Arkady Dvorkovich: „Wir sorgen für die sichere Rückkehr der Spieler in ihre Heimat.“

Nach der Ankündigung der Regierung der Russischen Föderation, alle Flüge vom und zum Land zum 27. März auszusetzen, hat die Internationale Schachföderation (FIDE) beschlossen, das in Jekaterinburg stattfindende Kandidatenturnier 2020 einzustellen. In einem Interview für die russische Nachrichtenagentur TASS erklärte der FIDE-Präsident seine Entscheidung.

Frage: „Hat die FIDE diese Entscheidung, das Event zu beenden, mit den Spielern besprochen? Was denken sie?“

Arkady Dvorkovich: Wir waren während des Events jeden Tag mit den Spielern in Kontakt und haben die ganze Zeit über alle Risiken abgewogen. Die FIDE ist der Ansicht, dass dies unter diesen Umständen die beste Vorgehensweise ist. Wir sind weiterhin bestrebt, Schach in dieser schweren Zeit bekannt zu machen und die Stimmung zu heben, aber wir haben immer gesagt, dass das Leben und die Gesundheit der Menschen für uns eine Priorität sind.

F: Der Flugverkehr mit anderen Ländern wurde von Russland eingestellt. Wird es nicht ein Problem für alle Schachspieler sein, nach Hause zu gehen?

Arkady Dvorkovich: Diese einzigartige Situation hat sich plötzlich ereignet. Wir tun alles, um allen die notwendige Unterstützung zu bieten und sie sicher nach Hause zu bringen. Tickets für alle Spieler und die meisten anderen am Turnier beteiligten Personen wurden bereits gekauft, und wir organisieren die gesamte notwendige Logistik. Die FIDE organisiert und bezahlt alle Reisekosten und arbeitet eng mit allen zusammen, um sicherzustellen, dass alles sicher und effizient erledigt wird.

Frage: „Wird das Turnier Ihrer Meinung nach dieses Jahr oder wann beendet sein?“ Wird Jekaterinburg der Gastgeber bleiben?

Arkady Dvorkovich:   Wir werden unser Bestes tun, um alles so schnell wie möglich zu regeln, die Vorschriften zu befolgen und die Sicherheit und die Interessen aller Beteiligten zu schützen. Wir sind weiterhin zuversichtlich, dass die Veranstaltung in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit unserem Hauptpartner – SIMA-land – abgeschlossen wird. Die Frage nach genauen Daten und Orten wird in naher Zukunft geklärt, sobald sich die globale Situation stabilisiert.

F: Warum haben Sie beschlossen, das Turnier zu starten, als sich der Virus bereits stark auf der ganzen Welt verbreitet hat?

Arkady Dvorkovich: Dies ist ein sehr wichtiges Ereignis für die Spieler und die Schachwelt. Die Situation in Russland war zu Beginn anders. Wir haben uns verschiedene Situationen der Situation angesehen, einschließlich möglicher Stornierungen. Gleichzeitig war das Kandidatenturnier in Bezug auf die medizinischen Sicherheitsmaßnahmen gut vorbereitet.

Alle Spieler, Schiedsrichter und Mitarbeiter wurden zweimal täglich medizinisch untersucht, Tests zum Nachweis von COVID-19 wurden durchgeführt und alle fielen negativ aus. Außerdem wurden die Zuschauer vom Veranstaltungsort verbannt und die Interaktion zwischen den Spielern und den Medien auf ein Minimum reduziert.

Wir kamen jedoch zu dem Schluss, dass das heute Morgen angekündigte Flugverbot zu viel Druck auf die Spieler und Teilnehmer ausüben würde, wie und wann sie nach Hause zurückkehren können. Leider entwickelt sich die Situation mit der Pandemie im negativsten Szenario. Wir glauben daher, dass unsere Entscheidung, das Turnier zu diesem Zeitpunkt auszusetzen, richtig war. Auch hier tun wir alles, um die sichere Rückkehr aller in ihre Häuser zu gewährleisten.

F: Gibt es aufgrund der Übertragung einen erheblichen finanziellen Verlust für die FIDE?

Arkady Dvorkovich: Unsere Priorität war und ist es, sicherzustellen, dass alle Beteiligten in Sicherheit sind und in ihre Heimat zurückkehren. Die Verluste sind minimal und definitiv kein Faktor für diese Entscheidung. Wir haben ein gegenseitiges Verständnis mit unseren Partnern und Sponsoren und sind dankbar für ihre Unterstützung.

F: Wie beurteilen Sie im Allgemeinen, wie sich die Dinge entwickeln werden?

Arkady Dvorkovich: Es ist schwierig, Schätzungen abzugeben – niemand weiß, wie lange die durch das Coronavirus verursachte akute Phase der Krise andauern wird. Es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, wie lange die Veranstaltungen verschoben werden sollten – 2-3 Monate oder sechs Monate bis zu einem Jahr. Ich glaube, dass wir mit den gemeinsamen Anstrengungen aller Länder und harten Maßnahmen die Pandemie besiegen können. Natürlich wird es danach eine etwas andere Welt sein, aber wir werden stärker sein.

Die kommende Zeit wird von der FIDE genutzt, um nach neuen Wegen und Ideen zu suchen und diese zu finden, die Verbindungen zwischen nationalen Verbänden auszubauen, Partnerschaften zu stärken und Erfahrungen auszutauschen. Heutzutage müssen wir die neuesten Online-Formate verwenden, um mit aktuellen und potenziellen Schachfans zu kommunizieren. Wir werden daher unsere Online-Aktivitäten verstärken und mehr tun, um das Schachpublikum durch Schulungen, Turniere und Konferenzen für unsere Online-Dienste und -Plattformen zu gewinnen.

Dies sind herausfordernde Zeiten, aber wir sehen dies als Chance und möchten unser Bestes geben, um der Schachgemeinschaft zu helfen und das Spiel zu fördern.

F: Und eine wichtige Frage zum Spiel um den Weltmeistertitel. Wird das Spiel auch verschoben?

Arkady Dvorkovich: Das Spiel um die Schachkrone soll Ende des Jahres stattfinden. Von Terminänderungen ist keine Rede.