Christoph Engelbert Gedenkturniere Runde 3
Heute steht die einzige Doppelrunde auf dem Plan, doch das schien die Teilnehmer nicht davon abzuhalten sich bereits in der 11.00 Uhr startenden Morgenrunde voll reinzuhängen. Von verpassten Chancen, über Figurenopfer und eine Partie die 3 Partieformulare brauchte war alles dabei. Langsam kristallisiert sich heraus wer auf ein Norm und um das Preisgeld spielt und wer aufpassen muss in einem so starken Feld nicht unterzugehen.
IM-Turnier
Ben Oni ist eine der Varianten, die man bei diesem Turnier häufig antrifft. So auch in der Begegnung zwischen Hannes und Matthias. Weiß hatte den obligatorischen Vorteil im Ben Oni und Schwarz das gewöhnlich unangenehme Gegenspiel. Doch die Stellung kippte und verschob sich immer weiter zu schwarzen Gunsten.
Der letzte Zug Ta1 war zu langsam, Weiß hätte mit f3 das Zentrum stabilisieren sollen. Schwarz spielte korrekt c4 an dieser Stelle, ein typischer Zug im Benoni, nahm das gesamte Zentrum mit und gewann am Ende souverän die Partie.
Martin spielte mit Weiß gegen Zigurds ein schönes Figurenopfer im Sizilianer, daraus entstand folgende Stellung.
Hier hätte das logische c7 folgen sollen, auch wenn die Konsequenzen sehr unübersichtlich sind, nach Dc8 soll der Zwischenzug Lc6+ eingeschoben werden und da Weiß kaum Material weniger hat und ordentlich Angriff gibt auch die Engine einen dicken Vorteil. Doch Martin entschied sich für das ruhige Lf4, was eine nachteilige Stellung zur Folge hatte.
Doch er kämpfte sich wieder zurück in die Partie und ergatterte einige Bauern für seine geopferte Figur.
Doch hier griff Martin mit Td1?! Fehl, was Txb5 mit schwarzem Vorteil bedeutete. Am Ende stand der volle Punkt für Zigurds zu Buche.
War die Stellung in der in der Tom mit Tac1 in die Zugwiederholung gegen Jens Ove einwilligte. Bereits die zweite Stellung in der Tom eine bessere Stellung gegen einen starken Spieler nicht weiterverfolgte. So etwas kann einen während eines Turniers einholen, denn wenn es mal nicht so gut läuft werden die stärkeren Gegner sich nicht mit einem Remis zufrieden geben. Andererseits kann es auch die Sicherheit geben, dass man gegen starke Gegnerschaft bestehen kann, die man braucht um im Verlaufe des Turniers erfolgreich zu sein.
Julian und Eelke hatten einen Dragodorf auf dem Brett, eine Mischung aus Najdorf und Drachen. Nachdem Eelke mit Schwarz ein bisschen Schnur gab, schnappte der Hamburger zu und erarbeitete sich einen klaren Vorteil und die angenehmer zu spielende Stellung.
Diese Stellung verlangte dynamisches Spiel und wie bereits in den Bemerkungen zu der Partie gegen Guilherme angemerkt, ist das eine von Julians großen Stärken. Eelke hatte keine Chance sich zu befreien und musste bald seine Niederlage eingestehen.
Guilherme spielte eine sehr gute Partie mit Weiß gegen Arne. Aus einer leicht schlechteren Stellung machte er eine klar bessere.
Mit Sa4+ hätte Guilherme eine klar bessere, beinah sogar gewonnene Stellung erhalten können. Doch er spielte f6, der ist deutlich zu langsam. Das Läuferpaar tat seine Arbeit und Guilherme musste kurz darauf aufgeben.
Durch seinen Sieg spielte sich Matze auf die Spitzenposition, die er mit 2,5 aus 3 bekleidet.
Im GM-Turnier war es ähnlich spannend.
Die längste Partie des Turniers spielten Sipke und Malte, mit einer 129-zügigen Seeschlange. Das hätte Malte jedoch abkürzen können
Hier Txg2 Txg2 und die Stellung endet schnell remis, da entweder der f3 fällt oder die Stellung einem ungleichfarbigen Läuferendspiel endet. Aber Malte machte es sich schwer, so schwer, dass er am Ende die gegnerischen Drohungen nicht mehr parieren konnte. Nach über 6 Stunden gab Malte seinen Kampf auf, nur um einige Minuten später wieder am Brett zur 4. Runde zu sitzen.
In der Begegnung zwischen Dirk und Luis brannte das Brett. Dirk zauberte den Grand Prix Angriff aufs Brett und setzte Luis ordentlich unter Druck. Hier fühlte ich mich an eine lange Zugfahrt mit Luis von einem Bundesligaspiel nach Hamburg erinnert. Wir blitzten dutzende Partien, in denen ich immer mal wieder auf Gewinn stand, aber nie einen Stich sah, da Luis nach meiner Einschätzung der Zäheste Jugendliche ist. Das zeigte er auch hier. Er verteidigte sich sehr umsichtig.
Hier hätte Dirk mit Dc3 weiterhin einen Vorteil behalten können. Doch er spielte e5 und sicherte so den schwarzen König da nun die Dame über die Diagonale a1-h8 nicht mehr Probleme stellen konnte. Jetzt drehte sich das Blatt. Luis bekam drei Bauern für die Figur, die dann ordentlich Richtung Grundreihe marschierten und den vollen Punkt brachten.
Im Duell der beiden Bremer schien Spartak kurz davor zu sein die dritte 0 zu kassieren
Dazu hätte er hier aber De7 finden müssen, um gegen die schwarzen Dauerschachideen vorzugehen. Doch nach Tf3 war kein Entrinnen mehr und die Partie endete kurz später Remis.
Georgios verpasste mit den weißen Steinen nach einem genialen Figurenopfer und einer darauf folgenden Ungenauigkeit von Lubo die Chance auf einen vollen Punkt.
In solchen Stellungen sind stille Züge immer sehr schwer zu finden. Hier hätte Dg4 mit der Doppeldrohung Te6 und Dh5+ gewonnen, Georgios fand diesen Zug nicht und die Partie endete nach Sf5 und einigen weitern Zügen im Remis.
Felix merkte selber nach der Partie an, dass er mit den schwarzen Steinen gegen den Großmeister Eduardas Rozentalis in Nachteil gekommen war. Doch er schaffte es sich Gegenspiel gegen den weißen König zu organisieren.
Hier wählte Eduardas den Zug c2-c3. Felix antwortete mit Da1+, räumte eine ganze Menge Bauern ab und gewann die Partie souverän.
Im GM-Turnier führen Luis und Sipke das Turnier an, mit jeweils 2,5 Punkten. Luis ist damit in einer starken Ausgangslage um die GM-Norm zu spielen.
Runde 2:
Nach der spannenden Auftaktrunde im IM und GM-Turnier des Hamburger SK in Gedenken an unseren Schachfreund Christoph Engelbert, legten die Spieler in Runde 2 nach.
Doch zuvor wurde noch das Geburtstagskind und Mitorganisator des Turniers Andi Albers mit einem kleinen Ständchen der Teilnehmer und 2 Kuchen gefeiert, bevor die 2.Runde pünktlich um 16.00 losging.
Das IM-Turnier sah dabei das Duell zweier Favoriten. Hannes versuchte es mit den schwarzen Steinen mit der französischen Verteidigung gegen den Erfolgstrainer Zigurds Lanka.
In dieser Stellung spielte Zigurds nach Lb4 ohne nachzudenken Td1. Hannes fing an den Kopf zu schütteln, denn er hatte eine halbe Stunde lang die Konsequenzen von Sg4?! Berechnet. Doch Zigurds wollte sich nicht auf diese komplizierten Abspiele einlassen und wickelte in ein leicht bessere wenn auch sehr remisliche Endspiel ab. Kurz darauf wurde die Punkteteilung vereinbart. Sg4 wäre übrigens ungenau gewesen. Nach Sxg4 Dxg4 f5 gewinnt Schwarz eine Qualität auf e1. Sicherlich gibt es noch mehr zu der Stellung zu beachten, doch Zigurds ließ sich nicht auf ein Rechenduell ein.
Auch in der Partie Fries-Nielsen gegen Voigt verließ die Stellung nie die Remisbreite. Die beste Chance gab es für unseren dänischen Freund noch in folgender Stellung:
Jens Ove wählte hier Txf5 um nach Ld8 bald den d7 abgeben zu müssen. Lh3 hätte die Chancen erhöht den Bauer zu halten und damit auch noch einige Chancen auf den vollen Punkt. Auch hier hat Schwarz gute Chancen zu halten, doch die Partie verflacht nicht so schnell wie nach der gespielten Fortsetzung.
Matthias schaffte es nach einer für ihn unbekannten Eröffnungsphase eine echte Matze-Stellung aufs Brett zu bringen. Vermutlich eine lange Zeit immer ein klein wenig schlechter für ihn, aber mit unzähligen Hindernissen und Fallen für beide Seiten. Arne fand mit Schwarz in komplizierter Stellung nicht die beste Fortsetzung und sah sich auf einmal folgender Stellung gegenüber.
Und hier spielte Matze mit Weiß f5!! Alle weißen Figuren sind im Angriff, der schwarze König ist schutzlos, nach wenigen weitern Zügen gab Arne auf.
Eelke und Tom kämpften über 74 Züge in einem sehr dynamischen Endspiel in dem Eelke die Oberhand zu haben schien. In dieser Stellung musste Tom eine Figur geben.
Nach g5+ spielte Tom richtigerweise Kxg5, denn nach Kg6 ist die schwarze Figurenkonstellation am Königsflügel nicht mehr zu lösen. Tom setzte auf seine Bauermasse und seinen aktiveren König.
Der Springer von Eelke auf b1 ist gefangen, kommt also die Aufgabe? Nein, denn a4 und die Bildung eines Freibauern rettet um Haaresbreite die Partie ins Remis.
In der letzten Partie des IM-Turniers sah Guilherme mit Weiß gegen Julian Kramer bereits wie der sichere Sieger aus. Doch Julian fand, wie auch Guilherme anerkennend feststellte immer wieder Gegenspiel, der letzte Moment in dem unser brasilianischer Freund hätte ernsthaften Vorteil nachweisen können war dieser.
Hier hätte Guilherme mit Dh7+ Kxf6 Dh8+ gefolgt von Dxe5 mit Schach in ein besseres, vielleicht sogar gewonnenes Damenendspiel abwickeln können. Doch mit all den Möglichkeiten in dieser Stellung ist es schwer seinen Fokus auf so ein Figurenopfer zu richten.
Im IM-Turnier gibt es keinen Spieler mehr mit 2 Punkten als weißer Weste. Matze, Tom und Eelke führen das Feld mit 1,5 Punkten an.
In der Königsklasse, dem GM-Turnier wurde ebenso gekämpft wie im IM-Turnier.
Luis schien zwischenzeitlich auf seinem Weg zum zweiten Punkt zu sein. Er gewann nach der Eröffnung einen Bauer, sah sich aber einem fiesen Läuferpaar und einem kreativen Holländer namens Sipke gegenüber. Dann spielte er in dieser Stellung
B3 und übersah, dass es gute Gründe gab nach Lxc4 das Remisangebot anzunehmen.
Malte und Eduardas trennten sich in folgender Stellung Remis
Malte hätte hier mit den weißen Steinen, wie auch bereits zuvor, mit f4 noch versuchen können die Partie weiter zu kneten, doch die schwarzen Springer sind trickreich und nicht zu unterschätzen. Zudem hatte Malte die erste Runde verloren und bei einem solch starken Rundenturnier ist es immer wichtig erst mal was Zählbares vorzuweisen um nicht in eine Abwärtsspirale zu schlittern.
Lubomir erteilte Jari eine Königsindisch-Lehrstunde mit den weißen Steinen und wer unseren Doktor kennt, der weiß, dass das durchaus wörtlich zu nehmen ist.
Hier spielte Lubo den unglaublich starken Zug Txe5!! Gefolgt von Sf6+ Und legte damit die schwarze Stellung endgültig in Schutt und Asche.
Zwischen Felix und Georgios entwickelte sich ein sehr abwechslungsreicher Kampf, nachdem Felix besser aus der Eröffnung kam, schaffte Georgios beinah einen Vorteil im späten Mittelspiel zu erarbeiten. Doch diesen gab er wieder her und für viele Züge wurde dann dieses Endspiel diskutiert
Eigentlich Remis, vor allem wenn der schwarze Bauer auf h5 steht muss der Nachziehende, in diesem Fall Georgios, noch einige Arbeit leisten um den halben Punkt zu bekommen. Felix versuchte noch alle Register zu ziehen, konnte aber nicht den vollen Punkt einsammeln.
Dirk lief mit seinem Wolga-Gambit in eine starke Vorbereitung des Werder-Spielers Spartak rein. Was sich nicht nur in der Stellungsbewertung sondern auch im Zeitverbrauch der beiden widerspiegelte. Doch Dirk fand einen guten Weg eine Qualität zu opfern und seinem Gegner, trotz oder gerade wegen klar schlechterer Stellung, Probleme zu stellen. Spartaks Stellung ging immer weiter den Bach runter, bevor sie diesen Punkt erreichte.
Hier hätte Spartak mit a4 !? noch kämpfen können. Die Idee ist, dass nach Lxb3 Sxc5 noch funktioniert und die Partie weitergeht. Nach Spartaks Entscheidung hier Sc3 zu spielen nahm Dirk mit Lxc3 gefolgt von Txa2 den nächsten Bauer mit und gewann das Endspiel in sicherer Art und Weise.
Auch im GM-Turnier gibt es niemanden mehr mit weißer Weste, hier teilen sich sogar 4 Spieler die Spitze mit 1,5 Punkten als da wären Luis, Lubo, Sipke und Dirk.
Runde 3 und 4 ist die einzige Doppelrunde, wo es sicher einige Vorentscheidungen geben wird. Nicht unbedingt um den Turniersieg, aber wer im Laufe des Turniers Chancen auf eine der begehrten Normen haben wird.
Text: Jonathan Carlstedt
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