Anfang dieser Woche reichte es, einen Stecker zu ziehen, das hatte sofort einen Dominoeffekt zur Folge. Mehr als 100 deutsche Schachwebsites waren außer Funktion, darunter die meistbesuchte und potenziell wertvollste.
Nun sind alle Seiten wieder erreichbar. An der Fragilität des Systems ändert das nichts. Weder hat der Schachbund Zugriff auf die Daten seiner Mitglieder, wenn ein Mensch in Württemberg das nicht will, noch kann er etwas retten, wenn in Württemberg der Stecker gezogen wird.
Entgegen der Ankündigung von Präsident Ullrich Krause soll die Neuentwicklung von DeWiS nicht ausgeschrieben sein. Das sagt jemand, über dessen Schreibtisch eine solche Ausschreibung laufen müsste. Unsere Anfrage beim Pressesprecher des Schachbunds, was in dieser Angelegenheit der Stand der Dinge ist, bleibt unbeantwortet.
Nachdem nun jahrelang eine rechtlich fragwürdige und praktisch instabile Konstruktion am Leben erhalten wurde, drängt die Angelegenheit umso mehr, da in diesem Sommer der Wartungsvertrag ausläuft. Dann ist niemand mehr zuständig, und wehe dem deutschen Schach, es zieht wieder jemand den Stecker.
Auf der Funktionärsebene in Bund und Ländern wird das Problem schlicht nicht verstanden. Nur so konnte es geschehen, dass der DSB seine Mitgliederdaten weggegeben, sich ein wackeliges Wertungssystem zum Freundschaftspreis angeschafft hat und diese Konstruktion laufen ließ, während die Präsidien kamen und gingen.
„Wir machen erstmal so weiter“
Nicht nur auf Seiten des DSB und der meisten Landesverbände verstehen die Funktionäre ihre IT-Probleme nicht. Die Schachbundesliga betreibt eine Website, die einst sehr gut gemeint und darum viel zu komplex geraten war. Die Fehlerchen darauf häufen sich mit jedem Spieltag, die Seite steht kurz vor dem Kollaps, auch dort läuft der Wartungsvertrag aus. Der dazugehörige Beschluss der jüngsten Bundesligaversammlung: „Wir machen erstmal so weiter.“
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Aber das sind doch Ehrenamtliche! Die kannst du doch nicht kritisieren!
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