Von GM Hertneck, München
Am Montag den 20. April veröffentlichte der Deutsche Schachbund eine Entscheidung zum derzeit ausgesetzten Spielbetrieb in der Bundesliga, die viele Schachvereine und Schachspieler in ungläubiges Erstaunen versetzte:
„Der Deutsche Schachbund wird die aktuelle Saison 2019/20 in der 2. Bundesliga aufgrund der Corona-Pandemie erst 2021 zu Ende spielen. Die Saisonbezeichnung wird abgeändert in 2019-2021. Deshalb wird es 2020 weder Aufsteiger in die 1. Bundesliga, noch Absteiger in die Oberligen geben. Ebenso werden keine Absteiger aus der 1. Bundesliga und Aufsteiger aus der Oberliga in der 2. Bundesliga aufgenommen. Diese Änderungen sind mit dem Präsidium des Deutschen Schachbundes abgestimmt und sofort gültig.“
Präzisiert wurde die Regelung vom Spielleiter Jürgen Kohlstädt wie folgt:
„Meldeschluss für alle Spieler der 2.Bundesligen für die neue Saison 2021-2022 wird also der 1.5.2021 sein, die Wechselfrist für Spieler wird der 1.7.2021 sein, die Meldungen für die Saison 2021 werden bis zum 1.08.2021 abzugeben sein.
Dies hat zur Folge, dass die 2.Bundesliga in der Saison 2019-2021 zum 1.5.2020 weder Aufsteiger in die 1.Bundesliga abgibt noch Absteiger aus der 1.Bundesliga zum 1.05.2020 aufnimmt, weiterhin werden in die Oberligen weder Absteiger zu den genannten Zeitpunkten abgegeben noch Aufsteiger aus den Oberligen zu diesen Zeitpunkten aufgenommen. Alle Spieler die zum Zeitpunkt der Passschreibung im Juli 2019 für die 2.Bundesliga spielberechtigt waren behalten diese Spielberechtigung bis zum 1.Juli 2021.“
Was für ein Knaller! Wer hätte das gedacht? Der Deutsche Schachbund, der doch für die Durchführung des Spielbetriebs verantwortlich ist, dessen edelste Aufgabe dies ist, kastriert sich quasi selbst?
Was bedeutet das konkret und für welche Ligen gilt die Entscheidung?
Konkret bedeutet dies, dass der Spielbetrieb ab sofort komplett eingefroren wird. Formal gilt die Entscheidung zwar nur für den Spielbetrieb der 2. Bundesliga, die in der Verantwortung des DSB liegt, jedoch kann man davon ausgehen, dass sie sowohl nach oben (1. Bundesliga in der Verantwortung des Bundesliga e.V.), als auch nach unten für die darunter liegenden Ligen heftig ausstrahlen wird.
Wie ist die Entscheidung zu bewerten?
Aus meiner Sicht, und aus der vieler anderer Schachspieler ist sie die schlechtmöglichste! Hier ein paar auf Facebook gesammelte spontane Reaktionen (jeweils ohne Nennung des Autors):
- „Das scheint mit auf den ersten Blick eine etwas befremdliche Lösung. Aufgrund der wenigen Wochenenden hätte man die Saison bequem auch noch sehr spät beenden können. Jetzt ruht der Spielbetrieb für nahezu 1,5 Jahre. Bin gespannt, was die 1.BL damit anfängt. Und wie die Landesverbände das umsetzen“
- „Das wäre aber nicht fair gegenüber den Vereinen, die jetzt noch realistische Chancen auf Klassenerhalt haben, z.B. weil sie die „schwächeren“ Gegner jetzt er erst bekommen hätten. Nur zwei Spieltage (= Doppelrunde) bei bevorstehenden weiteren Lockerungen zu absolvieren, ist ein Leichtes. „
- „Regeln für Mannschaftskämpfe sehen in der Regel vor, dass gewertet wird, wenn mehr als die Hälfte der Spiele absolviert worden ist. Zumindest in einigen Landesverbänden endet die Saison im September. Das heisst dass man einen Puffer hätte; per Beschluss der Bundesversammlungen könnte man die Wechselfrist – einmalig – verschieben.
Sollten die Restriktionen länger gelten, hielte ich einen Abbruch zum aktuellen Stand für besser und gerechter als ein Aussetzen bzw. unveränderten Neustart, da zu viele Verzerrungen zu berücksichtigen wären, z.B. Rückzüge, Neuzugänge usw.
Auch können 2 Runden kaum dem Geist der „Schachförderung“ entsprechen.
Es gibt sicherlich ambitionierte Oberliga-Vereine. Diesen den Aufstieg zu verwehren, setzt gleichsam einen Deckel auf den gesamten Spielbetrieb in Deutschland. Ich bin wirklich unangenehm überrascht, dass eine solch weitreichende Entscheidung ohne Diskussionen und Beschluss der DSB Bundesversammlung getroffen werden konnte.
Aufgestockte Ligen, ein strafferer Terminplan oder ggf. eine Saison mit weniger Runden dafür im Schweizer System hielte ich jedenfalls für charmantere Lösungen.“ - „Ein wesentlicher Aspekt könnte die Finanzierung von Teams durch Sponsoren sein:
Ist eine Entlastung besser oder wiegt der Verlust an sportlicher Reichweite mehr?
Auch kommt ein Wechselverbot für manchen ggf. einem Berufsverbot gleich.“ - „Wieso wird so eine Entscheidung getroffen? Man hätte sich noch mindestens bis zum Sommer Zeit lassen können. Keiner der Vereine hätte etwas gesagt, wenn man die Meldefristen um 2-3 Monate verschoben hätte. Lieber dieses Jahr die Saison noch zu Ende spielen und dafür nach Kalenderjahr neu anfangen. Zumindest sich noch etwas Zeit lassen! Die Wintermonate sind doch sowieso immer ein Problem. Dann spielt man mit Sommerpause von März bis Oktober/November durch oder vielleicht sogar die 1. Bundesliga anders ansetzen. 2-3 Wochen im Jahr nehmen und dort zentral spielen lassen. Die Vereine sind doch alle d’accord wenn es eine zentrale Endrunde gibt. So versumpfen nun die Ligen und die Profispieler bleiben nun an toten Vereinen (siehe Lingen) hängen.“
- „Die Fussball-Bundesliga wird in Kürze fortgesetzt, ohne Zuschauer vor Ort, noch 9 Spieltage. Und im Schach, der Sport mit dem geringsten logistischen Aufwand, den wenigsten Zuschauern überhaupt und ideal kontrollierbarem Ansteckungsrisiko soll es nicht möglich sein, noch 2 Spieltage nachzuholen? Wer entscheidet so einen Hirnfurz? Wäre ich betroffen, würde ich mir das nicht gefallen lassen.“
- „Bei den Kommentaren glaube ich erkennen zu können, dass man grundsätzlich davon ausgeht, dass sich das Virus demnächst in Luft aufgelöst haben wird. Nehmen wir einmal an, das Virus wird uns noch 1-2 Jahre begleiten und es wird bis August 2020 keinen Abschluss der Teamwettbewerbe 2019/2020 geben. Das erachte ich sogar für relativ wahrscheinlich. Dann gibt es weder eine Aufstiegs- noch eine Abstiegsregelung von Bundesliga bis Kreisklasse. Angenommen in allen Klassen werden Lösungen für den Auf- und Abstieg gefunden (wer es glaubt), kaum eine Mannschaft zieht zurück (wer es glaubt) oder führt Klagen gegen eine dieser Entscheidungen (wer es glaubt). Selbst die Wechselfrist wird verlängert und sorgt ebenso nicht für Unmut (wer es glaubt). Dann beginnt im Oktober 2020 oder meinetwegen auch im Januar 2021 die neue Saison. Beginnt sie dann wirklich? Wer es glaubt!“
- „Einfach nur eine komische Regelung, jetzt werden tatsächlich in 1,5 Jahren fast keine Mannschaftsmeisterschaften in Deutschland gespielt ? Oder ist das doch nur ein verspäteter Aprilscherz?“
Wer leidet darunter?
Eigentlich alle. Fassen wir die Nachteile dieser umstrittenen Anordnung (anders kann man sie wohl nicht nennen) zusammen:
- Die Liga wird nicht wie geplant bis Mitte 2020 beendet.
- Aufsteiger und Absteiger werden somit nicht ermittelt.
- Die Planungen der Vereine werden komplett über den Haufen geworfen. Sämtliche bereits getätigten Buchungen müssen rückgängig gemacht werden.
- Die Sponsoren der Vereine, die vielleicht anders geplant haben.
- Die Spieler werden aus meiner Sicht am härtesten getroffen. Für die Saison 19/20 hatten sie sich verpflichtet, nun sollen sie fast 1 Jahr warten, bis sie die nächste Partie spielen – und dafür bezahlt werden! In gewisser Weise wird den Profis die Existenzgrundlage geraubt.
- Die Schachöffentlichkeit, die zum Beispiel eben noch der Bundesligarunde in Berlin entgegenfieberte, schaut nun die nächsten 11 Monate ins Leere.
Wie hätte man es besser machen können?
Aus Sicht des Autors wäre wirklich jede Alternative besser gewesen! Betrachten wir sie einfach der Reihe nach:
A) Die beiden fehlenden Runden in der 2. Bundesliga werden nachgeholt, sobald möglich. Die neue Saison startet ggf. verspätet.
Dies wäre offensichtlich die fairste Lösung, vorausgesetzt dass Sportwettkämpfe wieder zugelassen werden. Doch worüber reden wir in der 2. Bundesliga? Über Mannschaftskämpfe mit 2 mal 8 Spielern, plus Schiedsrichter. Die Zuschauer könnten sogar ausgeschlossen werden. Da befinden sich also mit Mannschaftsführern maximal 20 Personen in einem Raum! Wenn das nicht mehr geht, dann geht gar nichts mehr! In der Bundesliga Ost hätte man die Doppelrunden auf Einzelrunden entzerren können, um „Massenansammlungen“ von bis zu 40 Spielern zu vermeiden. Bingo, das wäre die Lösung gewesen, um die Saison zu einem ordentlichen Abschluss zu bringen! Die einzige Frage, die dabei offen bleibe, ist die des Zeitpunkts für die Nachholtermine, sowie eine ggf. erforderliche Verschiebung der Wechselfrist.
B) Der jetzige Stand der 2. Bundesliga wird zum Endstand erklärt. Die Auf- und Absteiger werden entsprechend ermittelt.
Auch für diese Lösung hätte der Autor große Sympathie. Es ist zwar richtig, dass die Gerechtigkeit ein bisschen gelitten hätte, weil Runden fehlen, und deren Ergebnis nicht vorhergesagt werden kann. Das offensichtliche Gegenargument lautet: in Notzeiten muss ein solcher Makel ausnahmsweise in Kauf genommen werden. Aber schauen wir uns die betroffenen Ligen einfach mal an (der Einfachheit halber nur die Aufsteiger):
2. Bundesliga Nord
Mannschaft | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | Sp | MP | BP | BW | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | SK König Tegel | + | 4½ | 4 | 4½ | 4½ | 5 | 6 | 5 | 7 | 13 | 33½ | 154 | ||
2. | SK Zehlendorf | 3½ | + | 5½ | 5 | 5 | 6 | 6 | 6½ | 7 | 12 | 37½ | 158½ | ||
3. | SF Berlin II | 4 | 2½ | + | 2 | 6 | 4½ | 3 | 6 | 5 | 8 | 9 | 33 | 142½ | |
4. | SV Werder Bremen II | 3½ | 3 | 6 | + | 4 | 5 | 5 | 4½ | 7 | 9 | 31 | 137 | ||
5. | SV Glückauf Rüdersdorf | 3½ | 3 | 4 | + | 4½ | 1½ | 4½ | 4 | 5½ | 8 | 8 | 30½ | 147 | |
6. | Hamburger SK II | 2 | 3 | 3½ | + | 4½ | 5 | 6½ | 4½ | 7 | 8 | 29 | 126½ | ||
7. | FC St. Pauli | 3½ | 3 | 6½ | 3½ | + | 3 | 5 | 5 | 7 | 6 | 29½ | 138½ | ||
8. | SG AE Magdeburg | 3 | 2 | 5 | 3½ | 3 | 5 | + | 5 | 7 | 6 | 26½ | 109½ | ||
9. | SC Empor Potsdam | 2 | 2 | 2 | 4 | 1½ | 3 | 3 | + | 7 | 1 | 17½ | 87 | ||
10. | SG Turm Kiel II | 3 | 1½ | 3 | 3½ | 2½ | 3½ | 3 | + | 7 | 0 | 20 | 95½ |
Schon der erste Makel – Tegel und Zehlendorf sind in einem heißen Kopf-an-Kopf-Rennen. Tegel hat mehr Mannschaftspunkte, Zehlendorf mehr Brettpunkte. Mannschaftspunkte entscheiden nun mal, und außerdem hat Tegel den direkten Vergleich gewonnen, und sollte somit aufsteigen.
Bundesliga West
Mannschaft | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | Sp | MP | BP | BW | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | SC Remagen Sinzig | + | 4½ | 4½ | 4 | 4½ | 4½ | 5½ | 5 | 7 | 13 | 32½ | 149½ | ||
2. | Düsseldorfer SK | + | 5 | 4½ | 3½ | 5½ | 5 | 4½ | 6½ | 7 | 12 | 34½ | 148 | ||
3. | SC Siegburg | 3 | + | 4½ | 5½ | 6 | 3½ | 4½ | 6½ | 7 | 10 | 33½ | 138½ | ||
4. | SG Solingen II | 3½ | 3½ | + | 3 | 4½ | 5 | 6 | 4½ | 7 | 8 | 30 | 142½ | ||
5. | SG Porz | 3½ | 4½ | 3½ | 5 | + | 3½ | 4½ | 3½ | 7 | 6 | 28 | 123 | ||
6. | SV Koblenz | 4 | 2½ | 2½ | 4½ | + | 3½ | 4 | 5½ | 7 | 6 | 26½ | 119 | ||
7. | SC Hansa Dortmund | 3½ | 3 | 2 | 3½ | 4½ | + | 5 | 4½ | 7 | 6 | 26 | 118 | ||
8. | TSV Schott Mainz | 3½ | 3½ | 4½ | 3 | 3½ | 3 | + | 6½ | 7 | 4 | 27½ | 128½ | ||
9. | DJK Aachen | 2½ | 1½ | 3½ | 2 | 4½ | 4 | + | 3½ | 7 | 3 | 21½ | 102½ | ||
10. | Bochumer SV 02 | 3 | 1½ | 3½ | 2½ | 3½ | 1½ | 4½ | + | 7 | 2 | 20 | 90½ |
Wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Remagen hat einen Mannschaftspunkt mehr. Die direkte Begegnung steht noch aus. Es ist korrekt: ein Sieg von Düsseldorf in der direkten Begegnung würde wohl zum Aufstieg in die begehrte 1. Bundesliga ausreichen, doch wir leben nun mal in Coronazeiten, und so müsste man eben Remagen den Vortritt lassen. Es könnte ja sogar sein, dass Remagen freiwillig verzichtet, dann ginge der Joker an Düsseldorf.
Bundesliga Süd
Mannschaft | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | Sp | MP | BP | BW | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | SC Emmendingen | + | 4 | 4½ | 5½ | 3½ | 5½ | 7½ | 7 | 7 | 11 | 37½ | 171 | ||
2. | SC Heusenstamm | 4 | + | 4½ | 5½ | 6 | 5½ | 6 | 6 | 11 | 31½ | 130½ | |||
3. | OSG Baden-Baden II | 3½ | 3½ | + | 6 | 6 | 5 | 7 | 6 | 7 | 10 | 37 | 164½ | ||
4. | TSV Schönaich | 2½ | 2 | + | 4½ | 5 | 4 | 5½ | 6½ | 7 | 9 | 30 | 135 | ||
5. | SC Eppingen | 2½ | 3½ | + | 5 | 4 | 5 | 5 | 5 | 7 | 9 | 30 | 132 | ||
6. | Stuttgarter SF | 4½ | 2 | 2 | 3 | + | 5 | 3 | 3½ | 5½ | 8 | 6 | 28½ | 128½ | |
7. | SV 1947 Walldorf | 2½ | 3 | 4 | 3 | + | 2 | 6½ | 6½ | 7 | 5 | 27½ | 137½ | ||
8. | SV 1920 Hofheim | 2½ | 2 | 3 | 4 | 3 | 5 | 6 | + | 7 | 5 | 25½ | 120½ | ||
9. | SF Neuberg | ½ | 1 | 2½ | 3 | 4½ | 1½ | + | 6½ | 7 | 4 | 19½ | 78½ | ||
10. | SV Worms 1878 | 1 | 2 | 1½ | 3 | 2½ | 1½ | 1½ | + | 7 | 0 | 13 | 62 |
Nun wird es pikant, denn erstens sind noch 3 Vereine im Rennen. Doch Baden-Baden II darf nicht aufsteigen. Also Emmendingen oder Heusenstamm. Die direkte Begegnung ging unentschieden aus. Zwar liegt Emmendingen knapp vor Heusenstamm, doch Heusenstamm hat noch eine Runde mehr zu spielen. Aus meiner Sicht müssen in diesem Fall die Verlustpunkte statt der Gewinnpunkte gerechnet werden, um eine vergleichbare Bewertung zu ermöglichen. Emmendingen hat einen Mannschaftskampf verloren und einen remisiert. Heusenstamm hat nur einen Kampf remisiert. Die Prognose lautet, dass Heusenstamm am Saisonende auf dem Siegertreppchen steht, und daher aufsteigen darf.
Bundesliga Ost
Mannschaft | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | Sp | MP | BP | BW | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | SV Deggendorf | + | 2 | 4½ | 4 | 4½ | 5 | 5½ | 5 | 4½ | 8 | 13 | 35 | 162½ | |
2. | Münchener Schachclub 1836 | 6 | + | 3½ | 7½ | 4½ | 6½ | 7 | 5½ | 7 | 12 | 40½ | 184½ | ||
3. | Nickelhütte Aue | 3½ | 4½ | + | 5 | 6½ | 4 | 5 | 6½ | 7 | 11 | 35 | 155 | ||
4. | MSA Zugzwang | 4 | ½ | + | 4½ | 6 | 5½ | 5 | 5 | 7 | 11 | 30½ | 136½ | ||
5. | Erfurter SK | 3½ | 3½ | 3 | + | 4½ | 5 | 6 | 5 | 7 | 8 | 30½ | 138 | ||
6. | SF Bad Mergentheim | 3 | 1½ | 3½ | 3½ | + | 6 | 4 | 6 | 7 | 5 | 27½ | 123½ | ||
7. | SK Passau | 1½ | 4 | 2 | 3 | 2 | + | 3 | 5 | 5½ | 8 | 5 | 26 | 123½ | |
8. | FC Bayern München II | 2½ | 1 | 2½ | 4 | 5 | + | 3½ | 3½ | 7 | 3 | 22 | 88 | ||
9. | SC Garching | 3 | 2½ | 3 | 3 | 2 | 3 | 4½ | + | 7 | 2 | 21 | 89½ | ||
10. | SC NT Nürnberg | 3½ | 1½ | 3 | 3 | 2 | 2½ | 4½ | + | 7 | 2 | 20 | 95 |
Analoge Situation wie in der 2. Bundesliga Süd. Wir machen es kurz: Deggendorf hat einmal verloren und einmal remisiert. Der MSC 1836 hat einmal verloren und alle anderen Spiele gewonnen. Diese Mannschaft ist so stark aufgestellt (wohl die am stärksten besetzte Mannschaft, die je in der Liga angetreten ist), dass sie mindestens noch 3 Punkte bis zum Saisonende erzielt hätte, und damit ist sie für den Aufstieg prädestiniert.
Ich gebe zu, dass es optisch unschön ist, dass nach diesem System in der Süd- und Ostliga der jeweils Zweitplatzierte aufsteigt, aber dies ist einfach durch die unterschiedliche Anzahl der potenziellen Punkte, die noch zu erzielen wären, gerechtfertigt. Und es ist auch unschön, ein spannendes Kopf-an-Rennen zu unterbrechen. Doch was ist besser: den Jockey aufs Siegertreppchen zu stellen, oder den Gaul für ein Jahr in den Stall zu stellen? Ich denke, die Entscheidung liegt klar auf der Hand!
C) Die bisherigen Spielergebnisse werden storniert, und die Liga wird im Herbst 2020 mit denselben Mannschaften 1:1 neu angesetzt.
Auch diese Entscheidung hätte niemanden hart getroffen, mit Ausnahme der sicheren Aufsteiger. Der Spielbetrieb wäre mehr oder weniger normal weitergegangen, und jeder hätte sich gefreut, dass es ab Oktober wieder hochklassiges Schach gibt. In der 1. Bundesliga wäre des zurückgezogene SV Lingen allerdings von vornherein nicht mit von der Partie und die Liga würde mit 15 Mannschaften starten.
Ein trauriges Resümee
Wieso musste der DSB von allen in Frage kommenden Optionen ausgerechnet diejenige treffen, die für alle Beteiligten am nachteiligsten ist? Hat etwa dabei nicht der gesunde Menschenverstand gewaltet, sondern juristische Erwägungen? Ja natürlich, die Spielordnung des DSB sieht andere Regelungen vor. Und natürlich hätten auch Vereine, die mit der Entscheidung über Auf- und Abstieg nicht einverstanden sind, vor das Bundesturniergericht ziehen können. Na und? Dann wären die Fälle eben in dieser Instanz entschieden worden. Und müsste nicht jeder Verein in der Ausnahmesituation, in der wir uns alle befinden, Verständnis dafür haben, dass man diesmal keine formal korrekte Entscheidung treffen kann? Das Leben geht doch weiter und in der nächsten Saison sieht es schon wieder ganz anders aus! Hier fehlte dem Schachbund der Mut zu einer pragmatischen Entscheidung, die die kritische Situation bereinigt hätte.
Aus Sicht des Autors ist es daher dringend geboten, dass der DSB seine Entscheidung nochmals überdenkt und hoffentlich auch revidiert!
Zum Kommentar von GHertneck: Ich habe im Sinn, dass die FIDE vor etwa einem Monat für Wettbewerbe, die wegen der Corona-Pandemie unterbrochen wurden, die Regelung mit der Höchstdauer ausdrücklich ausgesetzt hat, kann die Mitteilung aber auf die Schnelle nicht finden (daher ist diese Aussage unter Vorbehalt zu sehen).
Grundsätzlich scheint es mir allerdings, dass der Artikel einen wesentlichen Aspekt außer Acht lässt: Im Moment lässt sich noch nicht ansatzweise abschätzen, wann der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Wenn einer der Alternativvorschläge umgesetzt würde und sich im Herbst herausstellt, dass bis auf weiteres immer noch kein Wettkampfschach möglich ist (und das ist keineswegs abwegig – einen Impfstoff wird es in diesem Jahr definitiv nicht geben, und mit den 10 Leitplanken des DOSB ist der Schachsport nicht vereinbar), dann hätten wir nichts gewonnen, aber die Chance vergeben, Auf- und Absteiger sportlich korrekt zu ermitteln.
Toller Artikel, Gerry. Ich teile Olafs Meinung. Abschätzen von Auf- und Absteigern fände ich nicht sportlich. Ich selber bin nach Ligaorakel SK Godesberg zu 97% mit Forchheim abgestiegen gewesen. Wir haben uns gegen den Spitzenreiter ein 4:4 erkämpft und Neuberg hatte 0,5:7,5 verloren. Wir hatten uns mit einem halben Brettpunkt am letzten Spieltag gerettet. Sowas ist immer möglich und macht den Reiz aus.
Die Vorgehensweise des DSB erweckt den Eindruck, dass ihm 1. BL sowie Landesverbände und Bezirke völlig gleichgültig sind. Eine relativ einheitliche Lösung der Situation wäre schön gewesen. So stand man auf Bezirks/Kreisebene unter dem Druck, eine Entscheidung im luftleeren Raum treffen zu müssen – man will die Spieler ja nicht endlos hinhalten. Aber es gab keine Infos von Landesebene, keine Infos von Bundesebene, völliges Schweigen. Hätte der DSB wenigstens einen Termin veröffentlicht, bis wann denn beraten / entschieden werden soll. So haben mittlerweile manche unteren Ebenen ihre Vorgehensweise individuell entschieden. Ein toller Flickenteppich an Lösungen.
Wenn ich mir den Altersdurchschnitt der Spieler in meinem Umfeld betrachte, halte ich eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs frühstens mit Durchimpfung der Bevölkerung ethisch vertretbar… Vllt ist die Entscheidung des DSB nicht die schlechtestete, aber mal wieder gab es null Öffentlichkeitsarbeit.
Unter Berufsverbot leiden nicht nur Profisport ler.
Frage an die Experten, kann man die Bundesliga Saison nicht online Beenden , technisch müsste dass doch kein Problem sein.
Werden ein-und ausreisende noch 14 Tage in Quarantäne gesteckt ?
Das wäre natürlich auch ein Problem viele Spieler Reisen über die Grenzen an. Kommen die Quarantäne kosten oben drauf ? Oder ist man dann Beruflich bedingter Pendler?
Ob die Einnahmequelle Bundesliga für Profi-Spieler ausreicht ist fraglich alle anderen Einnahmequellen mit Preisgeldern/Open/Turniere liegen auch auf Eis.
Wer kann schon voraus schauen ob die aktuelle Lockerung nicht eine neue Infektions-Welle bringt.
Als Schachspieler und Bürger geht mir ehrlich gesagt die Gesundheit vor.
Realistisch sehe ich eine uneingeschränkte Öffnung aller öffentlichen Veranstaltungen und Sportveranstaltungen mit der zertifizierten Einführung eines Impfstoff.
Eine weitere Möglichkeit wäre gewesen, die bislang noch nicht ausgetragenen Wettkämpfe unter Berücksichtigung der in dieser Saison zuvor erbrachten Leistungen – sprich: ELO-Performance – zu simulieren, die so ermittelten Ergebnisse den tatsächlich gespielten Resultaten hinzuzufügen und den daraus resultierenden Tabellenstand als Abschlusstabelle zu werten mit regulärem Auf- und Abstieg. Auf diese Weise wären die bisherigen sportlichen Ergebnisse nicht vollkommen wertlos geworden, Wechsel der Spielberechtigungen blieben wie bisher zum 01. Juli möglich, und eine eventuelle Wiederaufnahme des Spielbetriebs könnte ohne jeglichen Termindruck erfolgen, sobald die Umstände es gestatten.
Mir ist unklar, wie man einerseits die getroffene Entscheidung kritisieren und andererseits im gleichen Atemzug eine völlig untaugliche Alternative vorschlagen kann. Die genannte Möglichkeit (B), die Saison mit dem derzeitigen Tabellenstand zu beenden, hat nämlich mehrere gravierende Nachteile. Erstens hatten die Mannschaften bislang unterschiedliche Gegner, was den Tabellenstand schon maßgeblich beeinflussen kann. Viel schwerwiegender ist zweitens, dass durch den in drei von vier Ligen verwendeten Doppelrunden-Modus nicht alle Mannschaften gleich viele Spieltage absolviert haben. Mag sein, dass die Aufstiegsfrage dadurch nur unwesentlich betroffen ist, der Abstieg würde jedoch völlig verzerrt.
Schauen wir mal auf die Südstaffel: Dort würden nach aktuellem Tabellenstand Worms, Neuberg und Hofheim absteigen. Worms ist abgeschlagen Letzter und würde in jedem Fall absteigen, die anderen beiden Absteiger sind jedoch noch völlig unklar. Aufgrund des schweren Restprogramms wäre es durchaus denkbar, dass Walldorf keinen Mannschaftspunkt mehr holt, und in diesem Fall zwingend von Neuberg oder Hofheim noch überholt wird, weil diese noch gegeneinander spielen. Auch die Stuttgarter auf Platz 6 sind keinesfalls gerettet, weil sie ein Spiel mehr absolviert haben als alle Konkurrenten – es ist durchaus möglich, dass sie noch von zwei Mannschaften eingeholt werden. Die gute Brettpunktbilanz, die eventuell relevant werden könnte, täuscht ein wenig, weil auch die Brettpunkte aus 8 und nicht aus 7 Runden geholt wurden.
Wie die Saison bei einer regulären Fortsetzung ausgeht, wage ich nicht vorherzusagen. Eine Wertung mit dem aktuellen Tabellenstand würde jedoch die im Moment auf den Plätzen 8 und 9 stehenden Mannschaften massiv benachteiligen. Dies damit abzutun, dass in Notzeiten „ein solcher Makel in Kauf genommen werden muss“, klingt wie blanker Hohn – es ist leicht, Opfer zu fordern, wenn man selbst nicht betroffen ist.
Im Norden ist es übrigens ähnlich, die auf Platz 8 stehenden Magdeburger haben noch reale Chancen auf den Klassenerhalt, und auch im Osten ist die Situation keineswegs entschieden.
Gerne nehme ich zu den bisher eingegangen Kommentaren Stellung.
Der englischsprachige ist offensichtlich eine komplette Themaverfehlung.
Der „Kommentator“ weist auf einen wichtigen Aspekt hin, den ich nicht bedacht habe, umgekehrt hat er allerdings auch manches nicht bedacht! Die meisten Spieler in den Bundesligen sind ja bereits Titelträger und darauf angewiesen, und darauf angewiesen, ihr Geld mit Einsätzen zu verdienen, und diese Möglichkeit fällt nun weg. Und wie viele Spieler liegen auf Normenkurs? Sicher ganz wenige. Aber trotzdem ist das natürlich ein gewichtiges Argument. Ich meine: die Spieler sehr wohl hart betroffen, weil sie weder wechseln noch Einnahmen erzielen können. Ich bin nicht mal sicher ob das Argument der Normen zutreffend ist, denn zumindest früher war es so, dass die FIDE eine Höchstdauer für das Turnier definiert hat. Ich weiß aber nicht, ob das aktuell noch der Fall ist. Läge die Grenze zum Beispiel bei einem Jahr Höchstdauer, dann würden die Normen nicht zählen.
Der Kommentar von Olaf Heinzel ist ein interessanter Alternativvorschlag, allerdings wollte ich nicht so tief in das Spielsystem eingreifen, dass der komplette Turnus geändert wird, der ja seit Jahrzehnten so vorgegeben ist. Ich finde, dass die drei Vorschläge weniger tief in die Regularien bzw. das gesamte System eingreifen, als der von Olaf.
1. Abbruch der laufenden Saison
2. keine Absteiger – nur Aufsteiger
3. neue Saison über den Sommer planen, flexibler Beginn
Candidates Could Resume On-Line!
by NM Leland Fuerstman
For the life of me, I can not understand why the 2020 World Candidates Chess Tournament has been postponed? No, I am not trying to prematurely jump-start the world economy by suggesting that the finest Grandmasters in the world face over the board and endure each other’s germs! But, exactly what prevents them from playing from remote locations using already existing hi-tech video technology?! It would be a rather simple task to „hook up“ each player and assign one FIDE representative to oversee the progress of each candidate from the comfort of his own home! (or, a location specified by the FIDE). With camera’s rolling, the current programs instantly post each move as it is played in real time; The clocks are electronically controlled; the players are isolated from all noise, spectators, ambitious arbiters, vendors, paparazzi and other potential troublemakers or distractions. But, more logically, they are freely playing under sanitary conditions without fear of catching the corona virus.
On another note, I admire GM Radjabov’s decision not to participate. Unfortunately, though his prescient view of the matter became an „I told you so,“ he has been excluded from competition. [’no good deed ever goes unpunished‘] –FIDE President Arkady Dvorkovich has squandered a grand opportunity to allow the tournament to proceed in a most progressive and modern fashion! It would create millions of „new“ viewers and significantly increase the popularity of our royal game. The amazing part about this is, it’s still not too late to proceed with it in cyber fashion! I think it would be pretty cool! {The problem with Russian’s is, they wait for others to produce something very clever, then they steal it and try to take the credit for it. In that case, proceed, President Dvorkovich The chess world is waiting!}
Die Aussage „Die Spieler werden aus meiner Sicht am härtesten getroffen“ trifft definitiv nicht für alle zu – Spieler auf Normenkurs behalten durch diese Entscheidung ihre Normenchancen – bei einer Annullierung oder einem Abbruch der Saison wären die Chancen dahin gewesen.
Hallo Zusammen, habe mich nicht wirklich tief mit der Entscheidung und deren Auswirkung geschäftigt. Mir ist nur klar, dass man aktuell keine bindene Entscheidung treffen kann. Aber warum sagt man nicht einfach, nach aktuellen Stand wird die Saison bis zum 31.12. beendet. Die Wechselfrist ist 31.12. Wir reden hier von max. 3-4 Spieltagen / Wochenende (bei mir persönlich ist nur noch der letzte Spieltag notwendig), welche man wohl ab Oktober hinbekommen sollte. Ab August sollte eine grobe Planung eines Spielplanes möglich sein. Ab der kommenden Saiosn ist die Spielzeit vom 01.01 bis 31.12. statt 01.07. bis 30.06..