November 28, 2024

„Rivalität auf Augenhöhe“: Matthew Sadler über Stockfish und LeelaZero

„Der Stil von AlphaZero traf mich unerwartet“: Matthew Sadler und DeepMind-Chef Demis Hassabis. | Foto: Lennart Ootes/London Chess Classic.

Als Großmeister Matthew Sadler 2019 zum Superturnier in Wijk an Zee sein druckfrisches Buch „Game Changer“ vorstellte, standen die Weltklassespieler Schlange, um es möglichst als Erste in die Finger zu bekommen. Kein Schachspieler außer Sadler hatte direkten Zugang zur Google-Maschine AlphaZero gehabt, keiner einen tieferen Einblick in die neuen Strategien und Konzepte, die unser Spiel umkrempeln sollten.

Damals hatte AlphaZero die bis dahin stärkste Engine Stockfish vom Brett gefegt – und auch das Computerschach umgekrempelt. Für die Stockfish-Entwickler war die Niederlage ein Impuls, ihr Programm noch einmal viel besser zu machen. Seitdem liefern sich AlphaZeros kleine Schwester LeelaZero und Stockfish einen Wettkampf der Systeme: Wer kann besser Schach, das selbstlernende Neuronale Netz oder der Rechenteufel traditioneller Machart?

Matthew Sadler verfolgt diese Rivalität weiterhin gebannt. Als das jüngste Superfinale der infoffiziellen Computer-WM TCEC zwischen Leela und Stockfish beendet war, haben wir mit ihm über Entwicklungen im Computerschach gesprochen – und darüber, was der Mensch tun muss, um von den Supermaschinen zu lernen.

Das Superfinale Leela gegen Stockfish ist vorbei. Dein Eindruck vom Match?

Der Kontrast in den Stilen, der Kontrast der Stellungstypen, die sie beherrschen, wie sie beide extrem stark sind und gleichzeitig die Schwächen des anderen aufdecken – fantastisch. Es gab einige Partien, in denen eine Engine auf ein Tor spielte, während die andere hilflos dastand, und das passierte beiden Seiten. Diesmal war Stockfisch in offenen Sizilianern absolut tödlich, eigentlich in jeder offenen Position, in der Königssicherheit eine Rolle spielt. Andererseits ist das Spektrum der Stellungen, in denen Leela Stockfish tatsächlich wehtun kann, größer geworden. Leela macht sich sehr gut in königsindischen oder französischen Strukturen, eigentlich immer, wenn das Zentrum geschlossen ist und das Spiel auf beiden Flügeln läuft.

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