Die Art wie er gelegentlich mit Menschen umging, war sicherlich nicht jedermanns Sache. Für die meisten Schachspieler galt, es dauerte halt eine gewisse Zeit, bis man sich mit ihm arrangiert hatte.
Erwischte man ihn jedoch an einem guten Tag und zeigte man sich speziell ihm gegenüber spen
dabel, so war er einer der besten Entertainer zum Thema Schach überhaupt. Sein Gedächtnis war derart phänomenal, dem unzickerschen, so schien es, in jeder Hinsicht überlegen. Einmal in Redefluss konnte er die Schachspieler derart in seinen Bann ziehen und auf eine Zeitreise durch die Schachgeschichte der letzten Jahrzehnte mitnehmen, so dass die Zeit wie im Flug verging.
Als ich das erste Mal von ihm hörte, sagen wir besser von ihm las, wurden Gegner für ihn gesucht, für ein Simultan der nicht alltäglichen Art, einem Weltrekordversuch speziell für das Guinness-Buch der Rekorde. Im Rahmen einer Veranstaltung „Tag der offenen Tür der Essener Feuerwehr“, spielte er an 575 Brettern (beendete Partien wurden mit wechselnden Gegnern neu begonnen) und erreichte eine Erfolgsquote von über 90%. Dies bescherte ihm einen Eintrag im jenem bekannten Buch.
Als Schachspieler verkörperte er stets das Gegenteil seiner Persönlichkeit. Wirkte er nach außen rau und undiszipliniert, so war er am Schachbrett diszipliniert und positionell unterwegs, dies mit einem nahezu perfektem Endspielverständnis. Ebenfalls gefürchtet sein sizilianischer Igel-Aufbau, einst aus dem Najdorf-System heraus entstanden, später über andere Zugfolgen perfektioniert. Die wenigsten konnten ihm damit was anhaben, selbst die Weltspitze biss sich daran die Zähne aus.
Auch wenn es viele ebenfalls versucht haben, dieses System, welches seine Handschrift trägt, zu kopieren, so hatten Sie halt alle ihre Probleme mit dem schwarzen König, der stets in der Brettmitte verblieb. Ihm jedoch machte dies nichts aus, so dass man heute sagen kann, keiner spielte diesen Aufbau so gut wie er.
Ich wünsche viel Spaß beim Studium der Partien.
Foto Boris Spasski: Von Juerg Vollmer / Maiakinfo – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7694119
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