Die diesjährige DFEM fand im Rahmen des Meisterschaftsgipfels im Maritim Hotel Magdeburg statt, für die ich mich als Vizelandesmeisterin und durch Verzicht unserer Landesmeisterin qualifiziert hatte.
Da ich seit 13 Jahren in Wolfsburg lebe, war somit die Anreise nicht sehr weit, allerdings kam es bei der Zugfahrt zu einer kurzen Verzögerung, da es Probleme mit einem Stellwerk gab. Da aber am Samstag nur die Begrüßung und Auslosung der ersten Runde stattfindet und die Partien erst am Sonntag losgehen, war das nicht allzu tragisch. Wir waren leider eine ungerade Teilnehmeranzahl, so dass immer eine Spielerin spielfrei hatte, was auf der einen Seite Kräfte spart, auf der anderen Seite aber auch ärgerlich ist, da alle, die an einer Deutschen Meisterschaft teilnehmen, auch gerne spielen wollen.
Für mich war es seit März 2020 das erste Turnier am Brett. Ich hatte im Vorfeld etwas Bedenken, teilzunehmen, aber meine Nachfrage nach dem Hygiene Konzept hat mich etwas beruhigt. Folgendermaßen war es für uns geregelt: Im Spiellokal musste die Maske getragen werden, nur wenn man direkt am Brett gesessen hat, durfte sie abgenommen werden. Das Händeschütteln vor der Partie, bei Aufgabe und Remisannahmen war verboten. Nach Möglichkeit sollte man nicht reden und wenn doch, dann mit Maske. Essen im Spiellokal war verboten, man durfte es aber im Flur vor dem Turniersaal zu sich nehmen. Trinken am Brett war erlaubt. Vor dem Betreten des Spiellokals sollten die Hände desinfiziert werden. Der Spielsaal war ausreichend groß, er wurde dauer belüftet und die Klimaanlage war an. Leider war sie an den ersten Tagen etwas zu kalt, aber auf Bitten einiger Spielerinnen wurde das dann angepasst und ich brauchte dann meinen Pullover nicht mehr überziehen.
Nach diesen ganzen Vorsichtsmaßnahmen waren alle heiß aufs Spielen am Brett. Ich war in der Setzliste ziemlich weit unten und bekam somit in der ersten Runde eine sehr viel stärkere Gegnerin. Sie war wohl auch noch nicht eingespielt, ich bekam eine sehr gute Stellung, die nach 18 Zügen eigentlich schon klar gewonnen ist. Ich machte es aber noch spannend, da ich nicht die besten Züge fand, aber zum Schluss konnte ich es dann doch gewinnen. Die Kriterien der Rangliste waren als erstes die Punkte, dann die Buchholzpunkte und danach der Schnitt der Gegnerinnen. Durch meinen Sieg war ich somit nach der ersten Runde auf Platz 3 und plädierte für einen vorzeitigen Abbruch der Meisterschaft, denn eine bessere Platzierung würde ich wohl kaum mehr bekommen. Aber das wurde natürlich nicht gemacht und das Turnier ging normal weiter. Ich erspielte in den nächsten Runden immer ganz gute Stellungen, aber die lange Pause und meine Konzentrationsschwächen, je länger die Partie dauerte, führten dazu, dass ich die nächsten Runden alle verlor. Wir hatten am Dienstag und Donnerstag jeweils Doppelrunde und an allen anderen Tagen nur eine. Da ich auf Schachturnieren gerne auch das Drumherum erkunde, war der Rundenbeginn der Einzelrunde um 14 Uhr nicht so optimal. Aber mit meiner Freundin Elke schafften wir es trotzdem, einiges zu unternehmen. So waren wir z.B. im Magdeburger Zoo, der sehr schön angelegt ist und im Elbauenpark. Der Elbauenpark ist sehr groß und man kann sich dort sehr sportlich betätigen:
Es gibt eine Sommerrodelbahn, bei der ich die Schilder, man solle langsam durch die Kurven fahren so sehr beherzigte, dass ich fast stehen blieb. Zum Glück fuhren die wenigen Gäste alle vor mir, so dass ich keinen behinderte. Nur Elke dachte, ich wäre zwischendurch ausgestiegen 🙂
Außerdem gibt es in dem Park viele Grünanlagen, ein Labyrinth und einen Fitness Parcours. Diesen probierten wir dann auch gleich aus, er war recht anspruchsvoll und teilweise auch schwierig zu meistern.
Nach so viel frischer Luft waren wir wohl etwas müde, jedenfalls spielten wir beide nicht so gut, wie wir es können.
Das Maritim Hotel, in dem wir untergebracht waren, hat einen sehr hohen Standard und gefiel mir sehr gut. Es gab einen Swimmingpool und einen Fitnessraum. Wenn man auf das tägliche Reinigen des Zimmers verzichtete, konnte man ein Säckchen raushängen und bekam dann eine Süßigkeit hineingelegt. Eine schöne Idee, doch leider für mich, die ich gerade abnehmen möchte, natürlich nicht so optimal. Auch die Verpflegung während der Runden war sehr Süssigkeiten lastig, aber es ist wohl schwierig in dieser Zeit, wenn man das Hygienekonzept einhalten möchte.
Was mir an dem Hotel nicht so gefiel (was wohl in allen Maritim Hotels so ist), es gab keine Möglichkeit, die Treppen zu nutzen bzw. wenn man sie nutzen wollte, konnte man entweder hinauf aufs Dach oder nach unten in die Rezeption, aber man konnte nicht von einem Zimmer zum anderen oder von der Rezeption zu seinem Zimmer, da sich die Türen zum Stockwerk nicht öffnen lassen (sie gingen nur vom Stockwerk selber auf). D.h. man musste immer den Fahrstuhl nutzen und der Abbau der süßen Verpflegung wurde somit erschwert.
Am Freitag hatte ich spielfrei und lieh mir ein Fahrrad aus (eins ohne Motor). Leider hatte ich da aber wohl den heißesten Tag erwischt und das Fahrradfahren war nicht so wirklich empfehlenswert, ich hatte doch arg mit dem Kreislauf zu kämpfen.
Nach 9 Runden hatte sich WGM Carmen Voicu-Jagodzinsky ganz nach oben gespielt und wurde bei ihrer ich glaube erstmaligen Teilnahme gleich Deutsche Meisterin. Herzlichen Glückwunsch hierzu!
Zweite wurde WIM Brigitte Burchardt, die bis zur 7. Runde noch führte und auf den dritten Platz kämpfte sich WFM Anita Just, auch an diese beiden meinen Glückwunsch für ein tolles Turnier.
Erwähnen möchte ich auch die jungen Wilden, die alle super spielten. WCM Luisa Bashylina (14 Jahre alt) begann sehr furios, sie gewann gegen die Setzlistenerste WIM Filiz Osmanodja und gegen WIM Nelly Vidonyak und gegen die neue Deutsche Meisterin spielte sie Remis! Am Ende ließ sie aber etwas nach und erreichte genau ihren Setzranglistenplatz. Aber trotzdem eine tolle Leistung von ihr gegen die Titelträgerinnen.
Zusätzlich zu unseren Meisterschaften fanden auch die Deutsche Einzelmeisterschaft und die beiden Masterturniere (German Masters und German Masters der Frauen) statt, die Deutsche Seniorenmeisterschaft und die Deutsche Pokalmeisterschaft. Leider konnten wir dabei nicht zuschauen, da das Hygienekonzept keine bzw. nur sehr wenige Zuschauer zuließ, die sich vorher anmelden mussten und weil die meisten Turniere gleichzeitig mit unseren Runden stattfanden. Auf der einen Seite schade, aber ich finde, dass es gut ist, hier besonders aufzupassen, damit sich keiner mit dem Corona Virus infiziert.
Ich fand die Meisterschaften sehr gut organisiert und die Spielbedingungen gut. Es hat trotz meiner mageren Ausbeute viel Spaß gemacht, und ich hoffe, keiner hat sich infiziert.
Weitere Informationen und sehr viele Schachbilder findet man auf der DSB Turnierseite und unter Flickr (vielen Dank an Frank Hoppe und Arne Jachmann für die vielen Fotos).
DSB Turnierseite Deutsche Frauen Einzelmeisterschaft 2020 inklusive aller Partien und Kurzberichten
Anbei noch ein paar Fotos vom Drumherum (alle Fotos von Ulla Hielscher, nur das Beitragseingangsfoto ist von Frank Hoppe)
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