Von Jürgen Müller – Der 2. Turniertag beginnt um 09:00. Aufstehen, ich will ja den Bericht für den Schach-Ticker schreiben. Aber erst mal meldet sich die Bandscheibe. Also Gymnastik für oder gegen die Bandscheibe, ganz wie man es ehen will. Lange Dusche! Ja, jetzt scheint alles wieder dort zu sein wo es hingehört. So jetzt muss ich mich schnell beeilen mit dem Tippen, denn um 12:00 kommt ja schon Anna „Twothousentwohundredandfifty“. Treue Leser wissen, so wurde mir Anna Gvandceladze von Dina Belenkaya erstmals vor Jahren vorgestellt. Fast pünktlich ist Anna da und ich war auch gerade fertig.
Anna hat natürlich von Ihrer Mama georgische Spezialitäten dabei , selbstgebacken versteht sich. Und ich will ja abnehmen, dafür muss ich demnach das Frühstück streichen. Dieser Geschmack entschädigt aber ganz sicher dafür. Wenn Anna im März nach Deutschland kommt, werden wir wohl eine Backübungsstunde einlegen, das haben wir vereinbart. Nachdem wir zusammen unseren Lunch im Hotel hatten, mit Bortsch (die berühmte russische Gemüsesuppe) und anderen russischen Nationalgerichten fuhren wir mit der neuen Metro zur Uni, dort trennten sich dann unsere Wege.
Auf direktem Weg in den Turniersaal. Es schneit schon seit zwei Tagen, dementsprechend eine traumhafte Winterlandschaft vor dem Turniersaal. Im Turniersaal angekommen, keine Überraschungen. Licht ist an, die Klimaanlage auch, zum Leidwesen aller Spieler, denn diese hinterlässt ein unangenehmes Brummen im Saal, aber abschalten bei -10 Grad führt dazu, dass es nach 1 Stunde zu kalt ist, also warm mit Brummen.
Heute kennen alle die Regeln, kein Eingreifen notwendig. Dafür dauert es umso länger. Zwei Damenendspiele jeweils eigentlich klar wer gewinnt, doch David will es sich jeweils von Goliath beweisen lassen, was diesen wiederum verärgert und nach fast 6 Stunden (bei Fischer kurz schon ne Leistung) gibt man dann einen Zug vor der Bauernumwandlung auf. Aber bei 40 Brettern im Saal bleibt nicht viel Zeit in die einzelnen Partien rein zu schauen, da meine Kollegen meistens nicht da sind, da sie auch gleichzeitig die Lektoren für den gleichzeitig stattfindenden FIDE-Arbiter-Lehrgang sind.
Gut! Also heute nur noch heim ins Hotel und Rückenpflege betreiben. 23:00 endlich am Hotelaufzug, warte dass die Tür aufgeht, fragt eine freundliche Stimme „Massasch“. Woher die Damen wohl wusste, dass ich Rückenprobleme habe? Habe dann dankend abgelehnt. (An meinen Rücken lasse ich nur Wasser und ED , AG und MM)
Gute Nacht
- Tag des Moskau-Opens 2019
Heute volles Programm. Michael Schmid, mein Vereinskollege, seit Jahren mit unserer ehemaligen Austauschschülerin Svetlana verheiratet und hier in Moskau lebend holt mich um 11:00 zum shoppen ab. In der Mall angekommen, die notwendigen Utensilien gekauft und Mittagessen bei TGI Fridays. Nein, ich bekomme keine Sponsorgelder, aber jetzt wo ich das so schreibe …
Danach mit Michael zur RGSU, natürlich nicht ohne meinen täglichen Besuch in „na ihr wisst schon wo“ ! Der Cappuccino mundete auch Michael. 15:00 Ab in meinen Turniersaal. Auch hier sind noch zwei Partien am laufen vom Studentencup, der am Vormittag seine Runde hat. Ich stelle meine Uhren, und einige Uhren haben keine Batterien mehr. Da hat wohl jemand seinen Bedarf kostengünstig gedeckt. Auf der Suche lief mir ein „Volunteer“ über den Weg, der nun eine echte Herausforderung hatte. Diese löste er auch innerhalb von 20 Minuten. Pünktlich wie immer begann die Runde.
Heute saß meine Spielerin Alexandra Obolentseva an Tisch 19 und hatte schon nach 1,5 Stunden das Brett in Flammen , wie ich es von ihr gewohnt bin. 2 Leichtfiguren mehr , dafür 4 Bauern weniger. Der König im Zentrum, nur von den Offizieren, der Reiterei und seiner Ehefrau geschützt, ob das ein Bündnis für die Zukunft ist?
Später zeigt sich: Leider Nein !
Wasser scheint diesmal mein Motto hier in Moskau zu sein. In der Zeitnot, beide leben von den 30 Sekunden, wirft ein Spieler beim zurückgehen von der Uhr auf dem Weg zum Kuli den vollen Wasserbecher um und flutet das Brett und Gegners Hose. Dieser springt sofort erschrocken auf und geht zur Seite, ohne die Uhr anzuhalten. Blättchen fällt.
Natürlich keine ZÜ. Die Partei wird einfach am nächsten freien Brett fortgesetzt und der Wasserschaden ist behoben.
Abends dann zusammen Mit Anastasia Savina und Mama Elena gemeinsam nahe des Kremels (Beide wohnen im Sichtkontakt zu roten Platz) ins Irish Pub. Also mal was wirklich typisch russisches. Scherz! Mit der letzten Metro, mache ich mich dann auf den Weg ins Hotel. Wo wieder jemand sich um mein Rückenleiden kümmern will. Auch heute gilt der Werbespruch von gestern.
Runde Nummer 4 ist heute.
Morgendliche Gymnastik bringt meinen Rücken in Form um die täglichen Kilometer meistern zu können. Dank der neuesten modernsten Technik „von angebissener Apfel“ weiß ich dass ich gestern 15,6 km gelaufen bin und am Tag davor nochmal 3 mehr. Das läppert sich also das rumgehatsche im Turniersaal. Heute wollte ich eigentlich für Franz schreiben, aber mehr als den 1. Absatz habe ich nicht hin bekommen, da mich eine Nachricht ereilte, und ich nicht mehr in der Lage war so richtig klar zu denken. Also baumelte der Vormittag so dahin und ich ging um 14:00 ins …. Richtig !!! ich wartete auf Galina Popova , die Sportfotografin aus Sankt Petersburg, die ich gerne bei unserem „9. Kleinen Unterfränkischen Schachfestival“ an Pfingsten in Bad Königshofen hätte. Das wollte ich mit Ihr besprechen, doch leider kam ein Pressetermin ihr dazwischen. Stattdessen gesellte sich Anastasia Savina zu mir. (‚Inzwischen hat es sich rumgesprochen, dass ich von 2 – 3 immer hier bin).
15:00 Turniersaal. Überraschung! Keine Stühle da ! Ich denke immer, mich kann hier nichts mehr überraschen, doch falsch gedacht. Aufregen bringt nichts. Russisch denken: Luftholen, nachdenken und warten. Auch diesmal führt das zum Erfolg. Während ich alle meine 40 Uhren gestellt habe (sind ja alle verstellt, weil der Studentencup vormittags nur mit 90 Minuten spielt plus 30 Sekunden, also kein Inkrement nach 40 Zügen) dauert das ein wenig. Die Klappstühle der unbequemen Art wurden durch Polsterstühle der Marke Luxus ersetzt, was dazu führte, dass wir alle Tische verrutschen mussten, da sonst nicht genug Platz zwischen den Stühlen gewesen wäre. Trotzdem ging die Runde pünktlich wie immer los. Auf einmal waren viele Leute wie Ameisen unterwegs. Was wir durch organisieren lösen, wird hier durch die Anzahl der Arbeiter ausgeglichen. Auch eine effektive Lösung!
An den vorderen Brettern haben wir immer noch Spieler mit 4 aus 4 nach dieser Runden. Mal sehen, wer morgen noch seine weiße Weste hat. An Brett 2 wurde als Eröffnung Russisch gespielt, hat mir gefallen. Aber evtl. war es auch in Runde 3 …. Turnierseite Resultate
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