November 21, 2024

Wir sind W E L T M E I S T E R !!!!!!

Das Team trat mit folgenden Spielerinnen an/ von links: A.Wagner-Michel, B.Burchardt, M.Kierzek, H.Kube.

Wie viele haben wir davon im deutschen Schachbund?

Auf der offiziellen Seite des Veranstalters wurden die Damenwertungen nicht separat ausgewiesen. Nur Insider suchen sich die Ergebnisse selbst heraus. Schade.

Nachdem die Mongolinnen nicht anreisten, waren wir nur noch 2 Damenmannschaften in der Kategorie 65+. Unsere Chancen auf den Titel waren somit realistisch und hätten nur noch durch einen frühzeitigen Abbruch des Turniers verhindert werden können. Unbeirrt von den äußeren Umständen spielten wir sehr konzentriert und erreichten ein hervorragendes Ergebnis mit 8 von 14 Mannschaftspunkten.

Mit der Startniederlage gegen Israel hatten wir gerechnet und so stärkten wir in der nächsten Runde mit einem klaren Ergebnis von 3,5 zu 0,5 gegen die Deutsche Bahn II unser Selbstvertrauen. In der dritten Runde konnten wir leider unsere Chancen gegen Eppingen nicht nutzen. Wirklich unzufrieden waren wir mit der folgenden Niederlage gegen Finnland. Doch mit einem starken Endspurt von drei (!) Siegen hintereinander gegen die tschechische Mannschaft von CESKY BROD (4:0) und zwei schwedische Mannschaften erreichten wir noch einen ausgezeichneten 18. Platz in der Gesamtwertung bei 51 Mannschaften . Eine Verbesserung um 12 Plätze gegenüber der Startrangliste.

Ich bitte diese Platzierung auch auf Ihrer Internetseite zu würdigen.

Herzliche Grüße

Brigitte Burchardt

Resultate

Zur neuen Situation in Prag durch das Coronavirus beschreibt  Frau Burchardt ihre Eindrücke:

Die letzten beiden Tage waren für mich außergewöhnlich, man kann auch sagen ein Ausnahmezustand. Das Wechselbad der Gefühle kann ein Außenstehender kaum nachvollziehen.

Wir fuhren nach Prag um Weltmeister zu werden. Zwei Wochen vor der Abfahrt mussten wir noch eine erkrankte Spielerin ersetzen und dann der Virus. Wir hofften jeden Tag, dass das Turnier nicht zu zeitig und ohne Ergebnis beendet wird. Die Spielbedingungen waren nicht gut. Das Hotel und das Essen waren mäßig. Dazu hat die internationale Schachorganisation neue Vorgaben für die Durchführung von Weltmeisterschaften erlassen. Spieler, die ihre Partie beendet hatten, mussten den Spielbereich verlassen und galten nur noch als Zuschauer. Nur der Kapitän durfte bleiben. Wenn ich die letzte Spielerin war, saß ich also allein da. Nun ja, wir machten uns nicht verrückt, wir hatten ja ein festes Ziel. Die einzige Konkurrenz war die Frauen-Mannschaft aus Tschechien, die sich allerdings als sehr schwach erwies. Die Mongolinnen hatten sich zwar angemeldet, kamen aber nicht.

Die erste Auswirkung des Virus kam vor der 5. Runde. Es durften in Tschechien nur noch Veranstaltungen mit max. 100 Personen stattfinden. Wir waren bei der Kategorie 65+ im Turniersaal aber über 200. Es war jedoch ein modern ausgestatteter Saal und so wurde mit mobilen Zwischenwänden die Unterteilung des großen Saales in 4 kleinere Bereiche vorgenommen. Auf der einen Seite waren wir über die Fortsetzung des Turniers froh, auf der anderen Seite waren dadurch die Spielbedingungen für eine WM unzumutbar. So habe ich auch Verständnis für die vorzeitige Abreise einiger weniger Mannschaften. Die Luft in den Räumen war entweder zum Ersticken, es gab ja auch keine Fenster, oder wir froren durch die Klimaanlage derart, wie in der letzten Stunde der letzten Runde, dass ich nun wieder mit Halsschmerzen nach Hause fuhr. Dass wir beim Essen im Hotel wieder alle zusammen saßen hat niemanden gestört.

Am Donnerstag überschlugen sich dann die Ereignisse. Wir sind noch ahnungslos zur 7. Runde angetreten, als sich im Spielsaal schon das Gerücht der Beendigung des Turniers breit machte. Der Beginn der Runde wurde wegen einer Information der Turnierleitung verschoben. In jedem einzelnen Turnierraum wurde dann die Neuigkeit einzeln verkündet. Es war ja nicht mehr erlaubt, dass sich alle in einem Raum aufhalten. Wir waren in Raum 4 die Letzten, die nach einer Stunde Wartezeit dann die offizielle Nachricht, die natürlich schon bis zu uns durchgesickert war, zur Beendigung des Turniers nach der 7. Runde erhielten. Es durften nur noch Veranstaltungen mit max. 30 Personen stattfinden und das war nicht mehr machbar. Unsere Gegner aus Schweden wollten unbedingt gegen uns gewinnen und so spielten wir mit der letzten noch vorhandenen Konzentration einen sehr starken Wettkampf und gewannen sogar 2,5 zu 1,5. Wir waren erst spät mit den Partien fertig, gingen noch schnell zum Essen und bereiteten uns dann kurz auf die Siegerehrung, die 22.00 Uhr stattfinden sollte, vor. Zu dem Zeitpunkt dachten wir noch, dass wir die beiden nun spielfreien Tage zur Besichtigung von Prag nutzen könnten. Doch die von den Familien und Freunden kommenden Nachrichten überschlugen sich. Die einen tauschten noch am späten Abend die Zugtickets von Sonntag auf Freitag kostenfrei am Bahnhof. Die anderen versorgten sich mit neuen Onlinetickets. Wir hatten erst nach der Siegerehrung Zeit zum Überlegen und zum Entscheiden.

Die Siegerehrung allerdings verschob sich auch nach hinten. Durch den verspäteten Rundenbeginn zog sich eine, für die Turnierreihenfolge wichtige Partie mit einem Endspiel Turm gegen Läufer und Turm, noch lange hin. Die Siegerehrung fand auch nur unter Anwesenheit der Preisträger statt. Mehr durften wegen der 100-Personen-Regelung nicht in den Raum. Dennoch gelang es den Organisatoren eine einigermaßen würdige Siegerehrung durchzuführen.

Da es nun schon nach Mitternacht war, hatten wir keine Zeit zum Feiern unseres Weltmeistertitels. Wir holten die neusten Informationen ein. Die Tatsache, dass der Zugverkehr zwischen Deutschland und Tschechien am Freitag um Mitternacht eingestellt werden sollte, ließ uns schnell die Koffer packen und wir saßen um 8.26 Uhr im Zug nach Deutschland. Der Zug war zu unserer Überraschung sehr leer und pünktlich. Auch wurden unsere Superspartickets für den Sonntag anerkannt. Auf der U-Bahnfahrt am frühen Morgen zum Bahnhof hörten wir noch eine Ansage, dass auch die U-Bahn um 24 Uhr schließen wird.

Den Titelgewinn konnten wir noch gar nicht richtig genießen.

Brigitte Burchardt

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