Als wir neulich einem Rechtsanwalt die Spielervereinbarung des Deutschen Schachbunds gezeigt haben, hat der sich köstlich amüsiert – und dann festgestellt: „Geht so nicht.“
Um sich über die Turnierordnung des Schachbunds zu amüsieren, bedarf es nicht einmal juristischen Sachverstands. „Die Temperatur muss 20 bis 23 Grad Celsius betragen, die Deckenhöhe mindestens 2,60 Meter“, steht da zum Beispiel. Als ob wir bei 23,5 Grad unter einer 2,55 Meter hohen Decke nicht Schach spielen könnten.
Spannungsfeld zwischen Regeln und Wirklichkeit
Angesichts solch willkürlich festgeschriebenen Unfugs ist die Leistung der meisten Schiedsrichter nicht hoch genug einzuschätzen. Einerseits steht in den Regeln „muss“ statt „soll“, andererseits spiegeln diese Regeln nicht die Wirklichkeit in den meisten Spiellokalen. In diesem Spannungsfeld müssen Schachschiedsrichter arbeiten.
Das funktioniert, weil die meisten Schiedsrichter statt der Turnierordnung ihren Menschenverstand benutzen, um festzustellen, dass gespielt werden kann. Zwar gibt es kaum einmal einen Mannschaftskampf, bei dem nicht gegen die Muss-Regeln aus der Turnierordnung verstoßen wird, aber so lange sich der Schiedsrichter als Schachermöglicher versteht, spielt das keine Rolle. Dann ist die Decke halt 2,55 Meter hoch, na und?
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Wahnsinn, was hier immer wieder alles verdreht wird! Das Schachmagazin KARL kann den Osten nicht vom Süden unterscheiden, und Herr Löffler will gehört haben, dass „genervte Spieler“ den Schiedsrichter als „Regelnazi“ beschimpft haben!? Ich habe derartiges nicht gehört sondern nur gelesen. Und zwar beim einem, der Schach mehr schreibt als spielt. Und dann wird immer populistisch nach der „sportlichen Lösung“ geschrien. Es würde mich interessieren, wie die hätte aussehen soll. Variante 1: Man pfercht alle 32 Spieler zusammen in den Raum unten. Bravo, vielen Dank. Variante 2: Man spielt das zweite Match schon am Samstag auch oben, aber dann ohne Schiedsrichter. Nur schade, wenn das die FIDE mitkriegt, es gefährdet den Status als Normenturnier. Variante 3: Alle warten zusammen zwei bis drei Stunden bis noch ein zweiter FIDE-Schiedsrichter eintrifft. Klasse Idee.
Die wichtigsten Fakten findet man auf den Seiten 12 und 13 des Newsletter Württemberg
https://schachzeitung.svw.info/images/ausgaben/2020/2020-04.pdf