Von Conrad Schormann
Als das Feld der 128 Spieler auf 8 heruntergespielt war, stellte sich im Viertelfinale die Frage, ob die Schachbundesliga mit einem oder zwei Akteuren im Halbfinale vertreten sein würde. Während beim Match der Baden-Badener Mannschaftskameraden Maxime Vachier-Lagrave und Vorjahressieger Levon Aronian einer sicher weiterkommen würde (MVL), hatte Hockenheims Nikita Vitiugov mit dem Chinesen Yu Yangyi einen weiteren schweren Brocken aus dem Weg zu räumen.
Als Yu nach zwei Remisen in den klassischen und zwei weiteren in den Rapid-Partien im Tiebreak die erste 10-Minuten-Partie gewann, sah das nach einer Vorentscheidung aus. Aber Vitiugov mobilisierte alle Energie, überspielte seinen Widersacher in der zweiten 10-Minuten-Partie, und erkämpfte sich zwei Blitzpartien. Die endeten wieder remis, sodass die Armageddon-Partie das Match entscheiden sollte. Und in der waren noch keine zehn Züge gespielt, da hatte Vitiugov zwei Bauern mehr, und der König seines Gegners turnte im Freien herum.

Schon dieser Beginn, der eher nach Kreis- als nach Weltklasse aussah, war ausschließlich den Begleitumständen geschuldet: Druck und Erschöpfung am Ende des härtesten Turniers, das es beim Schach gibt. Mit diesen beiden Faktoren hängt auch zusammen, was danach geschah. Während Yu sich zusehends konsolidierte, sogar ein wenig Initiative aufbaute, entglitt dem Hockenheimer die Partie nach und nach bis zum endgültigen Kollaps. Das Video eines am Boden zerstörten, fassungslosen Nikita Vitiugov kursierte tagelang durchs Internet, ein Zeugnis, in welchem Maße Emotion Teil unseres Spiels ist.
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