„Wenn wir zur Tür reinkommen, fällt unseren Gegnern meistens noch nichts auf“, sagt Kristin Wodzinski. Aber spätestens, wenn alle acht Spieler der siebten Mannschaft der Karlsruher Schachfreunde Platz genommen haben, ernten sie erstaunte Blicke von gegenüber: an jedem Brett eine Frau. Im männerdominierten Schach-Ligabetrieb ist KSF VII aus der Kreisklasse C des Schachbezirks Karlsruhe mindestens eine Ausnahme, wahrscheinlich einmalig.
„Das wird nicht einfach heute“, ahnte Werner Scholtyssek vom Schachklub Blankenloch vor knapp zwei Jahren, als er und seine Mitstreiter die Frauschaft aus der Fahrradstadt zum Heimspiel empfingen. Scholtyssek erinnerte sich an das Match der „Oldhands“ gegen die „Snowdrops“ 2010 in Marienbad, bei dem eine Auswahl junger Schachmeisterinnen über eine Garde in Ehren ergrauter Schachmeister triumphiert hatte. Und tatsächlich unterlagen an jenem Sonntag im Februar 2017 auch die Oldhands aus Blankenloch den Snowdrops aus Karlsruhe, wenngleich knapp, mit 3,5:4,5.
Mittlerweile weiß Scholtyssek, dass diese Niederlage ein achtbares Ergebnis war. Andere hat es ärger getroffen als seine Blankenlocher. Die Frauentruppe aus Karlsruhe rockt die Liga, steht an der Tabellenspitze. Zuletzt gelang gar ein 8:0 gegen Pfinztal III. „Aufstieg“ hat Kristin Wodzinski als Ziel für die Saison 2018/19 ausgegeben. Ihre Nesthäkchen an den unteren Brettern seien jetzt gut genug, sich auch eine Liga höher zu haupten. Der Kreisklasse C, das zeigen die Ergebnisse, entwachsen sie.
Nur gibt es eben nicht überall eine Kristin Wodzinski, auf deren ungezügeltes Engagement Funktionäre bauen könnten. Zu ihren 40 wöchentlichen Arbeitsstunden als Produktmanagerin einer Softwarefirma kämen mittlerweile oft noch einmal 40 für das Schach, speziell in Karlsruhe, auch darüber hinaus. Als Vorsitzende der Schachjugend Baden hat Wodzinski ihren Wirkungskreis über die Grenzen ihrer Heimatstadt hinaus erweitert.
Mütter ans Brett!
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