Neulich haben wir an dieser Stelle das Erscheinungsbild der ersten Mannschaft der OSG Baden-Baden bejammert. Wie ein Mäzen pumpt Wolfgang Grenke große Mengen Geld in eine Weltklassetruppe, anstatt wie ein Sponsor darauf zu bestehen, als Gegenleistung Aufmerksamkeit und Imagegewinn zu bekommen. Marketing findet in Baden-Baden nicht statt, unser Spiel hat nichts davon, schade.
Würde jemand dieses Vakuum beseitigen wollen, er oder sie würde rund um die alle paar Wochen einfliegenden Caruana, Anand, MVL, Aronian & Co. Geschichten erzählen, die sich herumsprechen, die der Übermannschaft eine Identität und ein menschliches Antlitz geben, das auch außerhalb Badens Emotionen weckt.
Einerseits wäre das ein Selbstläufer, andererseits gibt es doch ein Hindernis, weil die fesselndste aller Geschichten nicht erzählt werden kann: Dem einsamen Serienmeister aus Baden-Baden fehlt ein Rivale.
Karpov gegen Kortschnoi, Fischer gegen Spassky, Lasker gegen Tarrasch. Ali gegen Foreman, Ronaldo gegen Messi, Ullrich gegen Armstrong. Der Sport lebt und zehrt von Rivalitäten und den Geschichten, die sich um sie ranken.
Magnus Carlsen wäre in der öffentlichen Wahrnehmung ein noch größerer Weltmeister, hätte ihm in den vergangenen Jahren jemand konsequent im Nacken gesessen, ihn vor sich hergetrieben, ihm auch rhetorisch zugesetzt. Erst spät in der zweiten Hälfte des 2010er-Jahre gelang es Fabiano Caruana, sich zumindest als Nummer zwei zu etablieren. Aber Ding Liren, die Nummer drei, sitzt viel mehr Caruana im Nacken als dieser dem Weltmeister.
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