Dezember 3, 2024

Die Superklatsche

Nach neun Kampagnentagen stand fest: Klettern und Surfen werden olympisch, Schach nicht. Leider hatte das beim DSB niemand mitbekommen. Nachdem die Olympia-Kampagne der FIDE gescheitert war, begann der Deutsche Schachbund, sie zu unterstützen. Der DSB machte Ullrich Krause zum Gesicht seines verspäteten Annäherungsversuchs an den Weltverband unter dessen neuen Chef Arkadi Dvorkovich. „Schach kann das Olympia-Publikum begeistern“, ließ der DSB seinen Präsidenten verkünden, als längst feststand, dass Olympia Schach nicht will.

Bei der FIDE haben sie diese Peinlichkeit nicht bemerkt oder geflissentlich übersehen. Einige Wochen später traf Krause Arkadi Dvorkovich tatsächlich. Und er hörte Erfreuliches. Dvorkovich war bereit, noch etwas anderes zu übersehen, den Umstand nämlich, dass die Deutschen bei der FIDE-Präsidentenwahl seinen Gegner unterstützt hatten. Zusammenarbeit mit dem deutschen Verband sei ihm wichtig, sagte Dvorkovich. Der Russe stellte in Aussicht, Turniere mit WM-Flair nach Deutschland zu vergeben. Gedankenaustausch mit Dvorkovich! Zusammenarbeit mit der FIDE! Weltklasseturniere in Deutschland! Kurz vor der deutschen Präsidentenwahl zwischen Krause und seinem Herausforderer Uwe Pfenning waren Dvorkovichs Zusagen eine glänzende Gelegenheit, den DSB-Präsidenten zum Gesicht eines Erfolgs zu machen.

Anstatt Krause gut aussehen zu lassen und ihm Wahlhilfe zu leisten, verschwieg der DSB die Begegnung seines Präsidenten mit dem Weltschach-Chef. Es bedurfte einer Anfrage dieser Seite, was denn bei dem Treffen mit Dvorkovich herausgekommen sei, um die frohe Botschaft ans Tageslicht zu befördern. In der DSB-Geschäftsstelle hatte niemand die Gelegenheit gesehen, geschweige denn etwas daraus gemacht.

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