Dezember 2, 2024

GM Vincent Keymer

Elf Runden werden beim FIDE Grand Swiss/Isle of Man Open insgesamt gespielt, die meisten Entscheidungen fallen sicher erst am Montag: Wer qualifiziert sich für das Kandidatenturnier? Wer landet unter den besten 30 und bekommt Preisgeld? Wer bekommt für weniger als 50% im Turnier Preisgeld (Voraussetzung: weiblich)?

Aber Spieler, die (mit einer Ausnahme) dafür realistischerweise nicht in Frage kommen, haben ihr eigenes Ziel bereits nach neun Runden, teils schon zuvor, erreicht. Neun Partien braucht man generell für eine GM-Norm, außerdem ja TPR mindestens 2600 (2599 reicht nicht, das hatte Keymer in der letzten Bundesliga-Saison). Nun machte er es wieder etwas spannend, während drei andere es schon zuvor geschafft hatten. Bei gegnerischem Eloschnitt von etwa 2640 reicht 4/9 für eine GM-Norm.

Alle Fotos (mit einer Ausnahme) von John Saunders, gefunden auf der Turnierseite und auf Twitter. Auf dem Titelfoto strahlt Keymer nach erreichtem Ziel, im Hintergrund die Notation der zuvor noch fehlenden Remispartie. Zu seinem Turnier nur so viel: es gab solide Remisen, ein weniger solides Remis gegen Saric in Runde 2 (aus Verluststellung entwischte er quasi-studienartig), einen Sieg gegen Sjugirov und zwei Niederlagen gegen Le Quang Liem und Mareco – die zweite Niederlage in Runde 8 nach wilden Najdorf-sizilianischen Komplikationen: Engines hatten mal lieber Weiß und dann wieder lieber Schwarz, so ging es hin und her bis der Argentinier definitiv Oberwasser bekam. Für die Spieler war es sicher ebenso aufregend, obwohl oder weil sie das Computerurteil natürlich nicht kannten.

Weniger los war in Runde 5 gegen seinen Trainer Peter Leko (Foto Maria Emelianova)

. Der hatte nichts dagegen einzuwenden, dass Keymer – wie Leko selbst – noch vor dem 15. Geburtstag alle Voraussetzungen für den GM-Titel erfüllt. Noch wird Keymer auf dieser Liste nicht erwähnt – derzeit hat sie 36 Namen, nach der nächsten Aktualisierung sind es 38, darunter dann sieben Inder und nun auch ein Deutscher. Zwei Remisen brauchte Keymer danach noch, dafür brauchte er vier weitere Runden.

Hier ist er voll konzentriert während der neunten Runde – vorübergehende Komplikationen mit Schwarz gegen Zvjaginsev, dann ein Remisendspiel mit ungleichfarbigen Läufern. Engines hatten kurz vor Schluss noch gewisse Sorgen um Keymer – das aber wohl weil sie nicht kapierten, dass Zvjaginsev zu seinem a-Bauern den falschen (schwarzfeldrigen) Läufer hatte.

Und hier im fälligen Interview mit Fiona Steil-Antoni.

Drei andere (und ein Land) hatte ich bereits erwähnt, aber noch nicht namentlich:

Der noch 13-jährige (Geburtstag im Dezember) Inder Raunak Sadhwani hatte die vier nötigen Punkte bereits nach sieben Runden, aktuell hat er 5/9. In diesem Turnier hat er auch Elo 2500 geknackt, damit hat er wie Keymer alle Voraussetzungen für den GM-Titel erfüllt. GM-Normen, definitv nach acht Runden (sofern sie tags darauf am Brett erscheinen) gab es für

Jonas Bjerre, die dänische Antwort auf Rasmus Svane, sowie

Dinara Saduakassova, die offenbar nie individuell fotografiert wurde – im Gegensatz zu (Trostpreise?) Damen mit weniger Punkten im Turnier. Gegner Gawain Jones schämt sich offenbar für sein enttäuschendes Turnier, dabei ist er nicht der einzige – aber das werde ich nicht vertiefen.

Sanan Sjugirov war selber mal Jungstar, aber schaffte dann nicht den grossen Durchbruch. Sein Beitrag zu Erfolgen der nächsten Generation: Niederlagen gegen Sadhwani und Keymer.

Noch ein paar Fotos:

Kirill Alekseenko ist, dank seiner Erfolge in diesem Turnier und zuvor beim Weltcup, neuestes Mitglied im Club 2700+. Seither hat er keine weitere Partie gewonnen, aber so schlecht sind Remisen gegen Carlsen, So und Anand nun auch wieder nicht.

Der Spanier David Anton Guijarro ist bisher die Überraschung des Turniers – zwei Runden vor Schluss führt er gemeinsam mit Caruana, Aronian und Nakamura. Will er etwa, dass sein Trainer IM David Martinez arbeitslos wird? Für das Kandidatenturnier bräuchte er wohl einen hochkarätigeren Helfer. Ganz aus dem Nichts heraus kommt der Erfolg nicht – auch in Gibraltar hatte er mehrfach ganz vorne mitgespielt.

Grischuk ist einer von elf mit momentan einem halben Punkt Rückstand – „Was ging schief?“ beim letzten Friseurbesuch? Zwei Spieler der älteren Generation waren auch vorne mit dabei, verloren allerdings in Runde neun:

Shirov, der sich nach eigener Aussage erst eine Stunde vor Meldeschluss entschied, mitzuspielen

Sowie Boris Gelfand

In einer Runde spielte Shirov aber plötzlich am 77. und letzten Brett:

Offenbar wollte man die Damen, lokalen Spieler von der Isle of Man, Senioren-Weltmeister usw., die quasi ihr eigenes Turnier auf Niveau Elo unter 2500 spielen, daran erinnern dass auch starke Großmeister (neben Shirov sein Gegenüber Yu Yangyi) mitspielen.

Nein, es gab einen anderen Grund warum Hauptschiedsrichter Alex Holowczak (auf dem Foto vorne zentral) sie in den Nebenraum schickte. Aber das will ich nicht vertiefen – generell ist dieser Artikel eine Kurzfassung, nachdem die erste Version aus technischen Gründen ersatzlos verloren ging.