Von GM Hertneck, München den 14.11.2020
Schon oft hat sich der Autor neugierhalber gefragt, was Schachtraining zu einem fairen Preis kosten sollte. Ist eine Trainingsstunde zum Beispiel mit 20 Euro oder mit 50 Euro oder gar mit 100 Euro anzusetzen? Schnell wird klar, dass die Frage so pauschal nicht beantwortet werden kann, denn der Kostensatz hängt doch stark vom Titel ab, von der Elozahl, vielleicht auch vom Geschlecht und letztlich sogar vom Land, in dem der Trainer oder die Trainerin aktiv ist. Ist es ein reiches Land oder ein armes Land, gibt es dort eine starke Schachtradition oder eine schwache?
Die nächste Frage, die sich uns in dieser Fokussierung stellt, ist die, was eine Trainingsstunde ist. 45 Minuten oder 60 Minuten? Einzelstunde oder Gruppenunterricht? Internettraining oder Vor-Ort-Training? Nehmen wir der Einfachheit halber für diese Untersuchung an, dass es sich um 60 Minuten Einzeltraining handelt, das kostensparend über Internet gegeben wird. Mündlich gewährte Rabatte oder Mengenrabatte können hier natürlich nicht berücksichtigt werden, denn wir stehen ja nicht daneben, wenn das Training stattfindet. Wir müssen uns daher an die Angebotspreise halten.
Bei der Recherche stieß der Autor auf eine gut gemachte Seite, auf der sich über 100 Schachtrainer*innen mit ihrem Angebot präsentieren. https://cochess.com/coaches. Die Daten dort erscheinen aktuell und gut gepflegt und auch stimmig.
Aus reiner Neugier wurden die dort angegebenen Daten in eine Excel Tabelle eingegeben und ausgewertet. Einige Einträge wurden übersprungen, wenn die Daten nicht vollständig waren, und an ein paar wenigen Stellen wurden die Daten auch geglättet, wenn sie sich allzu weit von der Norm entfernten (Beispiel: 250 € für eine Trainingsstunde). Auf diese Weise kamen immerhin 113 Datensätze zusammen.
Die ausgewerteten Tabellen, die im folgenden wiedergegeben sind, sind immer gleich aufgebaut. Aus der Stichprobe wird der jeweilige Durchschnitt errechnet und außerdem noch der Maximal- und Minimalwert, um die Abweichung zu illustrieren. Dies gilt jeweils für die drei Datengruppen: „Preis pro Stunde in Euro“, „Eigene Elozahl“ und „Trainiert bis zu Elo“. Beispielsweise wird ein Spieler mit 2000 Elo nicht Spieler bis zu 2500 Elo trainieren (wobei sich in der Stichprobe vereinzelt auch solche Angebereien oder Fehleingaben durch die Trainer befinden). Im Ergebnis erhalten wir unter anderem den durchschnittlichen Angebotspreis, die Durchschnitts-Elozahl der Trainer sowie den Durchschnitt bis zu welcher Elozahl sie ihre Schützlinge trainieren.
Die Stichprobe setzt sich dabei wie folgt zusammen:
20% Großmeister,
17% Internationale Meister,
15% FIDE-Meister,
12% Frauen-Meister und
36% ohne Titel.
Betrachten wir zunächst die Konditionen für Großmeistertraining. Es ist nicht überraschend, dass dieses Training am teuersten ist:
[embeddoc url=“https://www.chess-international.com/wp-content/uploads/2020/11/Der-Preis-des-Schachtrainings.pdf“]
Elo-Zahlen und Titel sind die eine Seite, die Qualifikation als Trainer oder Coach ist die andere. Die Qualifikation eines Anbieters lässt sich meiner Erfahrung nach nur anhand der Dauer seiner Lehr-Tätigkeit und guter Referenzen ermitteln.