Wenn man es mit dem heute gültigen Vokabular ausdrücken würde, dann war das Meisterturnier in London, im Jahre 1899, eines der ersten Superturniere der Schachgeschichte. Mit Ausnahme
von Dr. Siegbert Tarrasch waren seinerzeit dort die besten Spieler der damaligen Zeit versammelt. Tarrasch fehlte, da er es v
orzog, seinem großen deutschen Rivalen, den amtierenden Weltmeister Dr. Emanuel Lasker, stets aus dem Weg zu gehen, da er nicht die Gelegenheit erhielt, um die WM-Krone kämpfen zu dürfen.
15 Teilnehmer spielten einmal mit Weiss und Schwarz gegeneinander. Dabei spielte der deutsche Weltmeister seine Gegner in Grund und Boden und siegte am Ende mit 22,5 Punkten. Er verwies seine Konkurrenten David Janowski, Harry Pillsbury und Geza Maroczy, die jeweils nur 18 Punkte erzielten, auf die nachfolgenden Plätze.
Ebenfalls mit dabei Ex-Weltmeister Wilhelm Steinitz, der seine beste Zeit schon längst hinter sich hatte, zudem war er gesundheitlich angeschlagen und befand sich bereits vor Beginn des Turnieres wiederholt in ärztlicher Behandlung. Steinitz verstarb ein Jahr später, geistig umnachtet und völlig verarmt in New York. Was uns erhalten blieb, ist sein Vermächtnis, der im 19. Jahrhundert vorherrschenden Spielweise, des stürmisch auf Angriff ausgerichteten Schachs, mit einer wissenschaftlichen Herangehensweise den Kampf angesagt zu haben. Dabei formulierte er Grundsätze, die heute noch Gültigkeit haben.
Heute sehen wir die letzte Partie zwischen Steinitz und Lasker. Ich wünsche viel Spaß beim Studium der Partie.
Zeichnungen: Frank Stiefel
Gemeinhin wird (auch) das Meisterturnier Nürnberg 1896 in ähnlichem Zusammenhang genannt:
https://www.schachbund.de/nuernberg-1896.html
Auf Betreiben Tarraschs, der anscheinend auch charmant sin konnte, rückte die gesamte Weltelite in der Noris an. Bezüglich der Ausrichtung kam es zu einem Streit zwischen Max Lange, DSB-Präsident und Sigi Tarrasch, den Doc T. für sich entschied.
https://www.schachbund.de/nuernberg-1896.html
Mit Em.Lasker, Charousek, Schlechter, Janowsky, Maróczy, Marco, Showalter, Albin, Tschigorin, Tarrasch, Winawer, Steinitz, Blackburne, Schallopp, Schiffers, Pillsbury, Walbrodt, Teichmann und dem eher unbekannt gebliebenen Porges ging fürwahr die Weltklasse an den Start! Aljechin und Capablanca waren noch nicht so weit und Du … auch nicht. Es siegte nach ACHTZEHN Runden mit 13,5 pt. und mit einem Punkt Vorsprung vor Máróczy der noch junge Em. Lasker, Tarrasch verlor gegen Lasker (vermutlich stand die Sonne zu tief?) und wurde Dritter. In Wolgang Kramms Wälzer über den sonderbaren Tarrasch findet sich ua. eine ergotzlich zu lesende Passage auch über dieses Turnier, das anscheinend die langjährige, vielleicht bis heute anhaltende, Opposition des Bayer. Schachverbds zum preuß.-Berliner DSB begründete.