Rodewisch ist ein kleiner Ort im Vogtland und zu DDR-Zeiten und wohl auch bis heute, war das Städtchen nicht nur durch seine freundlichen Menschen überregional bekannt.
Dabei denke ich nicht nur an die Schachmiezen, die seit 1993 in der Frauen Bundesliga eine feste Größe sind.
Bei der Begrüßung vor der 7. Runde wies dann auch der Teamchef der Rodewischer darauf hin, dass man an diesem Wochenende ein silbernes Jubiläum feiere und in der Zeit 25x gegen den Hamburger SK spielen durfte. Eine Statistik, die von Andi Albers erstellt wurde, deutete an, dass man in der Zeit wohl nicht selten traurig war nach den Wettkämpfen, da es nach 24 Matches den Recherchen nach: 79,5 – 64,5 bei 14 Hamburger Matchsiegen, 4 Unentschieden und 7 Niederlagen stand.
Dennoch ist es für so einen kleinen Ort eine riesen Leistung so lange in FBL zu spielen und dabei stets gute Leistungen abzuliefern. Motor dieses Vereins ist Wolfgang Schwarzer, der zusammen mit seinem Team dies ermöglicht hat. Uns als Neuling, auch wenn wir schon im 3. Jahr dabei sind, nötigt dies Respekt ab.
Für uns ging es jedoch in Rodewisch um Punkte für den Ligaerhalt und so nahmen wir die historischen Ereignisse als Rahmen für unser Vorhaben. Beginnen wollten wir bereits am Samstag im Match gegen die Gastgeberinnen. Zwar war der Papierform her Rodewisch favorisiert, aber wie man manchmal schon gehört hat, liegt die Wahrheit auf dem Brett und ELO setzt nicht matt.
Selbstverständlich traten unsere Mädels wieder mit ihren Teamblusen an und ebenfalls selbstverständlich sieht man da auch das seit Januar 2019 offiziell erstellte Logo der FBL. Immerhin hatte sich da mal jemand viel Mühe gemacht dieses Logo zu entwickeln.
Für unsere Gegnerinnen und für uns verlief der Start des Wettkampfes nicht gerade optimal. Erst verlor Carina sehr früh und eindeutig am 4. Brett und kurz danach verlor das 1, Brett von Rodewisch gegen unsere Julia Antolak ebenfalls so eindeutig. 1:1 und viel Spannung auf den Brettern. Parallel spielten die Mädels und Frauen des Hamburger SK gegen Leipzig und versuchten ihren Wettkampf zu gewinnen, was uns auch mithelfen würde.
Bei uns ging es dann spannend weiter. Irina und Emily konnten jeweils ein Remis erobern und Inken verlor leider ihre Partie zum 2:3. Es spielte noch Maria am 3. Brett und sie versuchte einiges um das Spiel für uns zu entscheiden. Nun, es gelang nicht und so stand am Ende eine 2:4 Niederlage. Der HSK schaffte ein 3:3, was sicher nicht so gedacht war.
Rodewischer Schachmiezen | 4 | − | 2 | TuRa Harksheide | ||||||||||
1 | IM | 2411 | Anastasia Bodnaruk | 0 | : | 1 | Julia Antolak | 2301 | WIM | 2 | ||||
4 | WGM | 2312 | Regina Theissl-Pokorna | ½ | : | ½ | Irina Utiatskaja | 2143 | WIM | 3 | ||||
5 | WGM | 2227 | Melanie Lubbe | 1 | : | 0 | Maria Gosciniak | 2091 | WFM | 4 | ||||
6 | WGM | 2312 | Julia Movsesjan | 1 | : | 0 | Carina Brandt | 2045 | 6 | |||||
9 | WIM | 2154 | Martina Korenova | 1 | : | 0 | Inken Köhler | 1962 | 9 | |||||
13 | WFM | 2059 | Hana Kubikova | ½ | : | ½ | Emily Rosmait | 1894 | 11 |
Beim Italiener in Lengenfeld sprachen wir dann nochmal über das Jubiläum der Schachmiezen und ich fragte mal in die Runde, wieviel Mitglieder wohl dieses FBL- Team stützen. Von 20 bis 100 gingen die Schätzungen … laut DSB sind es 14 Frauen und ein Mann. Es fiel auf, dass es nicht so selten ist, dass Vereine mit z Bsp. einem FBL- Team nicht so viele Mitglieder haben und dennoch auf so hohem Level spielen können, es aber in der Region nicht den Zulauf an kleinen Mädchen gibt, die Schach lernen möchten.
Am Sonntag hieß es mal wieder zur Nachtzeit auf zu stehen, um ab 9 Uhr am Brett gegen Blau Weiß Allianz Leipzig zu bestehen. Unser Team hatte sich dabei im Vergleich zum Vortag nicht verändert. Der Plan sah vor, dass unsere Spitzenbretter die starken polnischen Spielerinnen unserer Gegnerinnen mit 3x Remis neutralisieren sollten und ab Brett 4 mindestens 2 Punkte erobert
werden.
Der Verlauf ist schnell geschrieben. Julia, Irina und Maria (1 – 3) einigten sich in teils leicht besseren Positionen auf Remis und Emily an 6 stand zu der Zeit schon sehr gut. Ihr gelang dann auch das 2,5:1,5.
Etwas kämpfen musste Inken an 5 bis sie sich ein Remis verdient hatte. In einem Turmendspiel mit Minusbauer, profitierte sie von einem falschen Plan ihrer Gegnerin. Beim Stand von 3:2 spielte nur noch Carina im ganzen Saal und obwohl sie mit Dame + Bauern gegen Turm + Bauern etwas Mühe hatte den Gewinnweg zu finden („Meine Gegnerin versuchte eine Festung zu errichten, was auch ganz schnell mal ein Remis werden kann“), gelang ihr das 4:2.
TuRa Harksheide | 4 | − | 2 | SV Weißblau Allianz Leipzig | ||||||||||
2 | WIM | 2301 | Julia Antolak | ½ | : | ½ | Karina Szczepkowska | 2409 | IM | 1 | ||||
3 | WIM | 2143 | Irina Utiatskaja | ½ | : | ½ | Klaudia Kulon | 2335 | IM | 2 | ||||
4 | WFM | 2091 | Maria Gosciniak | ½ | : | ½ | Barbara Jaracz | 2200 | WGM | 3 | ||||
6 | 2045 | Carina Brandt | 1 | : | 0 | Petra Schulz | 2044 | WFM | 5 | |||||
9 | 1962 | Inken Köhler | ½ | : | ½ | Katrin Dämering | 1999 | WFM | 7 | |||||
11 | 1894 | Emily Rosmait | 1 | : | 0 | Dr. Anita Just | 1902 | WFM | 10 |
Im 25. Match des HSK gegen Rodewisch gab es dann den 8. Sieg der Schachmiezen mit 4,5:1,5. Dennoch bedeuten die 6 Teampunkte von den Hamburgerinnen und von uns eine kleine Erleichterung im Abstiegskampf, der diesmal ähnlich spannend ist wie der Kampf um die Meisterschaft, sind doch ab Platz 6 bis 12 noch Alle irgendwie in der Verlosung drin. Der Aufenthalt in Rodewisch war auch für mich ein Stück nach Hause kommen. 21 Jahre spielte ich in der Region Schach und war als Trainer tätig. Auch damals übrigens im Kinder/Jugendschach und speziell für die Mädchenteams der BSG Motor Zwönitz und Rotation Raschau/bei Schwarzenberg. Gern hätte ich den Mädels meines Teams meine Heimat noch etwas näher gezeigt, aber es fehlte bei
der Ankunft und unserer Abreise einfach die Zeit. Auf TuRa warten nun noch in Berlin die Begegnungen gegen unsere Reisepartner und Freunde aus Hamburg, die OSG Baden Baden und die Karlsruher SF.
3 Neu- Neulinge 2020/2021
Am Sonntag gingen auch die 2. Ligen in ihr Finale und die 1. Frauen- Bundesliga freut sich auf interessante Neulinge. So gewann die SG 1871 Löberitz die Ost- Staffel, in der wir auch ein Jahr spielten und da schon mit diesem Verein um Punkte spielten. Im Kader findet man derzeit 3 Spielerinnen aus Lettland, die aus ihren 18 Einsätzen stolze 14,5 Punkte erobern konnten. Für Löberitz ist es sicher der größte Erfolg der letzten Jahre!
KissChess heißt das Siegerteam der Süd- Staffel und hier fällt auf, dass man bei den 7 Runden von 1 bis 5 stabil aufstellen konnte. Der Verein in Bad Kissingen wird sich vom Kader her sicher noch stark verändern, da es sich hier wohl um ein „Kooperationsteam“ vom SK Bad Königshofen handelt. Lange gibt es den Verein noch nicht und die Mitgliederliste ist sehr übersichtlich.
Der Westen wurde vom SV Hermer 1932 gewonnen. Mit satten 4 Punkten Vorsprung auf dem Lübecker SV zieht man in die 1. FBL erstmals (wie auch die anderen 2) ein. Im Kader dieses Teams finden sich u. a. 4 Spielerinnen Rumäniens. Hinzu kommen junge Spielerinnen aus der Region bzw aus der Trainingsgruppe der WGM Carmen Voicu-Jagodzinsky. Im Live- Ticker zur letzten Runde, geht der Team Chef Andreas Jagodzinsky darauf ein, wie er das Dasein anderer FBL- Vereine sieht (https://www.svhemer1932.de/mannschaften/frauen/) So schrieb er:
„Es gibt in erster und zweiter Bundesliga ganz unterschiedliche Modelle. Einige Vereine setzen auf den eigenen Nachwuchs. Damit kann man aber in der Regel im besten Fall vielleicht einmal
die erste Liga erreichen. Das ist schade, weil dort viel Engagement in die Ausbildung der Spielerinnen gesteckt wird.
Andere Vereine geben fünfstellige Beträge für Spielerhonorare aus und spielen teilweise ohne eine einzige Spielerin, die in einem Umkreis von 1.000 km das Schachspiel erlernt hat. Verliert
der Mäzen das Interesse, ist die Mannschaft am Ende. Die Vereinsmitglieder haben ohnehin kein Interesse an diesem „Projekt“, wie es ein berühmter ehemaliger Fußballbundetrainer und
Bundesligatrainer wohl bezeichnen würde. Am Ende verbleibt nur verbrannte Erde. Dazwischen gibt es natürlich auch Mischformen mit echten Sponsoren und nachhaltiger Arbeit für den Gesamtverein. „
Bis Berlin
Eberhard Schabel (MF TuRa SCHACH)
More Stories
Auftakt der Spielzeit 2024/25 der Frauen- Bundesliga des DSB
Frauenbundesliga: Favoritensiege zum Auftakt
Saisonauftakt in der Frauenbundesliga!
13. November 2024 Schach-Frauenbundesliga 2024/25 geht los
Frauenbundesliga startet in die Saison 2024/25
Frauen-Bundesligen 2024/25