Von Ulla Hielscher
Vom 26.12. – 30.12. finden traditionell die Deutschen Vereinsmeisterschaften der Jugend statt.
Die U10, U12, U14 und U16 spielten in Magdeburg, die U14w in Neumünster (Ausrichter TuRa Harksheide) und die U20 und U20w wurden vom SK Lehrte ausgetragen.
Die letzten Jahre hatte unser Verein, der SK Doppelbauer Kiel, meistens eine Mannschaft in der U20, dieses Jahr haben wir die Qualifikation leider knapp verpasst. Aber zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte konnten wir eine U20w melden, da es bei den Mädchen möglich ist, eine Gastspielerin zu melden.
So machten sich Janne und Mieke Rempe, Celina Malinowsky (alle Doppelbauer) und Lucy Birner (Gastspielerin von Wilstermarsch) mit mir und dem Zug nach … Braunschweig auf, denn der SK Lehrte richtete anlässlich seines 100. Geburtstags (Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle nochmal von mir) die Meisterschaft in Braunschweig aus, da hier die Örtlichkeiten etwas größer als in Lehrte sind.
Die Anreise klappte wider Erwarten gut, ein Lob an die Deutsche Bahn, die dieses Mal annährend pünktlich war. Untergebracht waren wir in der Jugendherberge, die noch recht neu ist.
Das letzte Mal war ich vor 15 Jahren in einer Jugendherberge, deswegen war ich gespannt, was mich erwartet. Also zunächst einmal Zimmer ohne Fernseher (kein Problem, ich hatte eh keine Zeit dafür), die Betten mussten selber bezogen werden und erstaunlicherweise gab es gutes Essen.
Da die Veranstalter wohl wussten, dass ich abnehmen möchte, lag mein Zimmer im vierten Stock, meine Mädchen waren im ersten Stock untergebracht.
An den U20w nahmen insgesamt 16 Mannschaften teil, unsere Mannschaft war an 13 gesetzt, allerdings waren die unteren Mannschaften alle sehr dicht beieinander.
Aus unserem Bundesland spielte noch eine weitere Mannschaft mit, TuRa Harksheide war an 2 gesetzt, hatte Titelambitionen und wollte zumindest unter die ersten drei kommen. Im Gegensatz zu unserem Team hatten sie auch einen sehr guten Trainer dabei, während ich mehr als Betreuerin fungierte.
In der ersten Runde spielten wir um 8:30 (ja, bei der Jugend wird früh begonnen) gegen die starke Mannschaft aus Lingen, wir schlugen uns tapfer und verloren mit 1:3, Celina gewann am 4. Brett.
TuRa Harksheide erfüllte die Pflichtaufgabe souverän mit einem 3,5 : 0,5.
Parallel wurde auch die U20 ausgetragen, hier nahm von unserem Bundesland der Lübecker SV teil, die am 5. Brett mit Alexandra Mundt spielten.
Während die Mädchen spielten, schaute ich mir etwas die Gegend rund um die Jugendherberge an und entdeckte das Denkmal des berühmtesten Mathematikers der Stadt Braunschweig, Carl Friedrich Gauß. Neben der Eigenschaften der Primzahlverteilungen und der Methode der kleinsten Quadrate und anderer mathematischer Phänomene, bewies er kurz vor seinem 19. Geburtstag die Konstruierbarkeit des regelmäßigen Siebzehnecks. So ein regelmäßiges Siebzehneck hat bestimmt jeder von uns im Alltag schon mal gesehen.
Für die wenigen Leser, die den Beweis, dass sich ein regelmäßiges Siebzehneck nur mit Zirkel und Lineal konstruieren lässt, nicht kennen, sei auf diesen leicht verständlichen Artikel hingewiesen:
Zurück zum Schach. Die Jugend hatte ein volles Programm, denn nach der ersten Runde ging es zum Mittag, und um 14:30 begann schon die nächste Runde, nämlich die Zweite.
Es ging gegen die SG Güstrow/Teterow, eine Mannschaft aus Mecklenburg Vorpommern. Es war ein Spiel auf Augenhöhe, mit dem besseren Ende für die Gegner, wir verloren mit 1,5:2,5. Celina gewann wieder und Janne holte ein Remis am ersten Brett. Harksheide konnte gegen unsere Erstrundengegnerinnen mit 2,5 : 1,5 gewinnen.
In der U20 verlor Lübeck in der ersten Runde gegen Magdeburg, aber Alexandra konnte gewinnen. In der zweiten Runde schlug Lübeck dann zu und besiegte Dresden mit 4:2, Alexandra siegte wieder.
Früh am nächsten Morgen ging es bei der U20w gegen die in der Setzliste ganz hinten liegenden Gastgeberinnen aus Lehrte. Diese hatten aber im Gegensatz zu uns eine Trainerin, die etwas davon versteht, sie bereitete ihre Spielerinnen sehr gut auf uns vor, so dass wir nur 2:2 spielten. Celina setzte ihre Siegesserie fort und Mieke konnte an Brett 2 gewinnen.
Harksheide siegte auch weiter, sie schlugen Baden-Baden.
Lübeck besiegte Augsburg, und auch Alexandras Siegesserie hielt an.
In der Nachmittagsrunde war unser Gegner Stadtilm,auch hier spielten wir auf Augenhöhe mit, verloren aber leider knapp mit 1,5:2,5. Celinas Siegesserie riss, sie spielte Remis, Lucy holte ihren ersten halben Punkt und Mieke remisierte ebenfalls.
An Tisch 1 kam es zur Spitzenpaarung Harksheide gegen Solingen, welches von Solingen knapp gewonnen wurde.
In der U20 trennte sich Lübeck 3:3 gegen Trier, Alexandra siegte weiter.
Am Sonntagmorgen gab es für uns wieder ein Erfolgserlebnis, wir spielten 2:2 gegen Trier. Celina und Mieke gewannen.
TuRa musste sich mit einem 2:2 gegen Seeblick zufrieden geben. Erstaunlich an der Mannschaft aus Seeblick: Hier spielen vier Schwestern.
In der U20 bekam es Lübeck mit dem Favoriten und Spitzenreiter dem HSK zu tun. Sie verloren mit 1:5 und auch Alexandras Siegesserie riss, sie spielte Remis.
Nach dem Mittagessen gab es bereits die vorletzte Runde. Wir spielten gegen Erlangen, und es gab das Standardergbenis von uns: 1,5:2,5. Celina gewann wieder und Mieke remisierte.
Bei Harksheide war leider etwas der Wurm drin, sie spielten wieder nur 2:2, dieses Mal gegen Düsseldorf. An der Tabellenspitze liegt weiterhin Solingen, gefolgt von Seeblick und Harksheide.
Und Lübeck unterlag leider knapp gegen Lehrte mit 2,5:3,5, Alexandra musste ihre erste Niederlage hinnehmen. In dieser Altersklasse liefern sich Hamburg (11 Mannschaftspunkte) und Aufbau Elbe Magdeburg (10 Punkte) ein spannendes Titelrennen.
Abends trafen wir uns noch mit den Harksheiderinnen beim Mexikaner. Die Kieler Betreuerin war aber mal wieder etwas verwirrt und verwechselte den Mexikaner mit einer mexikanischen Shisha Bar. Nach einigen Minuten Warten vor dieser Bar kamen meine Mädels dann auf die Idee, doch mal nach dem Mexikaner zu googlen und daraufhin machten wir uns dann zum richtigen Mexikaner auf, der nur wenige Meter entfernt am anderen Ende der Straße war. Hier wurde aber die angegebene Öffnungszeit 23 Uhr auf 21 Uhr verkürzt und statt einer Maracuja Schorle gab es eine Pfirsichschorle. Ich scheine also nicht die einzige gewesen zu sein, die etwas verwirrt war.
Nachdem alle ihre Bettwäsche und Schlüsselkarten abgegeben hatten, startete die letzte Runde am Montagmorgen.
Wir haben einen schwierigen Gegner bekommen, die Mädchen von Nordhorn Blanke, die das erste Mal in unserem Raum spielten (in den großen Spielsaal passen leider nicht alle Mannschaften rein, so dass die letzten beiden Tische der U20 und der U20w in Extraräumen spielen).
Die Gegnerinnen erwiesen sich als zu stark und das erste Mal im Turnier bekamen wir die Höchststrafe.
Vorne ging es spannend zu. Solingen gewann 3:1 gegen Seeblick, Düsseldorf gewann 2,5:1,5 gegen Güstrow/Teterow und Harksheide spielte die letzte Partie in der U20w und konnte sich mit 2,5:1,5 gegen Bavaria Regensburg durchsetzen und wurde aufgrund der besseren Sonneborn Berger Wertung Vizemeister hinter Solingen. Dritter wurde Düsseldorf.
Turnierseite: https://www.deutsche-schachjugend.de/2019/dvm-u20w/
Bei der U20 https://www.deutsche-schachjugend.de/2019/dvm-u20/ gewann der HSK mit 13 Mannschaftspunkten mit Luis Engel am ersten Brett, der 7 aus 7 holte, vor der SG Aufbau Elbe Magdeburg und Bavaria Regensburg.
Die Turniere verliefen weitestgehend harmonisch, es gab nur hier und da mal ein paar Unstimmigkeiten, die aber zu keinen Protesten führten.
Die Ausrichter aus Lehrte haben einen tollen Job gemacht und sich super eingesetzt. So sollte z.B. die Schule, in der gespielt wurde und die nur wenige Gehminuten von der Jugendherberge entfernt liegt, um 19:30 verlassen werden, da sonst die Alarmanlage losgeht. Es kann aber vorkommen, dass Partien über 5 Stunden dauern und das hätte einen Umzug bedeutet. Das führte dazu, dass die Liveübertragung am ersten Tag nicht geklappt hat, da Helmut am Vorabend nicht die Zeit bekam (da er um 19:30 „rausgeschmissen wurde), diese ausreichend vorzubereiten. Die Ausrichter haben das dann aber dann geklärt und nun konnte länger in der Schule gespielt werden und keiner musste umziehen.
Auch gab es Probleme, eine Betreuerin unterzubringen. Da sie etwas aufgeregt war, wurde sie erstmal zum Abendessen geschickt, danach war das mit dem Zimmer geklärt.
Das gewählte Schiedsgericht kam nicht zum Einsatz, die Zuschauer verhielten sich weitestgehend gesittet.
Jede Spielerin „durfte“ einmal im gesamten Turnier zu spät kommen, hätte dann aber eine Zeitstrafe von 15 Minuten bekommen. Beim zweiten Zuspätkommen wäre die Partie verloren, meines Wissens nach kam das aber nicht vor. Handys von Spielern durften nicht mit in den Spielsaal genommen werden (auch nicht in einer geschlossenen Tasche), da aber alle in der Jugendherberge bzw. da diese dem Ansturm nicht ganz gewachsen war, im nahe gelegenen CVJM Hotel untergebracht waren, war das auch kein Problem.
Der Turniersaal, in dem gespielt wurde, war leider ein bisschen zu klein, so dass die letzten beiden Paarungen sowohl der U20 als auch der U20w in zwei separaten Räumen gespielt wurde.
Ich wünsche allen Lesern einen guten Rutsch und hoffe, dass mein Verein im nächsten Jahr wieder an einer oder mehreren DVMs teilnehmen darf.
Vielen Dank Ulla für den schönen Beitrag mit Fotos 🙂
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