht durchringen konnte. „Der Verband behandelt unseren Sport wie ein Hobby“, klagte Schachprofi Naiditsch vor einigen Jahren. Später zog Naiditsch von Dortmund nach Baden-Baden, seiner zweiten schachlichen Heimat, von wo aus jetzt Schachorganisator Sven Noppes versucht hatte, den Wechsel zurück anzustoßen.
Mit 15 wurde Naiditsch Großmeister, der jüngste, den es jemals in Deutschland gegeben hatte. Mit 24 stand er zum ersten Mal bei 2700 Elo; bis heute ist Naiditsch der einzige deutsche Schachmeister, dem das jemals gelungen ist. Nachdem Naiditsch bei der Schacholympiade 2006 und 2008 am ersten Brett der Nationalmannschaft gespielt hatte, gipfelte seine wachsende Unzufriedenheit mit den Verhältnissen im DSB-Leistungssport vor der Schacholympiade 2010 in einem offenen Brief und seiner Absage.
Die permanenten Querelen zwischen den Funktionären des DSB und dem ehemaligen Weltklassespieler Arkadij Naiditsch haben unweigerlich dazu geführt, dass Arkadij, wie oft angedroht, den Verband gewechselt hat. Warum, wieso und weswegen kann man bei chessbase.de nachlesen.
Naiditsch ist jemand der Andere auf das Schlimmste beleidigen kann. Ich selber habe das erfahren müssen. Leider darf man den Inhalt eines Chats, ohne die Zustimmung des Gesprächspartners, nicht veröffentlichen.
Ich kenne die Hintergründe zum konkreten Fall nicht. Aber zum einen finde ich diese Regelung, dass man den Verband wie ein Hemd wechseln kann, ausgesprochen befremdlich. Ich finde, hier müsste irgendeine Beschränkung her.
Zum anderen hatte Herr Naiditsch doch sicher Gründe, den Verband zu wechseln, es stellt sich daher auch die Frage, warum er jetzt plötzlich wieder zurück möchte!?
Auch wenn die DSB-Funktionäre sicherlich nicht immer den kompetentesten Eindruck machen, ist es durchaus eine Überlegung, einen schwierigen Spieler, der mutmaßlich für nicht unerhebliche Unruhe sorgen würde, nicht wieder zurückzuholen.
Zur rechtlichen Frage, ich bin kein Jurist, aber warum sollte ein Spieler, der freiwillig den Verband gewechselt hat, einen rechtlichen Anspruch darauf haben, wieder für seinen alten Verband zu spielen!?
Ich finde,die Frage stellt sich nicht!Herr Naiditsch ist deutscher Staatsbürger und Europameister mit BRD geworden und hat es verdient im Team zu spielen!
Wir könnten doch eine Umfrage machen?
Wer ist dafür wer dagegen!
Dann gibt es eine Tendenz.
Als Amateur ist mir die Vorgänge unbekannt noch die Gehälter der Funktionäre.
Ich halte es aber auch für sehr Interessant, daß wir keinen Top Spieler in den Top 10 haben.
Hier müsste man ansetzen.
Was machen die anderen Nationen anderes.
Was muss geändert werden in der Ausbildung ganz unten bei den Kindern.
Das bisherige ist nicht genug.
Bis heute meine Beste Schülerin ca 1300 DWZ bereits mit 8 J. Erreicht keine Einladung vom Verband zu einer Kaderlerngruppe erhalten.
Hier liegt das eigentliche Defizit.
Es fehlt an Innovation und Mut mit Sponsoring zu Arbeiten und in der Breite viele Talente auszubilden.
Es fehlt an einem Konzept das wirklich funktioniert.
Wann wird ein Deutscher im. KANDIDATENTURNIER UM DIE WM spielen können??
Naiditsch ist nur der Aufhänger.
Das Problem liegt wo anders.
Es gibt keine flächendeckende proffesionelle Ausbildung mit Sponsoring.
Hier ist ein Hebel einzusetzen!
Wer macht mit?
Immer schön auf das Spiel konzentrieren und nicht ablenken lassen. Hat mir mein inzwischen verstorbenen Freund Herr Dr.med.dent. Steinbacher immer gesagt. Die Schönheit des Spiels genießen.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Tappeiner
Die Reaktion von Naiditsch ist zumindest erstaunlich – meines Wissens hatte er noch vor kurzem (auch als sich abzeichnete, dass das Abenteuer Aserbaidschan zu Ende geht) einen Wechsel zurück nach Deutschland kategorisch ausgeschlossen.
Worum es dem Schachbund geht ist nicht ganz klar. Zwar würde laut Naiditsch-Interview im kompletten Artikel keine Ablösesumme von 30.000 Euro an Aserbaidschan fällig, aber doch (O-Ton Naiditsch) „lediglich die normalen und unumgänglichen FIDE-Gebühren im Raum, ein Betrag zwischen 3.750 und 5.250 Euro, also eigentlich nicht der Rede wert für einen Verband, der so viel Geld hat.“
Die Frage wäre auch, ob Naiditsch dann – aus sportlicher und menschlicher Sicht – ein Kandidat für die Nationalmannschaft wäre, und wenn ja an welchem Brett. Nach aktueller Elo wäre es Brett 4 hinter Donchenko, Bluebaum und Nisipeanu – möglich, dass er auch von Svane und Keymer überholt wird.
Wenn ich auch vieles beim DSB kritisiert habe, im Falle Arkadij Naiditsch kann ich die Entscheidung des DSB nachvollziehen. Naiditsch hat im zwischenmenschlichen Bereich erhebliche Defizite.
Mit einer gewissen Professionalität hätte man diese Defizite ausgleichen können.
Aber genau da hat die DSB-Spitze Defizite, weshalb diese Entscheidung wahrscheinlich so fallen musste. 🙂
Ich halte Ihre pauschale und diffamierende Aussage über den besten deutschen Schachspieler der letzten 15 Jahre für unerhört.
Würde ich behaupten, im DSB gäbe es den Einen oder Anderen „mit Defiziten im zwischenmenschlichen Bereich“ wäre wahrscheinlich mehr Wahrheit drin. Ich maße mir nicht an, Jahre zurückliegende, interne Vorgänge zwischen dem DSB und Naiditsch objektiv beurteilen zu können, geschwiege denn einen Menschen derart abzuqualifizieren.
Lieber Herr Müller,
wenn Sie meinen Kommentar richtig gelesen haben, spreche ich den DSB nicht frei. Was Naiditsch betrifft, so habe ich persönlich sehr unangenehme Erfahrungen mit ihm machen müssen. Ich bin aber auch nicht der Einzige. Gut Schachspielen zu können dürfte auch nicht das einzige Kriterium sein.
Richtig! Ich denke Herr Naiditsch ist eine sehr direkte Persönlichkeit, mit Fehlern in der Darstellung, aber wer hat mehr geleistet in den letzten 20 Jahren?
Ich kann Herrn Müller nur ausdrücklich zustimmen!!
Als erstes sehe ich es als sehr problematisch an, daß einem deutschen Staatsbürger die Möglichkeit verwehrt wird unter deutscher Flagge anzutreten. Wahrscheinlich auch rechtlich nicht haltbar.
Sollte Herr Naiditsch wieder die Spielstärke für die Nationalmannschaft haben, sollte man ihm eine faire Chance geben (er auch weniger bei den Spielern als bei den Funktionären in Ungnade gefallen, alleine das besagt einiges).
Aber auf keinen Fall ist es zu akzeptieren, daß aufgrund von Vorfällen aus der Vergangenheit Herrn Naiditsch die Zukunft zu verwehren. Da würde ich mir von den Funktionären ein wenig mehr Objektivität und Selbstkritik wünschen.
Zitat: „Da würde ich mir von den Funktionären ein wenig mehr Objektivität und Selbstkritik wünschen.“
Das hat in der Vergangenheit schon oftmals nicht funktioniert. Das bekommt man nicht gebacken.