Dezember 3, 2024

Karpov und das Damenbauerspiel

Viktor Kortchnoi (Frank Stiefel)

Ich zitiere aus den Erinnerungen von Viktor Kortchnoi: „Von jung auf besaß Anatoli Karpov eine unglaubliche destruktive Energie. In einem durchschnittlichen Turnier vor ihm zu landen, war nicht leicht, und wer dies schaffen wollte, musste möglichst die direkte Begegnung gewinnen“. So auch zur Jahreswende 1971/1972 beim Turnier in Hastings. Vom Grunde her war für den Turniersieg der Ausgang der Begegnung zwischen den beiden Kontrahenten entscheidend.

An jenem nebligen Morgen am Ufer des Ärmelkanals, als er sich entschloss, den Torre-Angriff zu spielen, konnte er nach eigener Aussage nicht ahnen, wie treffend seine Eröffnungswahl an diesem Tag sein würde. Nach der festen Überzeugung von Viktor Kortchnoi hatte Anatoli Karpov nie ein Händchen für das Damenbauerspiel gehabt, dies belege auch die vernichtende Niederlage gegen Artur Jussupow im Jahre 1989. In dieser Partie wurde er von Jussupov, so Kortchnoi, buchstäblich vom Brett gefegt.

Ferner finden wir in den Anmerkungen von Viktor Kortchnoi einen wichtigen Hinweis, dass das schwierige Verhältnis der beiden Kontrahenten, die Jahre später noch in drei direkten Duellen Schachgeschichte schreiben sollten, schon vorher existiert hat. Zum 21. Zug des jungen Karpov finden wir folgendes Zitat: “Qualitätsopfer oder Versehen? Das 20jährige Bleichgesicht war nach dieser schwachen Vorstellung nicht zu einer ehrlichen Antwort aufgelegt“.

Ich wünsche viel Spaß beim Studium der Partie.

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