Dezent und unauffällig trägt eine iranische Schiedsrichterin ihr Kopftuch bei der Schach-WM der Frauen. In ihrer Heimat gerät sie dafür unter Druck. Sie reagiert – allerdings anders als im Iran erwünscht.
Von Steffen Wurzel, ARD-Studio Shanghai
Shohreh Bayat ist Chefschiedsrichterin bei der Schach-Weltmeisterschaft der Frauen in Shanghai. Die 32-Jährige leitet und überwacht die täglichen Matches zwischen Titelverteidigerin Ju Wenjun aus China und Alexandra Gorjatschkina aus Russland.
Bayat ist Iranerin. In ihrem Heimatland werden Frauen vom Staat gezwungen, ein Kopftuch zu tragen. Als offizielle Repräsentantin des iranischen Schachverbands hatte Bayat auch während der ersten Tage der Schach-WM ein Kopftuch auf. Sie trug es allerdings so, wie viele Iranerinnen: eher dezent und unauffällig. Das Tuch bedeckte nur die Hälfte ihrer Haare. Auf einigen Fotos muss man schon zweimal hinschauen, um das Kopftuch überhaupt zu entdecken.
Erst 32 Jahre jung und schon WM-Schiri? Shohreh Bayat muss ja unglaublich gut sein! Natürlich sollte die FIDE gerade solche Funktionäre stärken wo es nur geht!
Das Problem geht vom Iran aus, vielleicht nicht mal vom Verband, sondern von deren Staatsapparat. deshalb muss es nicht sinnvoll sein, den Verband von allen Aktivitäten des Weltschachs auszushließen, was aber dennoch erwogen werden musss.
In derlei Lagen gibt es keine simplen Lösungen, aber es gilt wie immer: Mit Fanatatikern kann man nicht diskutieren. Vielleicht hat die FIDE ein Schiri-Trainingscenter, eine bezahlte Regelkommisssion o.ä., in die man Shohreh Bayat als Angestellte aufnehmen könnte, um sie zu stützen – aber was wäre dann mit den tausend anderen Iranerinnen in ähnlicher Lage?