Ende des Jahre 1913 erhielt Capablanca die Einladung für das Meisterturnier in Sankt Petersburg (1914), was er zum Anlass nahm, eine Gastspielreise in Europa zu beginnen. Kaum in Sankt Petersburg eingetroffen, erhielt er im kubanischen Konsulat seine Ernennungsurkunde für den
diplomatischen Dienst. Diese Ernennung ist heute mit einem Stipendium vergleichbar, so dass er sich von nun an ungehindert seiner Karriere als Schachspieler widmen konnte.
Hier und in anderen Städten gab er unzählige Simultanveranstaltungen, zudem spielte er zahlreiche Schaukämpfe. Zu seinen Gegnern gehörten namhafte Spieler wie Aljechin, Dus-Chotimirski, Snosko-Borowski, Nimzowitsch und Andere. Zu jener Zeit entstand auch seine Freundschaft mit Alexander Aljechin, mit dem er tagelang über diverse Schachthemen diskutierte. Als er im April 1914 in Moskau eintraf, spielte er zwei Schaupartien gegen Ossip Bernstein, von denen wir uns heute jene Partie anschauen, in der Capablanca die schwarzen Steine führte.
Diese Partie ist ein weiteres Beispiel für die scheinbare Leichtigkeit mit der Capablanca am Schachbrett agierte. Ebenso ist diese Partie bis heute eine unverzichtbares Lehrbeispiel für jeden Meisterspieler auf dem Weg zum Großmeister-Titel. Schachgrößen wie Bobby Fischer (1962 mit Schwarz gegen Bertok) und Garri Kasparov (1987 mit Schwarz gegen Winants) haben sich seiner Ideen bedient.
Auch Weltmeister Botwinnik spart nicht mit Lob zu dieser Partie. Zum Schlusszug findet man folgende Würdigung: „Einfach und – ich schrecke nicht vor dem Wort zurück – ein genialer Streich“.
Ich wünsche viel Spaß beim Studium der Partie.
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