Aus einem glücklicherweise weder allzu bedeutenden noch verbreiteten Magazin schaute uns vor einiger Zeit der ehemalige DSB-Präsident an. Darunter stand in großen Buchstaben: „Schach braucht mehr Mäzene.“
Wenn das Schach eines nicht braucht, dann noch mehr Mäzene. Schach braucht Sponsoren, und um welche zu finden, steht das Schach in der Pflicht, sich attraktiv zu machen. Schuld daran, dass dieser fundamentale Zusammenhang in die meisten Schachgehirne partout nicht einsickert, ist die jahrhundertealte Mäzenatentradition, die die Entwicklung unseres Spiels in erster Linie behindert.
Nichts gegen Ignatz von Kolisch. Aber weil sich nicht erst seit dem ersten „modernen“ Weltklasseturnier Baden-Baden 1870 (150-jähriges Jubiläum, hallo? Will das wirklich niemand feiern?) immer wieder Gönner finden, die bereit sind, Geld im Schach zu versenken, ohne Gegenleistungen zu fordern, hat sich der Schachsport bequem in seiner Nische eingerichtet, anstatt Ehrgeiz zu entwickeln. Ein Mäzen, der dem Schach tatsächlich Gutes würde tun wollen, der würde fragen: „Was bekomme ich für mein Geld?“
Für das Schach bestand nie die Not, sich attraktiv zu machen und darüber nachzudenken, wie sich unser Spiel entwickeln und vermarkten ließe. Selbst dem Spitzenschach war es stets genug, am Leben gehalten zu werden. Welches Potenzial unser Spiel hat, bekommen wir jetzt seit Monaten demonstriert. Welche Entwicklungen solche Demonstrationen in den ergrauten Gremien des organisierten Schachs auslösen, auch: keine. In einzelnen Vereinen gibt es bemerkenswerte Initiativen, ansonsten gilt: Ehrgeiz und Gestaltungskraft sind kaum vorhanden, wir haben uns ja in unserer Nische eingerichtet, und das seit 150 Jahren.
Perfekt! Und leider so was von wahr …
Der Deutsche SchachBund erzählte jedem (und leider unwahr, wie wir seit Langer 11/2020 wissen), über
a.) den entsetzlichen Hungermangel in seinen Kassen, dass er keinen einzigen Cent habe und deshalb Projekt x und y keinesfalls bezahlen könne,
b.) den Zwang, die absurde Abhängigkeit vom DOSB plus dessen obskurer Doping-Vorschriften (die für das Schach mal relevant und dann wieder nicht sein sollen) aufrecht zu erhalten, obwohl deren Zuschüsse eher marginal im Abgleich mit dem aus sich selbst in Freiheit erzielten DSB-Beitrags-Aufkommen sind
c.) dass den immerwährenden (seit Paris 1924?) Wunsch, „olympisch“ zu werden.
Imagebildung wie offenbar zufriedene Schachspieler in Parks, Cafés, Seniorenheimen, Schulen etc., früher hieß so was Breitenschach, wird nicht gezielt betrieben.
Huch! Die sind ja gar keine Mitglieder! Neee, ohne Beiträge, … also nee…
Und die Staubkornzähler auf den Brettern, die Schiedsrichter, belegen, dass so was ja gar kein Schach sei, so irgendwo mitten im Park, mit Gegenwind und womöglich mit Zigarette, Bratwurst und Bier. Igitt! – Oder ist es etwa doch ein Riesenspaß, der uns ein posiives, mentalitätssprägendes Image leiht? Auch das müsste natürlich unterbunden werden.
Die spießstaubigen Vereine machen da fleißig mit, die des Schlages „…bin seit dreißig Jahren Vorsitzender“ (und habe weder mich noch Anderes seither nie geändert – man sehe Herrn K, Brecht), die nicht sehen, dass eine junge Frau, vielleicht noch eine Schülerin, einmal die Tür in ihre geschlossenen Hallen auftut, immerhin schweigend zehn unbeachtete Minuten bleibt und ganz still wieder geht, den Frauenmangel im Schach gewissermaßen zementierend.
Die real existierenden Mächte bzw. blinden Ja-Sager im deutschen Schach, die Verbands-Fürsten, sind gegen jede Änderung, weil eben das bedeuten könnte, dass die Fliehkräfte der Geschichte sie weit nach außen katapultieren könnten, was ja kein Verlust wäre. Erst recht gilt das für jene, die begleitet von ein, zwei inszenierten Skandalen aus dem Nebel heraus den DSB okkupierten, Niemand unter diesen ist daran interessiert, mehr Spieler in den Vereinen zu seehen, die ja noch schwerer als jetzt in den Mitgliedern des DSB – den Verbänden – zu bändigen wären.
Werte Schachfreunde in Deutschland u. Österreich!
Ich bin sehr alt, aber Schachenthusiast seit meiner Jugend. Deshalb mein Standpunkt über den Stellenwert dieses großartigen Spiels. 1.) Schach ist ausser des Kampfmoments kein Sport. 2.) Es gehört förderungsmässig vom Staat zur Wissenschaft u. Kunst eingereiht. Leider leben wir in einer Zeit, wo durch Computer u. Internet sehr viel eigenes Denken unnötig gemacht wird. Sehr schädlich wirkt sich das auf Schach aus, wo die heutigen GM u. IM nicht mehr selbst ihre Ideen u. Pläne zur Partie entwickeln müssen, sondern einfach die Schachdatenbanken von der Eröffnung bis zum Endspiel abklappern können. Freilich ist dafür ein besonderes Gedächtnis norwendig, aber eine eigene Forschung zur Verbesserung der Spielstärke nicht mehr. Dazu kommt ausserdem die Coronazeit, was fast jedes normale Turnier Mann/Frau – Mann/Frau verhindert. Das fördert die Schnellturniere im Internet, die keinerlei Aussagekraft über die Spielstärke eines Turnierspielers haben u. deshalb nur Zeitvertreib sind. Verwerflich ist auch, daß sich in diesem Metier nur mehr die 10 -20 Spieler der Weltklasse so um hohe Preisgelder duellieren, was man als Schachzirkus bezeichnen könnte, der in anderen Sportarten Gang u. gebe ist u. damit uninteressant. So traurig es ist, muß ich für das Schach in Zukunft ein Dahinsichen befürchten, wobei die Schönheit dieses Spiels Schiffbruch erleidet.
Ich hoffe, daß es anders kommt u. grüsse herzlichst MK Koller Hubert Österreich