Schule ist Pflicht. Das hemmt und macht wenig Spass. Schach ist freiwillig. Die Kinder lernen wichtige Fähigkeiten fürs Leben, ohne es zu merken. Druck in Form von Noten gibt es nicht. Die Fortschritte geschehen zwar nicht von heute auf morgen, sind dafür aber umso nachhaltiger.
Spielst du selbst Schach? Perfekt! Aber keine Sorge, auch wenn du null Ahnung vom Schachspiel hast, kann es dein Kind lernen. Begleite es auf eine kleine Abenteuerreise.
Auf dieser Reise entdecken die Kinder zuerst die verschiedenen Figuren mit ihrer Bedeutung. Dann folgen erste kleine Spielchen. Wer bringt einen Bauern auf die gegenüberliegende Seite oder wie knöpft man sich, die Steine des Gegners ab? Mit Streben hat das nichts zu tun. Das ist spielend lernen.
Warum Schach für Kinder?
Wissenschaftliche Untersuchungen der Universität Trier haben gezeigt, dass Schach als Schulfach die Leistungen von Schülern steigert. Bereits eine Lektion Schachunterricht pro Woche verbessert die Wahrnehmungs- und Konzentrationsfähigkeit.
Was denken die Kinder darüber? Sie sind dem Spiel der Könige gegenüber aufgeschlossen und hoch motiviert. Schach ist bei den meisten Schülern beliebter als die klassischen Fächer wie Mathematik, Deutsch oder Französisch. Ich zitiere ein armenisches Mädchen:
«Ich finde Schach toll, weil es den Verstand trainiert. Auf diese Weise werden wir sehr klug.»
Die Schüler zeigen nicht nur Fortschritte in Mathematik. Das Leseverständnis ist ausgeprägter. Die Werte im sozialen Verhalten steigen ebenfalls. Die Forscher aus Trier sind überzeugt, dass das Schachspiel die Entwicklung eines Kindes vorantreibt.
Die 64 Felder bieten aber weit mehr. Sie unterstützen die gesellschaftliche Eingliederung und bekämpfen Diskriminierung jeglicher Art. Einigerorts konnte gar die Kriminalitätsrate durch Schachprojekte gesenkt werden. Ähnliches gilt für Abhängigkeiten wie beispielsweise dem Drogenkonsum.
Schach ist ein leicht zugängliches Spiel für alle soziale Schichten. Deshalb fördert die Europäische Union und die UNESCO verschiedene Programme zu «Schach in Schulen». Nicht umsonst wird das Schachspiel als «Sprache aller Völker» bezeichnet.
Schach macht klug
Schach entwickelt den Geist. Alle Züge sind das Resultat eigener Anstrengungen und Überlegungen. Spielerisch üben Jungen und Mädchen, wie sie Herausforderungen des Alltags analytisch lösen. Diese Fähigkeit ist nicht bloß Genies vorbehalten. Vergiss die Vorurteile, die Hollywood-Filme so gerne untermauern!
Der Streber mit den dicken Brillengläsern und zwei linken Füssen ist an Schachturnieren selten. Insbesondere benachteiligte und «durchschnittliche» Kinder blühen mit den 32 Figuren auf. Sie finden dadurch viel öfter Zugang zu ihrem Potenzial.
Es ist wissenschaftlich schwer zu beweisen, wie Schach die Leistung in der Schule steigert. Ich glaube, das hängt hauptsächlich mit der Einstellung und den Fähigkeiten zusammen. Wer Schach spielt, wird automatisch wissbegierig, geduldig und entwickelt Ehrgeiz.
Microsoft behauptet in einer Studie, dass die Aufmerksamkeitsspanne des Menschen in den letzten Jahren unter die eines Goldfisches gesunken sei. Schachspielende Kinder lernen, sich zu fokussieren. Sie blenden störende Einflüsse aus und bewahren auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf.
Eine spielerische Lebensschule
Neben den intellektuellen Auswirkungen hilft Schach den Kindern, sich in sozialen Alltagssituationen besser zurechtzufinden. Erste Erfolge auf den 64 Feldern stärken das Selbstvertrauen. Gleichzeitig lernen Kids mit Niederlagen umzugehen und Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen. Sie versetzen sich in die Pläne der Gegner hinein und integrieren diese in die eigenen Überlegungen.
Durch den Umgang mit Zeitnot und Überraschungen wird die psychische Stabilität trainiert. Wozu ist das wichtig? Denken wir nur an den Stress, den Schulprüfungen auslösen. Manche Kinder fallen bei Tests nur durch, weil sie mit dem Druck nicht klar kommen. Sobald die Uhr tickt, geht nichts mehr.
Ich habe Zweifel, dass staatliche Schulen in den nächsten Jahren einen grossen Wandel durchleben. Eine Schule ohne Prüfungen ist für die meisten Menschen etwa so wie eine Schweiz ohne Berge. Warum den Kindern nicht eine Chance geben, wo sie sich spielerisch an ihr Druckproblem heranwagen können?
Schach lehrt, sich Ziele zu setzen und sich nicht (nur) an den Leistungen Anderer zu messen. Wer sich anstrengt, macht Fortschritte. Ohne Fleiss keinen Preis. Ebenso wichtig ist Fairness und Respekt. Eine Schachpartie beginnt und endet mit einem Handschlag. Aus «Gegnern» werden nicht selten Freunde fürs Leben.
Die Schachstunde ist kein Pauken, sondern ein Erlebnis. Sie soll für Neues begeistern! Sobald die Figuren an ihrem Platz sind und der erste Zug ausgeführt wird, beginnen die Kinderaugen zu strahlen. Vor ihnen liegt ein Labyrinth voller spannender Wege.
Sie identifizieren sich mit Bauern oder Königen und schlüpfen in die Gestalt ihrer Lieblingsfigur. Die Frage nach Sieg oder Niederlage weckt die Abenteuerlust des Sprösslings. Dessen Fantasie wird mit jedem Zug von Neuem angeregt. Der Klassiker Schach hält locker mit jedem Computergame und Fernsehprogramm mit!
So lernen Kinder Schach spielen
Früher lernten Kinder die Schachregeln vom Vater oder den Grosseltern. Ich finde das nach wie vor eine wunderschöne Gelegenheit, um verschiedene Generationen zu verbinden. Beherrschst du selbst die Regeln? Dann zögere keinen Moment, dein Wissen und deine Leidenschaft weiterzuvermitteln.
Heutzutage können Kinder auch Schach lernen, wenn die Eltern nichts mit den Holzfiguren am Hut haben. Im Gegensatz zur ersten Vermutung sind Schachvereine eher selten in der Lage, einem Kind das Spiel von Grund auf zu lehren. Es gibt aber Ausnahmen! Woran erkennt man die?
Schachvereine gestalten ihre Angebote für Anfänger meistens im Sinne eines Ferienpasses. Diese Kurse sind dementsprechend ausgeschrieben. Wenn ein Kind gefallen findet, wird es anschliessend in der Jugendgruppe des Vereins weiter gefördert. Es wird so Schritt für Schritt an das Turnierschach herangeführt.
In einigen Regionen der Schweiz haben sich professionelle Schachschulen etabliert. Ausgebildete Trainer unterrichten in Kleingruppen oder im Einzelunterricht. Das Spielerische steht im Vordergrund. Bei privaten Schachschulen gibt es erhebliche Preisunterschiede. Jede hat ihre Stärken und Schwächen.
Bei Interesse buchst du am besten eine Probelektion für dein Kind. Zögere nicht, den Lehrern in Fragen zu stellen. Kann der Trainer zum Beispiel ein FIDE-Diplom (Weltschachbund) oder ein Zertifikat vom SSB (Schweizer Schachbund) vorweisen, ist das ein Indiz für eine seriöse Ausbildung. Hier eine kleine Auswahl von Schweizer Schachschulen:
Lass dich nicht von der Spielstärke des Trainers blenden. Die sogenannte Elo-Zahl ist für einen Basiskurs nichtsaussagend. Sie zeigt lediglich an, dass der Trainer ein guter Schachspieler ist. Aber niemand sucht einen Professor für den Nachhilfeunterricht. Das gleiche gilt beim Schach.
Schlussendlich muss die «Chemie» zwischen den Kindern und dem Pädagogen stimmen. Findet der Schachlehrer Zugang zum Nachwuchs? Ist seine Kommunikation kindsgerecht? Ist er in der Lage, deinen Schützling zu motivieren?
Text: Florian Schiendorfer
Ihr Schachshop in der Schweiz
In «Schach für Kinder» erklärt das kleine Krokodil Kristin, seinem Freund Ben das königliche Spiel. Mit diesen beiden Protagonisten lernt ihr alle Regeln. Zudem erhält ihr wertvolle Tipps, wie man erfolgreich spielt. Dank Kristin kommt der Spass dabei nie zu kurz!
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