Geschrieben am 31.05.2020 von Bernd Rosen
Erst jetzt erreicht uns die Nachricht, dass unser langjähriges Mitglied Kurt Milotzki bereits im März im Alter von 96 Jahren verstorben ist. Kurt verlor mit sechs Jahren infolge einer Hirnhautentzündung das Augenlicht. Das hat ihn aber nicht daran gehindert, ein erfülltes Leben zu führen, in dem das Schachspiel einen ganz besonderen Stellenwert einnahm: Hier brachte er es zum 6maligen Deutschen Meister, nahm international an zahlreichen Kandidatenturnieren teil. In unserem Verein war er über viele Jahre in der 2. und 3. Mannschaft auf Verbandsebene aktiv. Aber auch abseits des Bretts war er vielseitig interessiert, war begeisterter Kegler („Mit dem linken Eckbauern habe ich so meine Probleme“) und besuchte die Heimspiele der Fußballer von Rot-Weiß Essen. Bis in die letzten Jahre hinein war er Seele und Spitzenspieler des Essener Blinden-Schachvereins.
Kurt genosss es, uns Sehende immer wieder neu zu überraschen, wie selbstverständlich er die meisten Aufgaben des Alltags bewältigte und UNterstützung nur da einforderte, wo es wirklich nicht anders ging. Mit seiner Behinderung ging er auf eine fast kokette Art um, nach Gewinnpartien kommentierte er gerne „Der war ja blinder als ich!“. So praktizierte er und wir mit ihm ganz selbstverständlich etwas, das heute mit dem Begriff Inklusion als wichtige gesellschaftliche Aufgabe angesehen wird.
Die Schachfreunde Katernberg werden Kurt Milotzki ein ehrendes Andenken bewahren.
Nachstehend erinnert sich Ulrich Geilmann an seine ganz persönlichen Begegnungen mit Kurt Milotzki:
Mein kleiner persönlicher Nachruf auf Kurt Milotzki
von Ulrich Geilmann
Kürzlich erreichte mich die Nachricht, dass Kurt Milotzki im stolzen Alter von 96 Jahren verstorben ist.
Kurt erblindete bereits als Jugendlicher. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, Schach mit Begeisterung und Leidenschaft zu spielen und diese Passion mit großer Freude zu vermitteln. Dabei war Kurt immerhin sogar sechsfacher Deutscher Blinden-Schachmeister und seine internationalen Aktivitäten reichten immerhin bis zur Teilnahme an Kandidatenturnieren.
Kurt war aber auch Funktionär und immerhin 30 Jahre lang Vorsitzender des Blinden-Schachclubs Essen. Bis 2009 spielte er zudem als Stammspieler im Essener Team. Danach setzte er sich quasi zur Ruhe, bereicherte aber bis 2017 noch regelmäßig die Schachabende des Vereins, dessen weitere Entwicklung er weiterhin mit großem Interesse verfolgte.
Ich hatte 1984 die Gelegenheit gegen ihn in der ersten Runde der Essener Stadtmeisterschaft antreten zu dürfen und verlor die Partie verdient. Es war gerade diese beeindruckende Begegnung, die mich dazu brachte, das Spiel etwas ernster zu nehmen. Ich wurde erwachsen – wenn man so will. Jedenfalls war ich von seinem Spielverständnis durchaus beeindruckt.
Abgesehen davon war Kurt, der den Schachfreunden Katernberg stets eng verbunden war, ein sehr humorvoller Spielpartner, der besonders Schnellpartien und Analysen durch lockere Zitate zu würzen wusste. Dabei schwang aber immer ein Schuss deftige Selbstironie mit. Sprüche, wie „Mann, bin ich blind“, „Du spielst ja blinder als ich, „Soll ich das Licht anmachen?“ oder „Mein Blindenhund knurrt – ich muss den Zug zurück nehmen“, sind fast so etwas wie sein Markenzeichen geworden. Ich mochte ihn jedenfalls gerne, den alten Mann.
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