Ralf Mulde – Bei der Überschrift „Kein Sport im Sinne des Rechts„, wie heute der Nachrichtensender n-tv seinen ersten Sendeblock betitelte, hört gerade der Schachspieler einen Moment auf, das knackfrische Brötchen geräuschvoll aufzuraspeln. Es ist leicht vorhersehbar, dass sich Schach einmal mehr einige Fragen zur Förderung anhören werden muss (nach dem Motto „Sport ist, wenn man hinterher duschen muss“) – allerdings ist der jährliche Förderbetrag vom Bundesministerium ja gar nicht so unglaublich groß, dass man ihn nicht durch eine sowieso und hoffentlich bald anzustrebende Beitragserhöhung leicht ersetzen könnte. Die deutschen Schachspieler führten über dieses Thema bereits vor Jahren kenntnisreiche, lange Auseinandersetzungen, bis der momentan geltende Stand erreicht war. Das wird kein DSB-Vorstand freiwillig wieder aufrubbeln wollen, zumal jetzt vernünftigerweise ein gewisses „Ruhebedürfnis“ vorherrschen dürfte.
Dennoch könnten ohne diese Förderung einige kuriose Abhängigkeiten von olympische Regeln gesprengt werden (Doping proben etc). Natürlich wird es weiterhin einige Schachoberste geben, die unbedingt wollen, dass „Schach olympisch“ werden möge; das zu erreichen, ergäbe aber jetzt erst recht kaum Vorteile. Nachteilig wäre jedenfalls, dass und Schach mit der olympischen Macht-Maschine nach der FIDE nur einer weiteren mindestens undurchsichtigen, vielleicht kriminellen Alt-Männer-Struktur unterworfen wäre. Ein Image-Gewinn wäre damit sicher nicht verbunden. Wer „draußen“ würde denn überhaupt davon hören, dass diese Brettsitzer jetzt auch irgendwie olympisch sind? Von jetzt knapp 10.000 Spielern auf z.B. 12.000 springen, weil der „olympische Werbe-Effekt“ einen Sog hinein in die Vereine entfacht? Wer’s glaubt …
Wir werden Mitglieder gewinnen, wenn Vereine und Gruppen auf fröhliche, bunte, charmante Weise dafür werben; die tollen Siebrecht-Aktionen sind ein schönes Beispiel dafür. Genau hier hätte eine sympathische und, ja auch professionelle Öff.-Arbeit des DSB einsetzen sollen. Dass es die nicht gibt, ist auch das Versäumnis vergangener „Generationen“ und mindestens eines DSB-Kongresses, in dem die Delegierten so hoch intelligent waren, keinen entspr. Referenten zu wählen, weil man den für nicht gar so wichtig hielt.
Jetzt hat der DSB in jeder Hinsicht attraktive, junge Frauen „am Brett“, kann die aber nicht ins Scheinwerferlicht stellen. Der DSB hat eine wieder phantastisch laufende DSAM als eins seiner Premium-Produkte, benutzt das aber nicht als positiv stimmenden Aufhänger, z.B. durch Artikel in Tageszeitungen dafür zu werben.
Der „Meisterschaftsgipfel“ war doch ein erster positiver Versuch, Schach mit einem Lächeln unter die Leute zu bringen – vorstellbar wäre, diese Veranstaltung in Zukunft durch Simultans, Löse-Wettbewerbe, sehr (!) große Show-Turniere an mehreren hundert Brettern auf dem jeweiligen Marktplatz etc zu garnieren, wobei natürlich Adressen, Spielzeiten, Fotos etc. der umliegenden Schachvereine in großer Auflage den wehrlosen Passanten angereicht werden sollten. Aber weder das jederzeit sympathisch zu bebildernde Schul- und Kinderschach überrollt den morgendlichen Zeitungsleser noch das mit weitem Abstand, wohl 75-80% der Vereinsspieler umfassende Seniorenschach erzeugt eine mediale Bugwelle.
https://www.n-tv.de/sport/Gutachten-spricht-E-Sport-Sportlichkeit-ab-article21232139.html
https://www.n-tv.de/sport/Moderatorin-Scharf-handelt-sich-Arger-ein-article21174810.html
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