Dezember 1, 2024

Die Millionen-Show

Die international bekanntesten deutschen Schachspieler sind leicht aufzuzählen. Christof Sielecki, Vincent Keymer, Jan Gustafsson, Elisabeth Pähtz. Jetzt hat sich noch jemand dazugesellt: Kevin Andreas Teller aus Berlin, 23 Jahre alt, chess.com-Blitz-Rating 562. So wie Sielecki international eher als „chessexplained“ bekannt ist, kennt man Teller eher als „Papaplatte“, hauptberuflich Twitch-Streamer, dessen Programm gut 800.000 Menschen folgen.

Unter den populärsten Spielen auf Twitch stehen unverändert die größten eSport-Titel. Counter-Strike, Fortnite, League of Legends und so weiter. Aber es hat sich ein neues Spiel dazugesellt, eines, das sich seit Jahrhunderten nicht verändert hat, keine Updates, keine Patches, keine Releases, nichts dergleichen.

Wer Twitch einschaltet, sieht Schach, und das als einer von zehntausenden, manchmal mehr als 100.000 Menschen, die gleichzeitig Schach gucken. Die Popularitätsexplosion lässt sich an einem Schach-Zugpferd festmachen: Hikaru Nakamura. Der war einst die Nummer zwei der Welt, WM-Kandidat, fünffacher US-Meister, und als solcher hat er 2018 Twitch entdeckt. Von Beginn an schauten zwar tausende zu, wenn Nakamura wieder einmal den „Titled Tuesday“ auf chess.com dominierte, aber das allein reichte nicht, um Schach in die Nähe der großen eSport-Titel zu befördern.

„Bist du DER boxbox?“

Die Entwicklung begann, als Overwatch-Streamer Felix Lengyel alias „xQc“, dem auf Twitch mehr als drei Millionen Menschen folgen, sich mit dem Schachvirus infizierte und entschied, das Spiel ambitioniert anzugehen. Nicht die Streams der neuen Online-Superturniere, nicht Nakamuras Streams, sondern die Sendungen des Schach-Anfängers xQc standen fortan an der Spitze der Twitch-Schachsektion. Immer mehr xQc-Fans entdeckten Nakamura und stürmten dessen Kanal, um mehr über dieses alte Spiel zu erfahren.

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