Dezember 1, 2024

Ignatz Kolisch, Heinrich Jellissen und die Frage, ob wir nur überleben wollen

Aus einem glücklicherweise weder allzu bedeutenden noch verbreiteten Magazin schaute uns vor einiger Zeit der ehemalige DSB-Präsident an. Darunter stand in großen Buchstaben: „Schach braucht mehr Mäzene.“

Wenn das Schach eines nicht braucht, dann noch mehr Mäzene. Schach braucht Sponsoren, und um welche zu finden, steht das Schach in der Pflicht, sich attraktiv zu machen. Schuld daran, dass dieser fundamentale Zusammenhang in die meisten Schachgehirne partout nicht einsickert, ist die jahrhundertealte Mäzenatentradition, die die Entwicklung unseres Spiels in erster Linie behindert.

Nichts gegen Ignatz von Kolisch. Aber weil sich nicht erst seit dem ersten „modernen“ Weltklasseturnier Baden-Baden 1870 (150-jähriges Jubiläum, hallo? Will das wirklich niemand feiern?) immer wieder Gönner finden, die bereit sind, Geld im Schach zu versenken, ohne Gegenleistungen zu fordern, hat sich der Schachsport bequem in seiner Nische eingerichtet, anstatt Ehrgeiz zu entwickeln. Ein Mäzen, der dem Schach tatsächlich Gutes würde tun wollen, der würde fragen: „Was bekomme ich für mein Geld?“

Für das Schach bestand nie die Not, sich attraktiv zu machen und darüber nachzudenken, wie sich unser Spiel entwickeln und vermarkten ließe. Selbst dem Spitzenschach war es stets genug, am Leben gehalten zu werden. Welches Potenzial unser Spiel hat, bekommen wir jetzt seit Monaten demonstriert. Welche Entwicklungen solche Demonstrationen in den ergrauten Gremien des organisierten Schachs auslösen, auch: keine. In einzelnen Vereinen gibt es bemerkenswerte Initiativen, ansonsten gilt: Ehrgeiz und Gestaltungskraft sind kaum vorhanden, wir haben uns ja in unserer Nische eingerichtet, und das seit 150 Jahren.

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