Eines der größten Open Deutschlands ist der 21. Nord-West Cup in Bad Zwischenahn. Gleichzeitig hat dieses Open wohl die beschämste Turnierseite der Republik. Keine Live-Übertragung. Keine Fotos. Keine Partien. Nur nackte Ergebnisse. Unter den Ergebnissen Fotos aus dem Jahr 2017 (Stand: 27. Januar 2019). Wer nicht genau hinsieht meint es wären aktuelle Fotos. Hier werden die Gesetze des Marketings über den Haufen geworfen. Man kann nur hoffen, dass das nicht Schule macht. Der Veranstalter arbeitet wohl nach dem Motto: „Der Erfolgreiche hat immer Recht“.
Erfolgreich ist das Schachevent seit Jahren. Dieses Jahr haben sich 363 Schachfreunde eingefunden, die um gute Platzierungen und Preisgeld kämpfen. Gespielt wird in 3 Gruppen. In der A-Gruppe spielen 164 SchachfreundeInnen, darunter 31 Titelträger.
Man wird den Eindruck nicht los, dass es dem Veranstalter ChessOrg Reisen GmbH nur um dicken Reibach geht und weniger darum was Schachfreunde interessiert, die nicht an dem Event teilnehmen, sich aber sehr über den Verlauf informieren wollen. Dieses Open hätte es verdient, dass es einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wird, mit allen Informationen die heute möglich sind.
Nun ja, eine Plicht zu Öffentlichkeitsarbeit gibt es eben nicht – entscheidend ist, ob die Teilnehmer selbst zufrieden sind. Und so stark besetzt war das Turnier nicht: bei den 31 Titelträgern werden FMs und sogar CMs mitgezählt, Großmeister waren fünf davon einer mit Elo über 2500.
Ja, man hat sich daran gewöhnt dass man fast Alles immer und überall haben oder zumindest verfolgen kann. Ich freue mich über aktuelle Turnierberichte, die mittlerweile immer öfter sogar in Echtzeit oder zumindest in Echtzeit kommentiert übertragen werden. Wobei es für den Zusehenden ja gar nicht relevant ist, ob es wirklich live ist – wichtig ist nur, dass er es glaubt. Im Fußball ist es mittlerweile so, dass viele einen Großteil der Bundesligaspiele teils live, teils zeitnah auf Sky sehen und über DAZN die ersten Ligaspiele anderer Länder auch noch. Derweil gehen immer weniger Fans zu Spielen der unteren Ligen, um sich die Spiele in ihrem Dorf, Städtchen oder Stadtteil anzukucken. Zu unwichtig, wenn man Liverpool live sehen kann. Es soll allerdings auch noch echte Menschen in der echten Welt geben, die ein reales Erlebnis mit anderen Menschen teilen und denen es nicht so darauf ankommt, ob andere Menschen, die gerade zuhause sitzen und sich langweilen, ihnen dabei zukucken. Und wenn ich bedenke, wie öde sieben der zehn Normalpartien zwischen Carlsen und Caruana waren, muss ich sagen: Wäre es nicht in Echtzeit übertragen worden, hätte ich auch nichts verpasst.