Die heutige Partie, gespielt in der 3. Runde der Vorrunde, war eine vorentscheidende beim Einladungsturnier des Zaren im Jahre 1914, in St. Petersburg. Vor Beginn des Turnieres wies Capablanca, die ihm zugewiesenen Favoritenrolle von sich und erklärte Akiba Rubinstein zum Favoriten.
Betrachtet man den Spielverlauf, insbesondere die Anfangsphase, so könnte man meinen, dass er mit seiner Einschätzung richtig gelegen hat. Capablanca verlor bereits in der Eröffnung ersatzlos einen Bauern. Im folgenden weiteren Verlauf der Partie versäumte es Rubinstein dann, mit taktischen Mitteln konsequent nachzusetzen, stattdessen zog er es vor, die Figuren abzutauschen und mit einem Mehrbauern ins Damenendspiel abzuwickeln.
Grundsätzlich ist diese Vorgehensweise ein probates Mittel, jedoch es stellt sich die Frage, ob man von einem Meisterspieler vom Range Rubinsteins nicht erwarten kann, eine Partie mitunter auch mit taktischen Mitteln zu gewinnen, statt in ein Endspiel einzulenken, bei dem der Gegner noch lange kämpfen kann.
Das nach dem 26.Zug entstandene Damenendspiel hat Geschichte geschrieben. Alle führenden Spieler der Welt haben sich in allen Dekaden mit diesem Endspiel beschäftigt. Dr. Siegbert Tarrasch ebenfalls Teilnehmer dieses Turnier bewertete die entstandene Stellung wie folgt: “Das Damenendspiel sieht nach Remis aus. Solche Endspiele sind sehr schwer zu gewinnen. Natürlich kommt es darauf an, sich einen Freibauern zu verschaffen und in dieser Beziehung ist Schwarz (dem Weißen) voraus.“
Ich wünsche viel Spaß beim Studium der Partie.
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